KLEVE. 25 Jahre Klever Soundbox. Ein Jubiläumsjahr steht an. Doch in Feierlaune ist Soundbox-Chef Tim Verfondern gerade absolut nicht. Denn seit einigen Monaten hat er Ärger mit der Stadt. Schuld ist die Vergnügungssteuer, die er rückwirkend für die Jahre 2022 und 2023 zahlen soll.

Für eine „Tanzveranstaltung“, die Mitte 2021 stattgefunden hat, musste er bereits 2.200 Euro berappen. Nun steht eine Forderung von 3.286 Euro im Raum. Betroffen sind davon auch Ralf Schmal und Frank Storm vom Klever Sound & Light (KSL), mit denen Verfondern gemeinsam beliebte Partyreihen wie „World Center Revival“ oder „Verdamp lang her“ durchführt. Für sie sind die Veranstaltungen ganz klar ein Beitrag zum kulturellen Leben in der Schwanenstadt. „Es gibt ja nicht mehr viel“, sagt Schmal.

-Anzeige-

Doch was unterscheidet ein Public Viewing (wie eigentlich zur Europameisterschaft 2024 in Kleve geplant) oder ein Konzert mit Bands (bei dem durchaus auch getanzt wird) von einer „Tanzveranstaltung“? „Zum einen erkennt die Stadt nicht an, dass ein DJ ein Künstler ist“, sagt Verfondern und verweist auf rechtskräftige Urteile, die das Gegenteil besagen. Schuld seien aber auch die Lichttraversen, die eben nicht nur das Geschehen auf der Bühne in Szene setzen, sondern auch über den Köpfen der Gäste angebracht sind und diese zum Tanzen animieren. Der „Charakter“ der Veranstaltung sei ausschlaggebend. Für Verfondern, der so wie Schmal und Storm viel Arbeit und Herzblut in die Organisation und Durchführung der Partys legt, schwer nachvollziehbar. Am Ende rechnet sich aus Sicht der Veranstalter dieser Aufwand nicht (mehr). „Die Vergnügungssteuer beträgt 22 Prozent. Zusammen mit den anderen Steuern und Gema-Gebühren fallen für uns über die Hälfte der Einnahmen aus dem Ticketverkauf weg und dann ist noch keine Saalmiete und auch kein DJ bezahlt“, sagt Verfondern und stellt nüchtern fest: „Entweder wir machen die Veranstaltung nicht und verdienen nichts oder wir machen die Veranstaltung und zahlen drauf.“

Ein weiterer Streitpunkt ist im Fall des aktuellen Steuerbescheids die Uneinigkeit über im Eintrittspreis enthaltene Freigetränke, die von der zuständigen Sachbearbeiterin („diese Stelle wurde zum 1. Januar 2022 überhaupt erst geschaffen“) nur zu 50 Prozent berücksichtigt werden. „Außerdem sollen wir unsere Tickets nummerieren“, sagt Verfondern. Das bedeutet: mehr Aufwand und deutlich mehr Kosten, weil er dann die Karten nicht mehr in Eigenregie drucken kann. „Ich habe sowohl das für unsere Zwecke ausreichende Equipment als auch Solarstrom von meinem eigenen Dach. So eine Forderung ist auch ökologisch betrachtet völlig unsinnig“, findet Verfondern. Insgesamt fühle er sich unfair behandelt.

Unzählige Gespräche hätten stattgefunden, dazu reger Schriftverkehr und zuletzt die Zusage vom Bürgermeister, sich des Themas anzunehmen. „Passiert ist aber nichts“, ist Verfondern enttäuscht. Und zieht Konsequenzen. „Wir haben jetzt drei Events in Kleve abgesagt und werden im kommenden Jahr über 20 Veranstaltungen ausfallen lassen“, kündigt er an. Einige wird er in Nachbarkommunen verlegen. „Weder Goch, noch Kalkar, Kranenburg oder Bedburg-Hau erheben eine Vergnügungssteuer“, ist Verfondern überzeugt, dass sich die Stadt Kleve damit keinen Gefallen tut. „Es sind ja auch die Vereine betroffen, die als Saalbetreiber Miete bekommen, die Lieferanten und das Personal, das wegfällt“, macht er deutlich, dass nicht nur zwei Klever Unternehmen die Leidtragenden sind. Von den Klevern ganz zu schweigen, die sicher gern vor Ort „tanzen“ würden. „Was gewinnt die Stadt damit, wenn wieder ein Stück Kultur kaputt gemacht wird“, fragt Verfondern und hofft auf ein Einlenken. „Wir können verstehen, wenn die Stadt Steuereinnahmen braucht, aber diese Ungerechtigkeit nehmen wir nicht hin“, will er kämpfen.

Vorheriger ArtikelHerbstkirmes, “Fest der Sinne” und verkaufsoffener Sonntag in Goch
Nächster ArtikelKarin Kneffel: Bilderrausch