GOCH. Wenn sich am Donnerstag­abend der Martinszug in Goch in Bewegung setzt, dann ist das Brauchtum, das in der Weberstadt seit 100 Jahren immer wieder mit Leben gefüllt wird. „Es ist das Bewusstsein für Tradition“, macht Rita Thielen, Geschäftsführerin des St. Martin Komitees deutlich, „bis heute bemühen wir uns, jedes Jahr St. Martin zu feiern.“ Und das ist selbst im Coronajahr 2020 gelungen, wenn auch in etwas anderer Form. Kurzerhand besuchte St. Martin Kitas und Schulen, im Gepäck ein Heft, voll mit Liedern, Backrezepten und Bastelanleitungen.

Ursprünge

„Ein Mensch hatte vor 100 Jahren die Idee und er hat Leute um sich gescharrt, die ihn unterstützt haben“, verweist Jörg Wagner, einer der fünf Komitee-Vorsitzenden, auf den Gründer des Gocher Martinszuges, Jean „Papa“ Klein. Was 1921 als kleiner Fackelzug für Kinder begann, ist heute eine Veranstaltung, bei der Kindergärten und Schulen mit ihren Laternen, Lichtkreuzen und Großfackeln für ein prächtiges Bild sorgen.

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Den Aufkleber für die diesjährige Martinstüte hat der Gocher Künstler Martin Lersch gestaltet. Von Hand wurde das bunte Logo auf 2.300 Tüten geklebt. NN-Foto: CDS

In den vergangenen Jahren hätten sich immer wieder Menschen gefunden, die das alles im Vorfeld organisieren, so Jörg Wagner. Übrigens komplett ehrenamtlich; alle, die bei der Vorbereitung und Durchführung helfen, engagieren sich dafür unentgeltlich in ihrer Freizeit. So auch die Sammler, die bei den Bürgern um Spenden für die bunt gefüllten Martinstüten bitten. Die Planungen für die Haussammlung beginnen bereits im Mai. „Dann werden die Gebiete eingeteilt“, erklärt Simone Stayen-Schöndeling, die diesen Part betreut. Dafür muss sie auch schon einmal Bebauungspläne zu Rate ziehen; so sind zum Beispiel in Neu-See-Land etliche Straßen neu hinzugekommen. Viele der Sammler sind schon lange Jahre dabei; über neue Unterstützer freut man sich aber immer. In diesem Jahr werden insgesamt 2.300 Tüten ausgegeben.

Jubiläum

Übrigens feiert auch das Gocher Martins-Komitee ein kleines Jubiläum. Vor 25 Jahren wurde aus der Interessengemeinschaft für Ehrenamtler ein gemeinnütziger Verein, mit dem Recht, Spendenquittungen ausstellen zu dürfen. Das 66. Heft „An Niers und Kendel“, herausgegeben vom Heimatverein Goch, beschäftigt sich auf 32 Seiten ausführlich mit der Historie des Gocher Martinszuges (die NN berichteten).
Der im Vorwort von Bürgermeister Ulrich Knickrehm geäußerte Wunsch, dass man sich am 11. November 2021 wieder zum Martinszug treffen kann, dürfte in Erfüllung gehen: Um 18 Uhr startet der Zug am morgigen Donnerstag am Aufstellort Klos­terplatz. Dann geht es über Mühlenstraße, Markt, Voßstraße, Am Steintor, Bahnhofstraße, Feldstraße und Brückenstraße zurück zum Markt. „St. Martin, der dem Zug voranreitet, bleibt an der Nierswelle stehen, damit die Kinder an ihm vorbeiziehen können und ihn auch jeder sehen kann“, erklärt Jörg Wagner. Für die musikalische Begleitung sorgen der Spielmannszug und der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Goch, die Tambourcorps Asperden und Weeze sowie der Fanfarenzug Pfalzdorf.

Standarte

Und noch etwas sorgt für große Freude: Anlässlich des Jubiläums hat der Gocher Glasmaler Michael Theissen dem Martins-Komitee seinen Entwurf für eine Vereinsstandarte geschenkt. Die Standarte wird von einer Reiterin an der Spitze des Zuges präsentiert. Ein Zeichen für 100 Jahre bürgerschaftliches Miteinander.

Hoch zu Ross reitet St. Martin dem Fackelzug voran. Foto: Klaus Stade

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