HARTEFELD. Mit Musik im Herzen und dem Schalk im Nacken regiert Michael I. (Görtz) in dieser Session die Hartefelder Narren. Gekleidet in schwarze Anzüge, Krawatten, Hüte und Sonnenbrillen sind seine „Blues Jecken“ – eine Hommage an die „Blues Brothers“ – immer an seiner Seite. Egal ob getanzt oder gesungen wird: als langjähriger Karneval-Fan ist der Prinz mit Herz und Seele dabei.

Den Narren-Virus hat sich Michael I. bereits im Kindesalter eingefangen. Schuld war der Straßenkarneval: „Neben Weihnachten und Ostern war es eines der Highlights.“ Noch heute kann er sich gut an die „bis zu zehn Zentimeter hohen Konfetti-Pfützen“ erinnern. „Das war das Größte“, sagt er mit einem Lachen. „Man hat den ganzen Tag Spaß gehabt.“

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Den hatte er auch in den Jahren danach, als er älter wurde: Da waren einerseits natürlich die Kappensitzungen, gute 15 Jahre lief der junge Michael allerdings auch als Pfadfinder bei vielen Zügen mit. Einmal schaffte er es sogar auf gleich drei Titelblätter unterschiedlicher Zeitungen. Das war 1998, als die neue Rechtschreibreform das Land in Aufruhr versetzte. In mit Zeitungen betackerten Maleranzügen hatten er und seine Pfadfindergruppe, die „Dudels“, damals eine vier Meter hohe Papiertonne spazieren gefahren, aus der neben Altpapier und Zeitungen – man ahnt es vielleicht – der Duden ragte.

Michael I.: Passionierter Büttenredner

Das beweist: Das Spitzbübische steckte damals schon in ihm – und ist bis heute nicht verloren gegangen. Seit er 2019 Teil der „Mettgarde“ seines Schwagers Norbert Derks war, gehören nämlich zu jeder Session seine Büttenreden als Teil des Duos „Die Zwei vom Bass“ fest zum Programm. Auf die Schippe nimmt er alles und jeden: Vom Bürgermeister über die lokale Politik bis hin zur Kirche. „Am Ende kann man das aber nur mit Leuten machen, die man auch mag“, erklärt Michael I. Auch vor sich selbst mache er keinen Halt, sagt der Mann mit der „Genießer-Figur“, wie er sich selbst beschreibt. Denn Karneval, „das bedeutet, mal wild, lustig, nicht zu korrekt zu sein und das Leben auch in schwierigen Zeiten zu genießen“, ist er überzeugt.

Nicht nur weil der Hartefelder Karneval Besucher von Weeze bis nach Duisburg anzieht, dürfen die Jecken vor Ort vollen Körpereinsatz vom Prinzen erwarten. Für ihn ist das Ehrensache: „Wenn Eintritt bezahlt wird, muss die Show stimmen.“ Für die Garde und ihren Prinzen bedeutet das konkret: „Wir treten zu ‚Blues Brothers‘-Musik auf, wir tanzen und ich singe auch dazu – live.“ Lange überlegen musste Michael I. nicht, als der Präsident und der Vorsitzende des Spielmannszugs „Blau-Weiß“ ihm das Amt des Prinzen anboten hatten. „Die trinken so lange Schnaps mit einem, bis man ja sagt“, erklärt er mit einem Augenzwinkern. In Wahrheit habe er aber keinen Grund gesehen, es nicht anzugehen. „Man weiß nie, ob es die richtige Zeit ist. Irgendwas ist immer.“

Hilfe von allen Seiten

Weil das natürlich auch für die Mitglieder seiner Garde gilt, hat er sich gleich ein paar „Blues Jecken“ mehr gesucht, 14 Stück, um genau zu sein. Das hat vielleicht auch mit dem besonderen Charakter dieser Gelegenheit zu tun. „Ich habe ihnen gesagt, es ist ein bisschen wie Klassenfahrt: ein paar Wochen auf die Brause hauen. Das bekommt man nicht mehr wieder.“ Auch wenn bisher nie alle zu einem Termin haben zusammenkommen können, gebe es keine Probleme. „Alle bringen sich ein. Es ist wirklich eine tolle Garde!“
Toll findet Michael I. auch die Unterstützung, die er von seiner Familie bekommt. Die braucht er auch, schließlich stehen nicht nur rund zehn offizielle Auftritte an, sondern zahlreiche Vorbereitungstreffen jeglicher Art. Allen voran ist seine Frau die wichtigste Stütze für ihn, die ihm mal als Fahrerin, mal als Köchin unter die Arme greift. Seine zwei Töchter trainieren hingegen seine Garde.

Wenn der Elektroingenieur, der als Wissenschaftler für das Duisburger Fraunhofer-Institut IMS arbeitet, nicht gerade den heimischen Karneval anführt, ist er häufig ehrenamtlich unterwegs. Sei es im Stadtrat, Gemeindeausschuss, Kirchenvorstand oder im Kirchenchor. Aber hier hören die Interessen nicht auf, allenfalls die Freizeit selbst: „Ich habe mal im besoffenen Kopp einen Trecker gekauft. Den würde ich in Zukunft gerne restaurieren.“ Auch Motorrad fahren und Angeln stehen noch auf seiner To-Do-Liste. Aber am Ende ist er froh, auch mal etwas Ruhe genießen zu können – am liebsten mit seiner Familie.

Veranstaltungen
In Hartefeld stehen noch folgende Events auf dem Plan: Am 2. und 3. Februar finden in der Dorfschmiede jeweils um 19.11 Uhr die Kappensitzung und Sitzungsparty statt. Der Rosenmontagszug am 12. Februar zieht in Hartefeld ab 14.11 Uhr über die Dorfstraße. Das Finale mit Programm ist auf dem Markt geplant, ehe der Abend in der Dorfschmiede ausklingt.
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