NIEDERRHEIN. Femke van den Broek-Linnartz ist verliebt. In Nepal – Land und Leute haben es ihr angetan. Der südasiatische Binnenstaat, der zwischen China und Indien liegt, hat knapp unter 30 Millionen Einwohner. Fast die Hälfte davon lebt unterhalb der Armutsgrenze. Der Hauptwirtschaftszweig der parlamentarischen Republik ist die Landwirtschaft. Wichtig sind natürlich auch die Touristen, die Devisen ins Land bringen. Ihr bevorzugtes Ziel: Das Himalaya-Gebirge, das sich durch den Norden und Osten Nepals zieht und der Mount Everest, dessen Gipfel mit 8.848 Metern der höchste Punkt der Erde ist.

Für Femke van den Broek-Linnartz war es jedenfalls Liebe auf den ersten Blick, als sie im April 2019 nepalesischen Boden betrat. Was sie von anderen Touristen unterscheidet: Erst ging es für vier Wochen zum freiwilligen Arbeitseinsatz in eine Einrichtung für behinderte Kinder, anschließend für zwei Wochen zum Wandern in die Berge. Die 54-jährige Logopädin, die im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie arbeitet, sagt, sie habe sich schon immer ehrenamtlich engagieren wollen, aber weder die Zeit noch das passende Einsatzgebiet gefunden.

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Da kam ihr das Konzept eines niederländischen Reiseanbieters gerade recht, denn hier kann man, neben ganz „normalen“ Reisen, auch Arrangements buchen, die einen Urlaub mit einem freiwilligen Einsatz verbinden. „Das ist eine tolle Erfahrung und es wäre schön, wenn sich auch andere Menschen dafür begeistern ließen. Diese Zeit hat mir unglaublich viel gegeben“, sagt Femke van den Broek-Linnartz. Deshalb wurde sie auch zur „Wiederholungstäterin“, denn vor wenigen Wochen war sie wieder in Nepal. Diesmal hat sie, nach einer Trecking-Tour und einer Safari mit ihrem Mann, zwei Wochen lang in einem neu gegründeten Zentrum für Kinder mit Autismus gearbeitet. „Autismus ist in Nepal noch nicht sehr bekannt“, hat sie festgestellt. Trotzdem gibt es natürlich viele Betroffene.

Back to basics

„Ich habe weniger mit den Kindern gearbeitet, sondern eher mit den Mitarbeitern. Ich konnte ihnen viele Tipps aus meiner jahrelangen Berufserfahrung geben und ihnen zeigen, wie man mit einfachen Mitteln, zum Beispiel über Mimik und Gestik, schon viel erreichen kann. Und ich habe ihnen dabei geholfen, Therapiematerialien zu sammeln, so etwas wie Bilder oder Plastiktiere, Bälle, Spielzeugautos, Geschirr oder Puppen“, erklärt die gebürtige Niederländerin, die seit über 20 Jahren mit ihrer Familie in Kessel lebt. „Die Leute vor Ort sind unglaublich motiviert“, ist sie begeistert, räumt jedoch ein, „aber leider sind nur wenige dafür ausgebildet.“ Das hat Femke van den Broek-Linnartz bereits bei ihrem ersten Einsatz in Nepal festgestellt: „Es gibt nur wenige Logopäden, vielleicht um die 20 übers ganze Land verteilt.“

Zudem reichen mitunter Online-Kurse, um sich für eine Stelle zu qualifizieren. „Die Mitarbeiter in den Einrichtungen wollen helfen, wissen aber eigentlich gar nicht, wie sie es anstellen sollen“, sagt die patente Frau, die den Austausch als Bereicherung für beide Seiten sieht. Das sei für sie selbst sehr lehrreich gewesen. „Es ist so ein bisschen back to basics“, sagt sie. Überwätigt war sie auch von der Freundlichkeit und der Offenheit der Nepalesen. „Es ist nicht nur ein wunderschönes Land“, sagt sie: „Die Begegnungen, die Gespräche und das gute, kollegiale Miteinander haben diese Zeit zu etwas ganz Besonderem gemacht.“

Untergebracht sind die „Volonteers“ in Gastfamilien. Der tägliche Austausch ist sozusagen Teil des Pakets. „In Kathmandu kenne ich mich jetzt schon einigermaßen gut aus“, ist die 54-Jährige zuversichtlich, dass sie diese Ortskenntnisse beim nächsten Einsatz als „Freiwillige“ gut gebrauchen kann. „Ich habe jetzt schon eine Liste im Kopf mit den Materialien, die wir dort gut gebrauchen können“, sagt sie.

Doch der nächste Urlaub ist für die reine Erholung reserviert – dem Ehegatten zuliebe. „Für mich braucht es keinen Strand“, sagt Femke van den Broek-Linnartz. Sie setzt auf Erlebnisse, die sie ihr Leben lang nicht mehr vergessen wird. „Ich bin noch ganz erfüllt von den Eindrücken, die ich gesammelt habe.“ Ja, sie habe ihr Herz an Nepal verloren. Und kann sich auch schwer vorstellen, in Zukunft „einfach nur Urlaub“ zu machen, wenn diese Variante doch so viel mehr zu bieten hat. Übrigens: Der Freiwilligen-Einsatz ist nicht an Nepal und auch nicht an bestimmte Berufe gebunden. Es gibt viele Möglichkeiten, Urlaub zu machen und sich einzubringen…

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