Regionaler Zweiradgeber

NN-Sommerserie: Gästeführerin Eila Braam stellt ihre Lieblingsrouten vor

NIEDERRHEIN. Endlich Sommerferien! Wer nicht (die ganzen sechs Wochen) in Urlaub fährt, genießt eben die freie Zeit zu Hause. Langweilig?! Von wegen! Der Niederrhein hat einiges zu bieten. Die NN haben sich umgehört und bekannte Niederrheiner gebeten, ihre persönlichen Lieblingsorte vorzustellen. Natürlich überwiegend umsonst und draußen. Vielfach gilt der Niederrhein als typische Fahrradregion. Eine überwiegend flache Landschaft, viele mehr oder weniger befestigte Wege, unzählige Ziele. Nicht alle, doch einen Großteil kennt Eila Braam.

Die 65-jährige Reeserin hat im Laufe der vergangenen 25 Jahre als Gästeführerin für die Stadt Rees geführte Radtouren ausgearbeitet und geleitet, um „den Gästen unsere schöne Heimat zu zeigen“. Dabei hat Braam nicht nur Rees, sondern den Niederrhein insgesamt im Blick, wie auch die angrenzenden Niederlande.

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Die erste Tour führte im Jahr 1999 zur Anholter Schweiz. „Es war ein Erlebnis-Event für Familien“, erinnert sich Braam, die von der großen Resonanz der Teilnehmer „etwas überrollt“ wurde. „Angesichts der Begeisterung für die geführten Touren haben wir diese im Laufe der Zeit ausgebaut.“ Waren es anfangs sechs bis sieben Termine in den Sommermonaten, waren es in den Hochzeiten bis zu 25 Touren. Später kamen auch längere E-Bike-Routen über 60 bis 65 Kilometer hinzu. „Die waren sehr begehrt“, erzählt Braam: „Es war eine anstrengende, aber auch sehr schöne Zeit.“

Mehr als 100 Fahrrad-Routen erarbeitet

Eila Braam Sommerserie Radtour
Schloss Hueth ist eines der Ziele, die Eila Braam mit ihren Gruppen immer wieder angesteuert hat. Foto: privat

Weit mehr als 100 Fahrrad-Routen hat sie als Gästeführerin ausgearbeitet – alle hat sie zunächst einmal auf einer Vortour erkundet. „Ich wollte nicht nur auf den gängigen Radwegen unterwegs sein, sondern auch auf eher versteckten Routen und wenig bekannten Pfaden, um den Gästen besondere Orte zeigen zu können“, sagt Braam. Die große Zahl an Strecken kam auch dadurch zustande, weil Braam ein und dasselbe Ziel auf stets neuen Wegen anfahren wollte. „Ich kenne allein 15 verschiedene Routen zwischen Rees und Nimwegen“, verrät sie.

Zwangsläufig kristallisieren sich während eines Vierteljahrhunderts Lieblingsstrecken und -orte heraus. An der Spitze steht ein Ziel in den benachbarten Niederlanden: „De Moezeköttel“ bei Megchelen. Dabei handelt es sich um ein kleines Freilichtmuseum. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurden im Rahmen der Befreiung viele Wohnhäuser in Megchelen unwiederbringlich zerstört. Aus den Trümmern hat man nach dem Krieg 71 Notunterkünfte gebaut, die mittlerweile fast alle verschwunden sind. Die kleinste dieser Unterkünfte – „De Moezeköttel“ – wurde mithilfe der Trümmer des kleinen Kötterhofs am Asbroek errichtet. „Er hat mich direkt an meine Kindheit erinnert“, erzählt Eila Braam von ihrem ersten Besuch. „Mein Opa lebte in solch kleinen Verhältnissen mit spartanischer Einrichtung.“ Liebevoll und mit einem Auge für Details sei das kleine Museum eingerichtet.

Zum „Moezeköttel“ sowie entlang von Issel und Aa

Eila Braam Sommerserie Radtouren
„De Moezeköttel“ ist ein kleines Freilichtmuseum bei Megchelen.
Foto: privat

Eine reizvolle Rundtour von Rees zum „Moezeköttel“ und wieder zurück führt laut Braam entlang von Issel und Aa, vorbei am Kulturzentrum DRU Cultuurfabriek bei Ulft, durchs Achterhoek nach Dinxperlo, wo freitagnachmittags der Markt stattfindet, in Richtung Anholt und durch die Anholter Schweiz. Besonders waren laut Braam ebenso immer die Touren, bei denen es zunächst mit dem Schiff nach Nimwegen und Arnheim ging.

Doch auch die linke Rheinseite hat Braam regelmäßig mit ihren Gästen erkundet. Neben Kevelaer, Goch und Grieth – „ein wunderschönes Örtchen“ – habe Xanten „immer wieder Highlights zu bieten“, sagt die 65-Jährige. „Xanten kann man auf zig verschiedenen Routen anfahren, mit und ohne Schiff.“ Zwischenstationen können das Heimatmuseum Bislich, in Xanten selbst neben dem APX auch das „entzückende Geldmuseum“ sein. Auch einen Spa-Tag habe sie mit einer Gruppe schon eingelegt. Eine anspruchsvollere Route führt von Elten in Richtung ’s-Heerenberg und weiter nach Stokkum. „Hier geht es ein wenig rauf und runter, durch den Wald“, erzählt Braam, die die Tour als „landschaftlich sehr schön“ beschreibt. Gleiches gilt für eine Strecke in Richtung Pfalzdorf, die zwischen Goch und Kalkar über glaziale Höhenzüge führt. „Man fährt viel durch Felder und hat einen weiten Blick aufs Land.“ Reizvoll sind auch Touren entlang der Niers in Richtung Kloster Graefenthal und weiter über die deutsch-niederländische Grenze. „Leider sind dort fast alle Kneipen ausgestorben, in denen man früher einkehren konnte“, sagt Braam.

Technische Pannen und kuriose Begebenheiten

Entlang der Issel führen schöne Radwege.
Foto: privat

Wer hunderte von Touren unternimmt, bekommt nicht nur viel zu sehen, sondern muss auch einiges erlebt haben. Doch „besondere Ereignisse“ hat es laut Eila Braam nicht gegeben. Eher sind es technische Pannen, die einfach dazugehören, und kuriose Begebenheiten. So habe sie auf einer Vortour einen Ameisenhügel auf einem Nebenpfad entdeckt, „den ich auch meiner Gästegruppe zeigen wollte“. Das Vorhaben endete damit, dass eine in Weiß gekleidete Dame, am Ameisenhügel angekommen, nicht vom Rad stieg, sondern wie in Zeitlupe, mit den Füßen auf den Pedalen, langsam auf besagte Insekten-Unterkunft kippte. „Drei Männer mussten sie vorsichtig aus dem Hügel herausbasteln“, erinnert sich Braam. Eine andere Tour geriet zu einem völlig verregneten Ausflug, was nur eine Teilnehmerin wenig störte, da diese – zu Beginn der Rückfahrt mit dem Schiff – freudestrahlend eine trockene Hose aus dem Rucksack zog, „während der Rest von uns völlig durchnässt war“, erzählt Braam lachend.

Abschließend hat die Reeserin, die sich seit Dienstag im Gästeführerin-Ruhestand befindet, noch ein paar Tipps parat. „Das Knotenpunkt-System ist eine gute Sache, dadurch braucht man keine Ortskenntnisse“, sagt Braam; mehr dazu unter anderem unter www.niederrhein-tourismus.de. Auf niederländischer Seite empfiehlt sie die Seite www.fietsknoop.nl für das niederländische Pendant. Und für technikaffine Radler sei ein Navi zu empfehlen – „ich nutze es bis heute“.

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