NIEDERRHEIN. Corona und der Lockdown haben nicht nur die Weihnachtstage für alle verändert, sondern zwingen auch für Silvester zum Umdenken. Statt ausgelassener, großer Feiern werden viele Menschen zwangsweise eher einen ruhigen Abend auf Abstand verbringen. Die Niederrhein Nachrichten haben sich umgehört und gefragt, wie die Leute Weihnachten verbracht haben und was sie für Silvester planen. Dabei herum kamen auch Tipps für alle, die noch nicht wissen, wie sie Silvester gestalten sollen.

Die besonderen Umstände rund um Silvester, aber auch schon um die Weihnachtsfeiertage, nehmen Lisa (68) und Karl-Friedrich Mauch (73) aus Geldern mit viel Gelassenheit. „Es ist halt so“, sagt Lisa Mauch. Schon der Heiligabend verlief anders als in allen Jahren zuvor: Während Sohn Henning immerhin aus Dortmund zu Besuch kam, blieben Tochter Anne und der zweite Sohn Christoph lieber in Potsdam beziehungsweise Berlin. „Christoph hat schon früh gesagt, dass das Risiko aufgrund der Corona-Lage in Berlin zu groß ist“, erzählt Lisa Mauch. So wurde erstmals nicht mit allen drei Kindern zusammen gefeiert, stattdessen gab es eine Video-Konferenz. „Die Geschenke hatten wir uns vorher zugeschickt“, verrät sie schmunzelnd.

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Langjährige Traditionen

Das Silvesterfest verbringen die Mauchs seit vielen Jahren mit vier befreundeten Ehepaaren. Nach einem Restaurantbesuch wird dann rundum privat bei einer Familie zu Hause ins neue Jahr gefeiert. Jedoch nicht so in diesem Jahr: Am 1. Dezember wurde die Feier abgesagt – obwohl sie zum damaligen Zeitpunkt durchaus noch erlaubt gewesen wäre. „Für uns war da aber längst klar, dass wir nicht zusammen feiern können“, sagt Karl-Friedrich Mauch.
Angesichts der stark steigenden Corona-Fallzahlen hatte seine Frau auch ihre Sportgruppe beim TV Geldern bereits unmittelbar nach den Herbstferien geschlossen. „Ich habe gesagt: Wir müssen vernünftig sein, wenn die Zahlen wieder so hochgehen“, erinnert sich Lisa Mauch. „Und das müssen wir auch jetzt sein.“

So wird es nun ein eher ruhiges Silvesterfest. „Wir feiern allein mit unserem Hund“, verrät Karl-Friedrich Mauch. Nach einem Spaziergang mit dem fünfjährigen Beagle Biggy „machen wir es uns zu Hause gemütlich“, sagt Lisa Mauch. „Wir werden etwas Schönes kochen, erzählen und ein neues Spiel spielen, das wir zu Weihnachten geschenkt bekommen haben.“
Dass weder ihre Kinder noch die Freunde dabei sein werden, „empfinden wir nicht als Drama“, versichert Karl-Friedrich Mauch. „Schade ist, dass wir so unsere Kinder nur zweimal in diesem Jahr gesehen haben.“ Silvester hätte das dritte Mal sein sollen. „Aber: Es ist nun mal nicht zu ändern“, sagt Lisa Mauch. „Wir hoffen einfach, dass es nächstes Jahr wieder geht – und dass schon im Sommer wieder Besuche möglich sind.“

Keine große Umstellung

Die in Emmerich lebende Kerstin Olañeta (47) nimmt die Auflagen sehr ernst, sowohl draußen als auch bei privaten Kontakten. Aber schon an den Weihnachtstagen schränkte sie das gar nicht allzu sehr in ihren Gewohnheiten ein: „Wir haben nie wirklich im großen Kreis gefeiert, auch die vergangenen Jahre waren bei uns immer ganz Corona-konform, wenn ich so darüber nachdenke“, erzählt sie mit einem Lachen. „Ich brauche auch nicht immer so viele Leute um mich herum“, gesteht sie. Heiligabend feierte sie alleine mit ihrem Freund. „Ich habe ein leckeres Drei-Gänge-Menü gekocht. Dann haben wir uns ein paar Geschenke überreicht und uns gemütlich die Lichter am Baum angeschaut“, erzählt sie. Für die zwei Weihnachtstage ging es mit ihrem Freund zu ihren Eltern nach Köln.

Den Silvester-Abend wird Olañeta ebenfalls gemütlich mit ihrem Freund verbringen, samt Kamin und Räucherstäbchen. Trotzdem möchte sie nicht in Jogginghose auf dem Sofa sitzen, sondern sich auch ein wenig festlich herausputzen. Für die richtige Atmos­phäre hat sie sich vorsorglich eine Feuerwerks-App auf ihr Handy geladen: „Auch wenn ich selber nichts zünde, gehört Feuerwerk schon für mich zu Silvester dazu.“

Trauben zum Glockenschlag

Kurz vor Mitternacht will sie ihre Freundinnen in Frankreich und Spanien anrufen. Außerdem möchte Olañeta – wie schon öfter – zum Jahreswechsel mit ihrem Freund eine spanische Tradition pflegen: Um 24 Uhr essen sie mit jedem Glockenschlag eine Weintraube. „Das soll Glück für das neue Jahr bringen und mit jeder Traube kann man sich einen Wunsch überlegen“, erklärt sie. Sollte es etwas Passendes im Fernsehen geben, wollen die beiden im Verlauf des Abends reinschauen. Aber falls nicht: „Dann hören wir Kölsche Karnevalsmusik.“
Die letzten Jahre hat Olañeta oft mit einem befreundeten Paar gefeiert. „Aber letztes Jahr waren wir eigentlich auch schon zu zweit. Wir sind in Emmerich auf ein Feld gegangen, haben uns auf eine Bank gesetzt und Sekt getrunken. Direkt an der niederländischen Grenze, da hatten wir einen tollen Blick auf das deutsche und niederländische Feuerwerk.“

Für Silvester empfiehlt sie, die Lieblingsmusik oder besinnliche Musik aufzulegen. „Einfach mal zur Ruhe kommen, zu zweit oder zu dritt das alte Jahr reflektieren und Hoffnung für das neue Jahr schöpfen.“

Besuch in der Heimat

Philipp (28) wohnt derzeit in Berlin, kommt aber ursprünglich aus Wesel. Ungeachtet der Feiertage sieht er die aktuellen Beschränkungen eher kritisch: „Wenn ich in die Nachrichten schaue, denke ich, dass die Beschränkungen vermutlich nicht ausreichen werden.“ Nach seinen eigenen Eindrücken in Berlin und am Niederrhein hätten viele Menschen keine Lust mehr auf Rücksichtnahme.

Da er selbst wegen einer chronischen Erkrankung Immunsuppressiva nehmen muss, die ihn anfälliger für Infekte machen, ist die aktuelle Lage für ihn jedoch besonders brisant. „Gerade mit diesem Hintergrund drücken die steigenden Fallzahlen doch etwas auf mein Gemüt und ich ärgere mich über Menschen, die in Berlin in den vollen Fußgängerzonen trotz Vorschrift keine Maske tragen, oder diese beim Einkaufen nur unter der Nase tragen.“

Philipp weiß aber auch, dass ideales Handeln oft schwerfällt. „Ich selbst handle, was die Feiertage angeht, auch nicht ideal. So bin ich zum Schreiben meiner Masterarbeit für zwei bis drei Wochen zu meinem Vater an den Niederrhein gefahren, weil ich zuletzt und über die Feiertage allein in der WG bin und es mir gerade schwerfällt, über den Tagesverlauf genug Disziplin zum Schreiben der Masterarbeit aufzubringen.“ Seine negativen Corona-Tests und die positive Rückmeldung durch die Warn-App konnten ihm die Entscheidung aber leichter machen.

Noch keine Pläne zu Silvester

Die Feiertage verbrachte er zu dritt mit seinem jüngeren Bruder und seiner Mutter. „Normalerweise sind wir an einem der Weihnachtsfeiertage etwa zwölf Leute über die Ecke meines Vaters und an Heiligabend oder am zweiten Feiertag zu sechst über die Ecke meiner Mutter.“

Für Silvester hat Philipp bisher keine Pläne gefasst. „Vielleicht lädt meine Mitbewohnerin zwei Freundinnen ein, das überlegt sie sich aber noch. Die letzten Jahre waren wir eher um die sechs Leute – oder auch mal sehr viele.“ Die private Böllerei vermisst er kein Stück. „Damit habe ich irgendwann aufgehört, als ich erfahren habe, wie sehr Umwelt, Klima und Haustiere darunter leiden.“

Einfach mal bewegen

Fragt man ihn nach Tipps für ein Corona-Silvester, rät er zunächst von Videokonferenz-Feiern ab. Von denen habe es nicht nur bereits viele gegeben, sondern er denkt auch, viele Leute säßen momentan ohnehin mehr als sonst. „Wenn Freunde und Familie ein Haus haben, oder im Erdgeschoss wohnen, bietet sich eine Tour mit dem Fahrrad oder Auto an, um einmal alle Freunde einzeln für eine Stunde draußen vor dem Fenster zu sehen und anzustoßen.“

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