„Über 10.000 Besucher können mitfeiern“

Johannes Oerding verrät seine guten Vorsätze für 2023 und blickt auf auf seine Highlights im neuen Jahr

NIEDERRHEIN. Im November veröffentlichte Johannes Oerding sein siebtes Studioalbum „Plan A“ und eroberte damit gleich Platz eins der deutschen Albumcharts. Ab März geht es für den 41-Jährigen nun endlich wieder auf Tour. Neben großen Hallenkonzerten und Open Airs in Deutschland, Österreich und der Schweiz wird der gebürtige Niederrheiner am 12. August in seinem Heimatdorf Kapellen ein Konzert geben und sich damit einen lang gehegten Traum erfüllen. Im NN-Interview gibt er einen Ausblick auf seine Pläne für 2023.

Ein neues Jahr steht vor der Tür – und es scheint bei dir schon wieder fast ausgebucht zu sein. Was sind deine Highlights in 2023?
Johannes Oerding: Im Grunde genommen sind es drei große Highlight-Blöcke: Der erste ist „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ in Südafrika,wo es im Februar wieder hingeht. Dann natürlich – endlich – die große Hallentour, die wir so lange aufschieben beziehungsweise absagen und abbrechen mussten. Und dann als großes Sommerhighlight mein Heimspiel in Kapellen, auf das wir uns alle schon sehr freuen, auch, weil es eines der größten Konzerte in diesem Jahr werden wird. Ich spüre schon jetzt eine große Euphorie bei allen Beteiligten und auch wir können es kaum erwarten, dass da hinzuzimmern. Es ist nicht einfach, so ein einmaliges Konzert aus dem Boden zu stampfen, gerade auch an einem Ort, an dem noch nie ein solches Konzert stattgefunden hat. Das wird eine Herausforderung, aber es ist toll zu sehen, wie alle Beteiligten, auch die Stadt Geldern, das Ordnungsamt, die Feuerwehr, der Fußballverein und die Dorfgemeinschaft Bock darauf haben, dieses Konzert unvergesslich zu machen.

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Hast du Vorsätze für das neue Jahr?
Oerding: Ja, ich wiederhole mich da von Jahr zu Jahr: Ich möchte nach wie vor mein Spanisch aufbessern, vielleicht schaffe ich es ja auch mal wieder, einen etwas längeren Zeitraum im spanischsprachigen Raum zu verbringen, ich will mit dem Rauchen aufhören und mir vielleicht ein bisschen mehr Freizeit schaffen, weniger annehmen und öfter mal Nein sagen.

Im November ist dein neues Album „Plan A“ erschienen, mit dem du direkt auf Platz eins der deutschen Albumcharts stürmen konntest. Du schreibst im Booklet, dass sich das Album schon bei seiner Entstehung „besonders angefühlt“ hat. Was genau meinst du damit?
Oerding: Die Tatsache, dass das ein Pandemie-Album ist, glaube ich. Das Album ist aus einer gewissen Hilfslosigkeit und Lustlosigkeit entstanden. Der Anfang gestaltete sich echt schwierig, weil man dachte, wenn man nur Zuhause sitzt, hat man ja gar keine Themen. Man muss doch raus – aber man darf nicht raus. Genau dieser Umstand hat dafür gesorgt, dass es letztlich so ein sehr kleines, zwischenmenschliches Album wurde, weil man dann doch Themen gefunden hat, die Zuhause, im familiären Umfeld oder im Freundeskreis stattfinden. Das ist der Unterschied zu den Vorgängeralben, die eher eine andere Perspektive eingenommen haben. Nicht das große Ganze betreffend.

Hast du das Gefühl, dass dich die Corona-Zeit verändert hat, oder siehst du die Zeit eher als Ausnahmezustand und hast das Gefühl, jetzt wieder auf Spur zu sein, so wie es vorher war?
Oerding: Beides. Man merkt schon, dass alles wieder langsam seinen gewohnten Weg geht, aber man hat mitunter auch einiges mitgenommen. Allein die Tatsache, dass man viele Dinge nicht beeinflussen kann, ist einem bewusster geworden. Dass man manche Dinge einfach aushalten muss. Und zu erkennen, wie belastbar wir Menschen dann doch sind, und wie resilient, wenn es darum geht zusammenzuhalten und durch so eine Krise zu kommen. Natürlich hat die Pandemie auch Schattenseiten hervorgerufen, auf die ich gerne hätte verzichten können, gerade gesellschaftlicher Natur, was die Spaltung anbelangt und die vielen unterschiedlichen Meinungen und Umgangsweisen mit dem Thema. Ich hoffe, dass sich auch das wieder einruckelt. Ich glaube, wir sind auf einem sehr guten Weg.

Welche Songs auf dem neuen Album liegen dir besonders am Herzen?
Oerding: Klar sind alle Songs wichtig, sonst hätte ich sie nicht auf das Album genommen. Aber es gibt natürlich Songs, bei denen ich merke, die schreibst du nur einmal im Leben, so was wie „Eins-zu-Eins-Gespräch“. Das ist wahrscheinlich mit einer der schönsten Songs, die ich je geschrieben habe, das merke ich auch am Feedback und daran, wie viele Menschen der Song erreicht, obwohl es ja ein relativ persönliches, kleines Thema ist. Aber auch Kaleidoskop war für mich wichtig, weil er dafür gesorgt hat, dass es jetzt losgeht mit dem Album und es läuft.

Das Lied für deinen Vater, „Eins-zu-Eins-Gespräch“, ist eine echte Gänsehautnummer. Wie ist es zu diesem Lied, zu diesem Zeitpunkt gekommen?
Oerding: Ich hatte schon seit vielen Jahren den Ansatz und den Gedanken, diesen Song zu schreiben, fühlte mich aber immer irgendwie noch zu jung dafür. Aber wie das Leben so ist, gibt es auch immer Situationen, wo man denkt, es wäre vielleicht doch ganz gut, wenn man das jetzt zu Ende bringt. Wie es dann auch im Song heißt: damit auch der Adressat das auch hört. Ich bin froh, dass ich es gemacht habe und dass mein Vater es mag und auch sein Go dafür gegeben hat.

Dein Plan A war für dich immer die Musik. Das haben wir am Niederrhein in den vergangenen 20, 25 Jahren verfolgen und manches Mal auch miterleben dürfen. Hattest du jemals Zweifel an diesem Plan?
Oerding: Nee, ich glaube ehrlich gesagt nicht. Tief in mir drin, schon als Jugendlicher habe ich gewusst, dass ich auf die Bühne gehöre und das wurde mir natürlich immer bewusster, umso älter ich wurde. Mir war relativ schnell klar, dass ich das machen möchte, weil es das ist, was ich am besten kann. Ich kann nichts so gut wie dieser Bühnenmensch und dieser Sänger zu sein. Alles andere, egal ob es mit Handwerk oder mit Bürokratie zu tun hat, da bin ich der absolute Looser. Ich freue mich sehr, dass ich etwas gefunden habe, wo mir sogar das Drumherum Spaß macht, selbst das Vorbereiten und das Hin- und Herreisen, einfach alles, was dazu gehört, um am Ende auf der Bühne zu stehen.

Ein neues Album bedeutet auch immer eine neue Tour. Wann geht es wieder auf die große Bühne?
Oerding: Die große Bühne startet jetzt bald. Am 21. März in der Lancess-Arena in Köln geht es los. Von da spielen wir 17 Hallenkonzerte in Deutschland, Österreich und der Schweiz, danach die großen Open-Airs. Das ist das nächste Ziel: zu erreichen, dass die Leute kommen und auch Lust haben und auch bereit sind, für Kultur Geld auszugeben. Ich weiß natürlich, dass es im Moment nicht so einfach ist, aber ich glaube, es kann eine schöne Ablenkung und auch Unterstützung sein, wenn man mal für zwei, drei Stunden aus der Negativität herauskommt.

Nicht nur dein Highlight in 2023 ist dein Heimspiel in Kapellen, auch deine Fans am Niederrhein freuen sich sehr auf dieses Event. Wie wird das Ganze aussehen? Wie viele Leute können dabei sein?
Oerding: Über 10.000 Besucher können kommen und mit uns feiern, wenn alles klappt. Seit acht Jahren rede ich von diesem Konzert, irgendwie hat es sich nie ergeben und als es dann soweit sein sollte, kam die Pandemie dazwischen. Jetzt ist es endlich soweit und wir stampfen da quasi aus dem Boden ein Konzert auf den Kapellener Sportplatz, was nicht einfach ist. Aber am Ende des Tages wird Musik gemacht und wir gehen hoffentlich alle glücklich nach Hause. Mich freut einfach der Gedanke, dass ich drei Sekunden von meinem Garten entfernt dieses Konzert spielen kann in Verbindung mit den vielen Geschichten, die ich auch gerade dort erlebt habe. Da, wo die Bühne stehen wird, also direkt dahinter, war zum Beispiel meine heimliche Raucherbank, da habe ich geangelt, 500 Meter weiter habe ich mein erstes Geld verdient – mit diesem Ort verbinde ich einfach sehr viel. Natürlich auch viele Tore, die ich für den SV Arminia Kapellen dort geschossen habe.

Und das ganze Dorf hilft mit?
Oerding: Ja, ich weiß beispielsweise schon, dass die Pfadfinder helfen, Parkeinweiser zu spielen und nach dem Konzert dabei helfen, über den Sportplatz zu gehen und das ein oder andere Loch zuzumachen. Mein Vater hat auch schon diverse Landwirte in der Umgebung eingewiesen: Wir brauchen Parkflächen. Säe doch mal anstatt Weizen ein bisschen Rasen – und dann machen sie das auch. Das ist natürlich toll zu erleben, wie alle Bock darauf haben und das Projekt auch gerne unterstützen.

Bevor die Tour startet, geht es für dich im Februar nach Südafrika. Zum dritten Mal bist du Gastgeber der Show „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“. Was reizt dich besonders an diesem Format?
Oerding: Ehrlich gesagt, ist das fast so ein bisschen wie mein Jahresurlaub, weil ich mittlerweile weiß, wie es funktioniert und wie es läuft, aber vor allen Dingen mag ich natürlich, die anderen Künstler zu treffen, sich auszutauschen, neue Musik zu erschaffen und eine gemeinsame Zeit zu haben, in der man im ganzen Trubel auch mal nicht erreichbar ist.

Wie feierst du Silvester?
Oerding: Um ehrlich zu sein, habe ich noch keinen Plan. Es gibt diverse Überlegungen, eher etwas ganz Kleines zu machen, in Ruhe essen zu gehen und ganz geschmeidig ins neue Jahr zu gleiten. Andererseits gibt es aber auch schöne Partys, die auf einen warten. Das Gute ist, als Künstler darf ich da immer etwas unverbindlich bleiben. Wenn ich sage: „Ich kann es noch nicht versprechen, ich komme spontan“ – das wird mir immer verziehen.

Tickets für das Konzert von Johannes Oerding am 12. August auf dem Sportplatz in Kapellen gibt es online bei Eventim und in der Praxis Dr. Oerding, Dammerstraße 26 in Kapellen.

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