Die dunklen Geheimnisse
des Reeser Kerkers entdecken

Willkommen im Weißen Turm: Neue Themenführung vorgestellt; erster öffentlicher Rundgang am 28. Mai.

REES. Von der ursprünglichen Farbe ist kaum noch etwas zu sehen, seinen Namen aber hat das im Jahr 1410 errichtete Bauwerk in Rees behalten: Weißer Turm. Möglicherweise waren die Templer einst für die Farbgebung verantwortlich, sagt Stadtführer Heinz Wellmann. Künftig ist der Turm eine der Stationen der neuen Führung „Keller, Kerker, Kasematten“.

Auch als „Wyskirchenturm“ bekannt, diente der Turm zur Bewachung der unteren Schleuse von Rees. Zudem wurde er bis ins 18. Jahrundert als städtisches Gefängnis genutzt. Wellmanns Idee, rund um den Kerker eine neue Führung aufzubauen, kam im Rathaus sehr gut an. „Nur einen Tag nach meiner Anfrage hatte ich schon die Zusage“, erinnert sich Wellmann, der in Rees bereits als Nachtwächter, als Kastellan der Burg Empel und als Hein vom Rhein im Einsatz ist und nun, im Rahmen der neuen Führung, als Torwächter auftritt.

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Wellmann selbst entwarf das „stilechte Equipment“, darunter zwei Pranger. Die Schaniere dafür lieferte eine Schlosserei an der Rauhe Straße, und Metzgermeister Ernst August Voss sorgte mit einigen ansehnlichen Knochen für eine Extra-Portion Authentizität. Der Bauhof montierte derweil im Kerker ein Geländer, um den begehbaren Bereich vor dem offenen unteren Gewölbe abzusichern, sowie eine dezente LED-Beleuchtung und sicherte auch den Türsturz.

Zuletzt hatten Besucher im Jahr 2007 den Turm im Rahmen des Tags des offenen Denkmals besichtigt. „Es ist toll, dass der Turm jetzt ein Teil einer neuen Führung ist“, sagt Bürgermeister Christoph Gerwers. „Das Ganze hat etwas Dunkles, Geheimnisvolles.“ Auch Kulturamtsleiter Ludger Beltermann ist mehr als angetan von Heinz Wellmanns Idee, denn sie gebe Rees ein Alleinstellungsmerkmal: „Weit und breit gibt es keine Führung, die in ein Gefängnis führt, vielleicht im gesamten Rheinland nicht.“

[quote_box_left]Führung
Erste öffentliche Torwächter-Führung am 28. Mai, 14.30 Uhr, ab Rathaus Rees. Teilnahme fünf Euro, Kinder bis zwölf Jahren frei.
Auch private Führungen sind möglich, zudem plant Heinz Wellmann Führungen speziell für Kinder.
Weitere Informationen: www.rees-erleben.de[/quote_box_left]Der Rundgang mit dem Torwächter führt über die alten Maueranlagen von Rees, in die Kasematten und zum Weißen Turm. Auch das Rhein Palais mit seinem alten Kellergewölbe ist ein Anlaufpunkt. „Die Führung ist für anderthalb Stunden ausglegt“, sagt Heinz Wellmann und fügt augenzwinkernd hinzu: „Es könnte aber auch mal etwas länger dauern.“

Selbstverständlich wird Wellmann die Gäste stilecht empfangen, das heißt im Gewand eines Torwächters. Dieses stammt aus Rothenburg ob der Tauber. „Ich habe mich vor vier Jahren an Pfingsten um die Teilnahme an den dortigen Festspielen als Stadtwache beworben“, erzählt Wellmann. „Anschließend durfte ich das Gewand behalten.“

Welche Geheimnisse der Weiße Turm in Rees noch verbirgt, sollen Experten demnächst herausfinden. „Sobald der Haushalt verabschiedet ist, wollen wir einen Archäologen beauftragen, der das Bauwerk genauer erforscht“, kündigt Ludger Beltermann an. Auch weitere Ausgrabungen unter dem Turm seien möglich. Die Erkentnisse der Untersuchungen sollen dann auf einer neuen Info-Tafel am Turm festgehalten werden.

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