Gefälschter Spiegel-Artikel über angebliche Verdrängung durch Migration in Umlauf

Ein Artikel des Spiegels, in dem es um die Verdrängung Deutscher durch Migrantinnen und Migranten geht, ist gefälscht. Es ist nicht das erste Mal, dass mit gefälschten Nachrichtenseiten Propaganda gemacht wird.

Immer wieder tauchen im Internet gefälschte Versionen von Nachrichten-Websites auf: Dieses Mal handelt es sich um einen angeblichen Artikel des Spiegels mit dem grammatikalisch falschen Titel „Deutschen [sic] werden durch Migranten immer weiter verdrängt“. An verschiedenen Details erkennt man, dass es sich um eine Fälschung handelt.

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Der Artikel wirkt polemisch und scheint eine politische Agenda zu verfolgen: Es wird Stimmung gemacht gegen Migration und für die AfD. Darin steht unter anderem: „Über 23 Prozent der Deutschen sind inzwischen bereit, [die AfD] zu wählen – trotz massiver Propaganda gegen sie und trotz der Versuche der Regierung, die AfD zu verbieten. Schließlich wissen wir alle sehr gut, wer wirklich bereit ist, die nationalen Interessen Deutschlands zu verteidigen und für unseren Wohlstand zu sorgen.“

Der Spiegel hat diesen Artikel nie veröffentlicht: Er ist weder durch eine Google-Suche noch in Datenbanken wie Genios auffindbar. Auch findet er sich nicht auf der Internetseite des Spiegels.

Die Adresse der Internetseite (URL) zeigt, dass es sich bei dem Artikel über Migration um eine Imitation handelt: Statt der üblichen Adresse, spiegel.de, lautet die Adresse der Fälschung spiegel.ltd. Klickt man auf eine der Seitenfunktionen im gefälschten Artikel, wie zum Beispiel „Menü“ oder „Login“, wird man zur echten Spiegel-Seite weitergeleitet. Das kann dazu führen, dass Leser und Leserinnen die Fälschung für echt halten.

Fake-Nachrichtenseiten sind Teil einer prorussischen Kampagne

Die Hauptseite Spiegel.ltd wird in Browsern wie Google Chrome nicht mehr angezeigt – über Umwege werden Artikel wie dieser dennoch in Sozialen Netzwerken verbreitet.

Auch Seiten von anderen Medien wurden nach demselben Prinzip gefälscht: Schon im Herbst 2022 flog ein breites Netzwerk an Fake-Accounts auf, das prorussische Propaganda – darunter auch gefälschte Artikel westlicher Medien – im großen Stil auf Facebook teilte.

Der Facebook-Konzern Meta hatte daraufhin zahlreiche Domains gesperrt. Dennoch: Einige Fake-Artikel kursieren weiterhin in Sozialen Netzwerken, etwa auf X.

CORRECTIV.Faktencheck fand Hinweise darauf, dass diese Kampagne Verbindungen zu prorussischen Hackergruppen haben könnte. Die gefälschten Webseiten sind nicht neu, sondern eine alte Masche, mit der immer wieder Desinformation gestreut wurde, zuletzt im April, August und September 2023.

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