Keine Angst, sie wollen nur spielen

American Football: Das Damen-Team der Cleve Conquerors sucht Verstärkung – kommenden Samstag findet ein „Try Out“ statt.

KLEVE. Rasenschach? Ein alter Hut als Sportmetapher. Also ließ sich Frank Buschmann etwas Neues einfallen. „Schach auf Rasen mit Kühlschränken“, sagte der TV-Kommentator jüngst während einer NFL-Übertragung über American Football. „Wir sind aber keine Kühlschränke“, versichert Jennifer Seif lachend. Die 25-Jährige spielt im Damen-Team der Cleve Conquerors – ein Sport, der „nicht typisch mädchenhaft“ ist, wie sie selbst sagt.

Das „Ei“ fest im Griff: Helen Klawikowski (l.) und Jennifer Seif. NN-Foto: Rüdiger Dehnen
Das „Ei“ fest im Griff: Helen Klawikowski (l.) und Jennifer Seif.
NN-Foto: Rüdiger Dehnen

In den vergangenen Jahren hat American Football auch in Deutschland an Popularität gewonnen, nicht zuletzt durch die TV-Übertragungen des Super Bowl, dem Finale der National Football League (NFL) in den USA. Doch in Sachen Damen-Teams fristet der Sport – noch – ein Nischendasein, wie man bei den Conquerors weiß. Zu unrecht, finden die Spielerinnen aus Kleve. „Das Training ist abwechslungsreich, der Sport körperlich und geistig anspruchsvoll. Aber es ist für jeden etwas dabei“, sagt die 19-jährige Helen Klawikowski. „Man muss keine bestimmten körperlichen Voraussetzungen mitbringen“, ergänzt Jennifer, „es findet sich für jeden eine Position.“ Helen und Jennifer sind groß gewachsen, sind damit in der Offensive prädestiniert als Wide Receiver. Sie empfangen die Pässe des Quaterback, des Spielmachers. „Durch unsere Größe haben wir einen Vorteil, wenn es darum geht, die hohen Pässe zu fangen“, sagt Jennifer. Sie hat vor 13 Jahren mit Flag Football angefangen, zwischenzeitlich aus beruflichen Gründen pausiert und spielt seit einem Jahr wieder aktiv bei den Conquerors. Auch Helen, die seit vier Jahren dabei ist, hatte aufgrund der Abiturphase ein Jahr ausgesetzt und steht nun wieder im Team. „Von diesem Sport kommt man nicht los“, sagt sie mit einem Schmunzeln.

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An ihr erstes Training kann sich Helen noch gut erinnern. „Ich wusste überhaupt nicht, was auf mich zukommt, bin quasi ins kalte Wasser gesprungen.“ Sie hatte bis dato einige Jahre Fußball gespielt, „aber Football ist etwas ganz anderes“. Sie hatte das „Glück“, im Winter einzusteigen, mit Zirkeltraining für Ausdauer und Muskelaufbau in der Halle. „Nach dem ersten Training konnte ich nicht mehr laufen“, erzählt sie lachend. Einige Wochen später ging es nach draußen, aufs Feld: Passrouten und vor allem Tackling standen auf dem Trainingsplan. „Anfangs hatte ich schon großen Respekt vor dem Körperkontakt“, gesteht Helen. Doch als sie dann das erste Mal zu Boden geschickt wurde, „habe ich gar nicht groß darüber nachgedacht, sondern bin einfach aufgestanden und habe weitergemacht“. Kein Wunder, weiß Jennifer: „Man ist so gut geschützt, dass man bei einem Tackling nicht allzu viel merkt. Natürlich gehören blaue Flecken oder mal ein dicker Finger, wenn man einen Pass falsch fängt, dazu. Mehr passiert in der Regel aber auch nicht.“

[quote_box_left]Try Out
Am kommenden Samstag, 9. April, findet von 14 bis 16 Uhr auf der Platzanlage des VfL Merkur an der Flutstraße 1a in Kleve ein „Try Out“ statt, ein offenes Probetraining für Jugendliche zwischen elf und 18 Jahren, für Senioren ab 19 Jahre – und eben für Damen ab 14 Jahren.
Von 16 bis 18 Uhr laden die Conquerors dann noch zu einem Barbecue ein.[/quote_box_left]Doch nicht nur der Körper wird beim American Football belastet, auch der Kopf muss richtig arbeiten. „Es ist wie Denksport“, sagt Helen, „man muss sich sehr konzentrieren.“ Jede Spielerin bekommt vor der Saison ein „Playbook“, in dem alle Spielzüge mit verschiedenen Namen und Nummern aufgelistet sind. Diese gilt es, bis zur ersten Partie auswendig zu lernen. Jede Spielerin muss ihr Position, ihre Aufgabe, ihre Laufwege kennen. „Wenn eine versagt, versagt das ganze Team“, weiß Helen. Mit zunehmender Spieldauer – die Klever Damen spielen in der Liga in Turnierform, haben zwei bis drei Spiele an einem Tag – aber lassen Kondition und Konzentration nach, „oft beides gleichzeitig“, sagt Jennifer aus Erfahrung. Dann hilft ein schneller Blick auf den Spickzettel am Handgelenk, ansonsten „muss man auch mal improvisieren“.

Doch es ist nicht allein der Sport, der Helen und Jennifer – auch während ihrer Pausen – immer wieder zum Platz zieht. „Wir sind hier wie eine Familie“, sagen beide über die Conquerors. „Ich wurde damals total herzlich empfangen“, erzählt Helen, „das Mannschaftsgefühl ist sehr groß – größer, als ich es vom Fußball kannte. Wir unternehmen auch privat immer wieder etwas.“ Und Jennifer betont: „Man kommt eigentlich mit jeder Mitspielerin klar, es haben sich auch viele enge Freundschaften entwickelt.“
Eigenes Team stellen

Zur kommenden Saison treten die Conquerors noch einmal in einer Spielgemeinschaft mit Kevelaer an, doch im nächsten Jahr wollen sie ein eigenes Damenteam stellen. Dazu brauchen sie mindestens 15 Spielerinnen – je fünf Offensiv-, Defensiv- und Ergänzungsspielerinnen –, derzeit sind neun bis zehn Aktive aus Kleve dabei. „Die Statur ist völlig egal, wie brauchen jede Mitspielerin“, lädt Helen ein, mal bei den Conquerors vorbeizuschauen. Wer Interesse hat, kommt zum „Try Out“ am Samstag (siehe Info-Kasten) oder meldet sich zu einem kostenlosen Probetraining an. Mehr dazu unter www.cleve-conquerors.de.

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