GOCH (CDS). Auf 33 Seiten wird den Lesern der mittlerweile 71. Ausgabe der Historischen Zeitschrift für Goch und Umgebung „An Niers und Kendel“ wieder viel Wissenswertes rund um die verschiedensten Themen geboten.

Autor Werner Verfürth beschäftigt sich mit 150 Jahren Eisenbahnstrecke Boxtel (Niederlande) nach Goch. Diese nahm ihren Anfang mit der Inbetriebnahme des ersten Teilstückes der „Nord-Brabant-Deutschen-Eisenbahn Gesellschaft“ (NBDS) von Boxtel bis Goch am 15. Juli 1873. Verführt beschreibt die Anfänge der Aktiengesellschaft, als deren Gründer der Notar Willem H. van Meukeren aus Rotterdam und Amtsrichter Abraham H. Verster aus Boxtel gelten. Boxtel hatte sich über die Jahre zu einem Eisenbahnknotenpunkt entwickelt und es schien wirtschaftlich attraktiv, eine weitere Eisenbahnlinie zu bauen – und dafür ein Investitionsrisiko einzugehen. Im Weiteren geht Werner Verfürth auf den Ausbau der Strecke ein, der auf deutscher Seite auch mit Schwierigkeiten verbunden war. Denn etliche Eigentümer, meist Landwirte, wollten ihre Felder nicht verkaufen; sie beklagten unter anderem, dass ihr Grundbesitz damit durchschnitten werde und keine ordentliche Flurbereinigung stattfinde. Schließlich fällte das Königliche Landgericht Cleve im Oktober 1872 ein Urteil, demzufolge die Eigentümer gegen eine Entschädigung das Land abzutreten hatten. Außerdem werden neue Erkenntnisse zum schweren Eisenbahnunglück in Goch, vom 13. August 1945, präsentiert. Den Heimatverein Goch erreichten ein Foto vom Unglück und technische Angaben zu den Loks.

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Briefe

Einen Einblick in das Alltagsleben wohlhabender Familien im zweiten und dritten Viertel des 19. Jahrhunderts geben die Briefe von Jacobus Allebé (1779 bis 1845) aus Goch, die er an seine Tochter Theresia Allebé (1823 bis 1901) in den Niederlanden schrieb. Diese befinden sich heute im Amsterdamer Stadtarchiv. Autor Leo van den Ende beleuchtet den familiären Hintergrund und das Leben von Jacobus Allebé in Goch, der sich unter anderem als Immobilien-Makler und Getreidehändler betätigte; das allerdings nicht immer mit Erfolg. Vermutet wird, dass er wegen einer Insolvenz nach Goch gezogen ist. Die Briefe der Tochter sind offenbar nicht mehr erhalten; im Amsterdamer Stadtarchiv finden sie sich jedenfalls nicht.

Firmengeschichte

Manfred Schmitz und Dieter Bullack gehen auf die Unternehmensgeschichte der Firma Ernst Schreiber KG ein. Diese wurde Anfang Juli 1934 vom 27-jährigen Handwerker Ernst Schreiber gegründet. Das Portfolio umfasste Bauklempnerei und Heizungsinstallation. Die Firma wuchs und nach dem Krieg siedelte man sich in der Voßstraße bis zum Ende Hinterm Engel an. Manfred Schmitz, Mitarbeiter und Zeitzeuge, begann dort 1949 eine Lehre. Er wollte Installateur im sanitären Bereich werden; die Arbeit machte ihm großen Spaß. Schmitz berichtet von vielen Erlebnissen rund um die Arbeit und den Wiederaufbau in Goch. Firmengründer Ernst Schreiber starb am 14. Januar 1974 in Goch. Die Firma meldete am 17. August 1984 Konkurs an.

Nergena

Weit zurück in die Vergangenheit geht es im Beitrag von Rien van den Brand. Er widmet sich der mittelalterlichen Burg Nergena, die bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts zum Herzogtum Geldern gehörte. Wahrscheinlich lag diese an einer alten römischen Straße und wurde von einem alten Niersarm umflossen. Es existieren keine Unterlagen zu dieser Burg; nur eine Zeichnung von Jan de Beyer von 1746 zeigt die Überreste von „Huys Nergena“. Der Name wird als „Nirgendwo nahe“ gedeutet – Nergena lag weit ab von Ortschaften. Die Burg diente dem Herzog von Geldern als Landesburg oder Aufenthalt, wenn er auf Reisen zwischen Nimwegen und Arnheim war. Genutzt wurde die Burg zudem als Jagdschloss und in der Falknerei. An den Herzog von Kleve ging Nergena mit den Gebieten zwischen Goch und Gennep 1473. Von Kleve wurde Nergena auch als Gefängnis genutzt.
Als die Kriegs- und Domänenkammer Kleve um 1715 die Anlage pachtete, setzte wieder Verfall fort. Instandsetzungsarbeiten wurden für zu teuer erachtet, stattdessen der vollständige Abriss beschlossen. Damals waren noch ein Turm, einige Mauern eines Bauernhofes und eine Scheune vorhanden. Das Material wurde an den Meistbietenden verkauft. An den Ort des ehemaligen Schlosses erinnert heute fast nichts mehr.
Die 71. Ausgabe ist zum Preis von 3,50 Euro ab sofort in den Gocher Buchhandlungen oder im Versand beim „Historischen Arbeitskreis an Niers und Kendel“, Holunderweg 8, 47574 Goch, E-Mail an: megohm@t-online.de (zuzüglich Versandkosten 2,20 Euro) erhältlich.

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