WACHTENDONK. Zum schnellen Handeln haben die ansteigenden Flüchtlingszahlen jetzt auch die Gemeinde Wachtendonk gezwungen. „Die Entwicklung ist dramatisch”, erklärt Bürgermeister Udo Rosenkranz. Täglich würden der Gemeinde durch die Bezirksregierung Arnsberg neue Flüchtlinge zugewiesen. „Unsere Unterbringungsmöglichkeiten sind nahezu ausgeschöpft. Bei dem derzeitigen Tempo der Zuweisungen reichen sie vielleicht noch für eine Woche”, sagt Rosenkranz. Aus diesem Grund habe man sich am Dienstag Abend entschlossen, einen Teil des Jugendzentrums „Old School” zur Reserve-Notunterkunft umzufunktionieren.

Aktuell ist die Zahl der unterzubringenden Personen in der Gemeinde Wachtendonk auf 92 angewachsen. „Bis vor zwei Jahren lag diese Zahl bei 12 bis 17″, betont der Bürgermeister. Auf Grundlage dieser Zahlen habe man auch das neue Asylbewerberhaus an der Lessingstraße mit 38 Plätzen geplant, das sich zur Zeit noch im Bau befindet. Aktuell sind 62 Personen in den Wohncontainern am Ostring untergebracht. „Hier müssen wir schon jeden Container mit bis zu drei Personen statt einer Person belegen”, sagt Rosenkranz. Zudem finden 14 Asylbewerber (Familien) Platz in einem seit dem 1. Februar dieses Jahres angemieteten Haus auf der Landfriedensstraße in Wankum. „Zum 1. August haben wir hier auch die zweite Haushälfte angemietet, in der wir weitere sieben Asylbewerber unterbringen können”, erklärt der zuständige Fachbereichsleiter Uwe Marksteiner. Zudem sei man auf die Obdachlosenunterkunft am Westerheckweg ausgewichen, wo derzeit neun Personen untergebracht sind.

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Mit der Fertigstellung des Asylbewerberwohnhauses an der Lessingstraße rechnet die Gemeinde Wachtendonk Mitte Oktober. „Die Bauarbeiten liegen im Zeitplan”, so Rosenkranz. Bis dahin ist die Gemeinde gezwungen, den Jugendtreff „Old School” teilweise als Unterkunft zu nutzen. Drei Räume plus Flur wurden dazu in den letzten Tagen umfunktioniert. Uwe Marksteiner: „Damit können wir weitere 20 Personen unterbringen.” Eingerichtet werden die Räume mit Betten, die noch von den Asylzuweisungen Mitte der 1990er Jahre in Wachtendonk lagern. Matratzen, Kühlschränke und weitere Notwendigkeiten mussten gekauft werden.

Die Jugendarbeit wird nun bis Oktober aus „Old School” in den Wankumer Jugendtreff verlagert. Dazu werden die Öffnungszeiten des Wankumer Jugendtreffs ab Montag, 17. August, von Montag bis Freitag von 16 bis 20 Uhr ausgedehnt. Am vergangenen Dienstag informierte Stephanie Klatzek, Leiterin des „Old School”, die Jugendlichen über die notwendige Maßnahme. „Sie haben mit viel Verständnis reagiert, auch wenn sie natürlich traurig sind, dass es Old School getroffen hat.” Die mit den Grundschulen bereits abgestimmten und terminierten Termine des SMAR-T-Trainings (Selbstvertrauen, Mitgefühl, Achtung, Respekt) möchte die Gemeinde weiterhin im Old School stattfinden lassen, ebenso den hier bisher durchgeführten freiwilligen Deutschunterricht für Asylbewerber. Das dafür genutzte Café der Jugendeinrichtung bleibt für die Unterbringung von Asylbewerbern gesperrt. Weitere Informationen erteilen Stephanie Klatzek, Telefon 0151/50728942, und Claudia Holzemer-Hegger, Telefon 0151/56113203

Bürgermeister Rosenkranz betont, dass es sich bei der Entscheidung, den Jugendtreff als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen, um eine Notlösung und eine „echte Reserve für Neuankömmlinge” handelt. „Wir wollen weder Umquartieren noch eine neue Unterkunft hier schaffen.” Für kommenden Montag hat er die Fraktionsvorsitzenden zu einer Besprechung eingeladen, bei der das aktuelle Thema „Unterbringung von Asylbewerbern” auf den Tisch kommen soll. „Unser bisheriger Plan war, die Containersiedlung am Ostring mit Fertigstellung des Hauses Lessingstraße aufzugeben. In der derzeitigen Situation werden wir aber auf die Container nicht verzichten können.” Zudem müsse mit der Politik über eine personelle Aufstockung innerhalb der Verwaltung gesprochen werden.

Andrea Kempkens

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