Strat (Robin Reitsma) ist in dem Rockspektakel „Bat out of Hell“ im Metronom Theater am CentrO in Oberhausen der Chef der Gang „The Lost“. Foto: Stage Ententainment/Specular

NIEDERRHEIN. What part of my body hurts the most? What part of my soul is crying – for crying out loud? What part of my heart is beating – faster than the speed of love? Is this the way that it‘s supposed to be? Wenn Willemijn Verkaik und Alex Melcher „Wo tut mir der Schmerz am meisten weh” singen, ist das für Christian Hoff Gänsehautfeeling pur. Das Stück ist eines seiner Favoriten – auch wenn er hier eigentlich nicht gebraucht wird. „Das mischt sich von allein”, sagt Hoff.

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Cooler Arbeitsplatz: Von hier aus hat Tontechniker Christian Hoff den ganzen Saal im Blick. NN-Foto: vs

Christian Hoff (37) arbeitet seit zwölf Jahren als Tontechniker für das Hamburger Unternehmen Stage Entertainment und hat im Metronom Theater am CentrO in Oberhausen von „Die Schöne und das Biest” über „Dirty Dancing” bis hin zu „Tarzan” schon eine ganze Reihe von Musicals mit dem richtigen Sound versorgt. Bei „Bat out of Hell” darf er aktuell richtig Gas geben. „Das ist schon toll, wenn der Bass aufgedreht wird und man mal richtig laut machen darf”, sagt der gebürtige St. Huberter, der, so sagt er, schon immer „Musik-affin” gewesen sei. Nach der Schule hat Hoff, der selbst Gitarre spielt, in Köln eine Ausbildung zum Tontechniker absolviert.

Sein Arbeitstag beginnt in der Regel dann, wenn die meisten anderen schon fast auf dem Heimweg sind. Gegen 15 Uhr fährt er die Anlage hoch und beginnt mit den routinemäßigen Systemchecks. „Wir müssen zum Beispiel sehen, ob alle Lautsprecher funktionieren und sprechen die einzelnen Mikros an.” Von der Empore aus hat er den kompletten Saal im Blick und kann sehen, wie sich am Abend die Reihen füllen. „Bat out of Hell ist schon etwas Besonderes – die Leute gehen richtig mit und feiern das Musical, als wäre es ein Rockkonzert”, freut sich Hoff. Er selbst ist für viele Musikrichtungen offen, mag rockige Stücke, aber auch Jazz und Blues.

Aufgewachsen ist es mit vielen Hits aus der Feder von Jim Steinman, auch mit den Songs von „Bat out of Hell”, des Albums, das der amerikanische Sänger Meat Loaf 1977 veröffentlicht und das sich weltweit mehr als 50 Millionen Mal verkauft hat. Dabei hatte Steinman „Bat out of Hell” eigentlich von Anfang an als Musical, als eine Rock’n’Roll-Version von Peter Pan, geplant. Da gibt es etwa die Gang der „Lost”, der „verlorenen Jungs”, die niemals erwachsen werden und „Tink”, der mit seiner zarten Art an eine fast gleichnamige Fee erinnert. Bei seiner Arbeit hatte Steinman das Theaterpublikum im Blick. Anfang der 1970er Jahre waren schließlich Musicals wie „Grease” und „Rocky Horror Show” entstanden. Trotzdem konnte Steinman seine Idee nicht umsetzen und so brachte er seine Songs in anderer Form auf den Markt. Mit Meat Loaf fand er den idealen Sänger für Stücke wie „You Took the Words Right Out of My Mouth” oder „For Crying Out Loud”. 1993 legten die beiden mit dem Album „Back Into Hell” nach, die Singleauskopplung „I’d Do Anything For Love” wurde ein weltweiter Nummer-1-Hit.

Verlosung
Die NN verlosen 3 x 2 Tickets für das Musical Bat out of Hell im Metronom Theater in Oberhausen. Einfach eine E-Mail mit dem Betreff „Bat out of Hell“ und Angabe des Namens, der Straße und des Wohnortes an gewinnspiel@nno.de senden. Einsendeschluss ist der 2. Januar. Die Namen der Gewinner werden unter www.niederrhein-nachrichten.de veröffentlicht.

Erst 40 Jahre später sollte Steinmans Vision doch noch Wirklichkeit werden. Vor drei Jahren nahm er die Arbeit an seinem Musical wieder auf. Am 14. März 2017 feierte es Premiere in Manchester. Es folgten London, Toronto und wieder London. Neben den Songs des berühmten ersten Bat out of Hell-Albums flossen auch Hits aus den Folgealben, sowie Bonnie Tylers „Making Love Out of Nothing at All” und „It‘s All Coming Back to Me Now” von Celine Dion in das Stück ein. Präsentiert werden die Songs in einer recht klassischen Liebesgeschichte. Wir befinden uns im Jahr 2100 in der Stadt Obsidian. Das Sagen hat Diktator Falco, der mit seiner Frau Sloane und seiner bildschönen Tochter Raven im Falco Tower residiert. Ärger hat er mit der Gang „The Lost”, besonders deren Anführer Strat ist ihm ein Dorn im Auge. Wie nicht anders zu erwarten, verlieben sich Strat und Raven ineinander. Während Falco sich müht, die beiden auseinander zu bringen, muss er feststellen, dass auch seine eigene Ehe in die Brüche zu gehen droht…

Vor allem technisch wird auf der riesigen Bühne einiges aufgefahren. Vom Auto, das im Orchestergraben landet, über die Harley Davidson bis hin zu den Fledermäusen, die durchs Publikum fliegen, bietet die Show alles, was zu einer guten Rock-Show dazu gehört. Und die Outfits der Darsteller liegen absolut im Trend. Von Schulterpolstern bis hin zu Glitzer und Glamour ist alles auf die 1980er Jahre eingestellt.

„Es ist für mich vor allem schön zu sehen, wie viele Altrocker mit Lederjacke und Zöpfchen zu den Aufführungen kommen”, sagt Christian Hoff. Es freut ihn, dass neben dem üblichen Musical-Klientel auch ein etwas anderes Publikum den Weg ins Metronom Theater findet. Und die Reaktionen auf „Bat out of Hell” seien überwiegend positiv. Was Hoff selbst überrascht hat, ist, dass die Stücke auch in der deutschen Übersetzung „funktionieren”. Dafür zeichnet Roland Schimmelpfennig verantwortlich, hierzulande einer der meist gespielten zeitgenössischen Dramatiker. Es habe ihm ein „höllisches Vergnügen” bereitet, soll Schimmelpfennig gesagt haben. Die Refrains und die zweite Hälfte der Songs werden meist in der Original-Sprache, also auf Englisch, vorgetragen. Hoff findet, dass das ein guter Kompromiss ist. „Die Handlung ist einfach leichter zu verstehen, wenn auf Deutsch gesungen wird”, sagt Hoff. Und wer kräftig mitsingen möchte, wartet eben auf die Stellen im Original. Eins steht fest: Star des Abends ist und bleibt die Musik. Wer ein Faible für epische Rockmusik hat, kommt sicher auf seine Kosten. Aber Achtung: Wer eine Meat Loaf-Revival-Show erwartet, könnte enttäuscht sein.

Nach Hause geht Hoff erst spät am Abend. Wenn die Show vorbei ist und der letzte Gast den Saal verlassen hat, fährt er seine Anlage herunter. Die Programmierung hat übrigens vorab ein Sound-Designer übernommen. „Eigentlich ist man heute sowieso mehr Informatiker als alles andere”, sagt Hoff. Mit den riesigen Mischpulten, mit denen er einst angefangen hat, hat die Ausstattung von „Bat out of Hell” nicht mehr viel zu tun. Sogar die Lautsprecher testen sich heute von allein. Eigentlich. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser”, sagt Hoff – und freut sich auf den nächsten Abend, wenn er wieder „richtig laut” machen darf.

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