Was macht man, wenn der See plötzlich “umkippt“?

Kanufahren im Rahmen des Sportunterrichts: Die Sekundarschule Straelen führte dieses Sport-Projekt im laufenden Schuljahr erstmals durch. Am De Witt-See in Hinsbeck erlernten die Schüler der siebten Klassen mit Unterstützung des örtlichen WSV-Kanuclubs die Technik des Paddelns. Gelernt haben die Jungen und Mädchen weitaus mehr: Teambuilding, aufeinander zu achten, anderen zu helfen und eigene Grenzen zu überwinden.

Armin Biedermann (re.) eräutert den Jungen und Mädchen zu Beginn den Umgang mit dem Paddel.                             NN-Foto: Marjana Križnik
Armin Biedermann (re.) eräutert den Jungen und Mädchen zu Beginn den Umgang mit dem Paddel. NN-Foto: Marjana Križnik

Dass Schüler-Antworten wie aus der Pistole geschossen kommen, dies wünscht sich wohl jeder Lehrer. An diesem Morgen steht für 22 Schüler der Stralener Sekundarschule am De Witt-See Kanufahren auf dem Lehrplan. Fachbegriffe wie Bug, Schaft und Sitzschale sind schnell „gebongt”. Wie unterscheiden sich Kajak und Kanadier oder aber wie lauten Vorfahrtsregeln auf dem Wasser: Blitzartig antworten die Jungen und Mädchen auf die Fragen ihres Sportlehrers Nick Wenke. Denn bevor es ins Wasser geht, ist „ein wenig” Theorieunterricht angesagt. „Bitte sucht euch jetzt ein passendes Boot und Paddel und setzt euch hinein”, lautet die Anweisung des Sportlehrers. Und spätestens jetzt wird deutlich, worum es bei dieser Sportstunde auch geht: Die Jungen und Mädchen lernen, aufeinander zu achten und sich gegenseitig zu helfen. Jweils zu müssen die Boote an die vorgesehen Stelle getragen werden. „Junge, du passt da rein, du musst erst mit den Füßen da rein,” lautet der pragmatische Rat einer der Jungen an seinen Mitschüler. „Macht Spaß so ein Unterricht”, finden Iliana Parapetrou und Vivien Braun. Die beiden 12-Jährigen haben sich als einzige für ein Zweierkanu entschieden. Später im Wasser werden die Mädchen ein Gefühl dafür bekommen, wie man es gemeinsam schafft, dass das Wassergefährt gerade aus durchs Wasser gleitet und nicht etwa sofort in der Uferböschung landet.

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Eigenes Kentern und „Retten“ von Mitschülern gehörten dazu.
Eigenes Kentern und „Retten“ von Mitschülern gehörten dazu.

Vor dem „in See stechen” gibt es noch eine Einführung zum Umgang mit dem Paddel durch Schulsozialarbeiter Armin Biedermann („Ihr braucht das Wissen auf dem See, sonst dreht ihr euch nur im Kreis”). Dann geht‘s auch schon – mit ermunternden Worten („Einige werden unterwegs neu einsteigen, dann kippt der See um”) – los. Es dauert nicht lange, und der Erste ist mit seinem Kanu gekentert und ins Wasser gefallen. Macht aber gar nichts, denn diese Eventualität gehört zu einem der Lernziele. „Die Kinder wissen, dass sie, wenn eines kentert, eine Schiffsinsel machen, das Boot umdrehen und demjenigen helfen müssen”, erzählt Nick Wenke. Und wenig später tönt es ziemlich stolz über den See: „Ich hab‘ den zweiten zum Retten.” Routiniert und blitzschnell wurde Ben Reiners von einem seiner Mitschüler nach seinem Kentern „gerettet” und zum Steg abgeschleppt. „Ich hatte eine schlechte Gewichtsverlagerung”, benennt das „Opfer” gelassen die Ursache seines Kenterns. Was Ben aber erleichtert, zufrieden und sicher macht, ist: „Wenigstens hab‘ ich jetzt keine Angst mehr, reinzufallen.” Selbstverständlich will Ben anschließend sofort wieder ins Wasser, nachdem er sich etwas Trockenes angezogen hat.

Die Jungen und Mädchen auf dem See
Die Jungen und Mädchen auf dem See
Iliana Parapetrou und Vivien Braun beim Einsteigen
Iliana Parapetrou und Vivien Braun beim Einsteigen

 

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