Freuen sich über die neue Publikation: Max Freiherr von Elverfeldt-Ulm, Antoinette Freifrau von Elverfeldt-Ulm, Bürgermeister Rainer Weber (vl, untere Reihe); Franz-Josef Hetjens, Archivar der Gemeindeverwaltung Uedem und Weeze, Monika Valentin, Hartmut Benz (Autor), Manfred Voigt (stellvertretender Vorsitzender des Presbyteriums) und Pfarrerin Irene Gierke (vl, obere Reihe).NN-Foto: Rüdiger Dehnen

UEDEM. Anlässlich des 1.150-jährigen Ortsjubiläums wird die Gemeindeverwaltung weitere Bände der Schriftenreihe „Uedemer Studien“ mit bislang nicht bekannten Aspekten zur Ortsgeschichte publizieren. Den Anfang macht nun die wissenschaftliche Arbeit von Hartmut Benz.M.A. (Ruppichteroth) über die Adelsfamilie Morrien zu Kalbeck und ihre Verbindungen zur evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Uedem.

Wer in Uedem heute auf „Kalbeck“ angesprochen wird, denkt zunächst gewiß an das nördlich der Landstraße 77 gelegene Schloss und verbindet mit diesem die Namen der Adelsfamilien Vittinghoff-Schell, Mirbach, Spies von Büllesheim und Elverfeldt. Kenner der Ortsgeschichte können darauf hinweisen, dass es, lange bevor zwischen 1907 und 1909 das heutige Kalbeck erbaut wurde, südlich der Landstraße, wo die Steinberger Ley in die Niers mündet, das „alte Haus Kalbeck“ gab. Von diesem, schon 1326 erwähnten Gebäude sind heute nur noch Reste der Vorburg vorhanden.

-Anzeige-

Auf Initiative und mit Unterstützung des Gemeindearchivars Franz-Josef Hetjens wurde Alt-Kalbeck auf der Grundlage zeitgenössischer Karten und Zeichnungen maßstabsgetreu bereits 2001 von Heinz Gerritzen aus Kessel erstellt. Es zeigt Alt-Kalbeck an der Niers und seine Umgebung um 1730. Damals gehörte auch ein etwa ein Hektar großer ansehnlicher Barockgarten mit Statuetten und Wasserbecken dazu. Man kann sich gut vorstellen, wie die Morriens hier gelustwandelt sind.

Der Historiker Hartmut Benz, Autor des vorliegenden siebten Bandes der „Uedemer Studien“, hat sich seit Jahren mit der Geschichte des alten, wie des neuen Kalbeck, sowie seiner Besitzer und Bewohner befasst. Von 2007 bis 2013 arbeitete er das im Schloss lagernde Archiv der Freiherren von Vittinghoff genannt  Schell auf und fasste dessen Informationen in einem Findbuch zusammen. Eine erste Publikation mit Informationen aus dem Kalbecker Archiv zur Historie des alten Schlosses und der im 17. und 18. Jahrhundert dort ansässigen Adelsfamilie Morrien kam 2010 auf den Markt. Konnte damals, in einer Veröffentlichung zum (fiktiven) 100. Geburtstag von Dr. Felix Freiherr von Vittinghoff genannt Schell, nur kurz auf die alte Ortsgeschichte eingegangen werden, so steht ihr nun mehr Raum zur Verfügung.

Im Mittelpunkt der hier vorgelegten Ausführungen stehen die Verbindungen der westfälischen, vor allem im Münsterland besitzlichen Adelsfamilie Morrien zur reformierten Gemeinde Uedem. Über Generationen wussten sich die Morrien, als „Patrone“ von Kirche und Pfarrei, ihrer Heimatgemeinde verbunden. Sowohl durch Vermächtnisse, als auch durch Sach- und Geldleistungen im Alltag zeigten sie sich solidarisch. Der Familie war in der Kirche ein Erbbegräbnis zugestanden – und noch heute ist, im Windfang der Kirche, einer ihrer Grabsteine in Uedem erhalten. Auch das Schul- und Armenwesen Uedems hat ihnen viel zu verdanken.
Benz hat für seine Recherchen, neben dem Kalbecker Archiv, vor allem den Bestand Landsberg-Velen im Staatsarchiv Münster ausgewertet.

Aus Dutzenden archivalischer Quellen flossen so Informationen zusammen, die für die Uedemer Geschichte völlig neu sind: Zu nennen sind ein Zusammenstoß bei der Fronleichnamsprozession 1781, mit Hinweisen auf ähnliche Unruhen 1766, sowie Quellen, die es sehr unrealistisch sein lassen, dass das „alte“ Kalbeck, wie meist zu lesen, in der Sylvesternacht 1799/1800 abbrannte. Auch die Genealogie der Familie liegt nunmehr nahezu lückenlos vor. Die Publikation ist im Bürgerbüro des Rathauses zum Preis von zehn Euro zu erwerben.

Vorheriger ArtikelInitiative reicht Petition ein gegen AWO-Verwaltungsbau
Nächster ArtikelDie Kassierer – live im Radhaus