Die 3. Impfung

NIEDERRHEIN.  Besuch im „Haus am Heiligenweg Goch“. „Hallo“, sagt Frank Günzel, einer der Geschäftsführer, „lange nicht gesehen.“ Wohl wahr. Zuletzt ging es um die zweite Corona-Impfung für die Bewohner und Mitarbeiter des Betreuungszentrums. Und diesmal?

Warten auf Empfehlung

„Für Ende des Monats planen wir hier die dritte Impfung“, erklärt Günzel. „Unser Gesundheitsminister Laumann möchte, dass Impfauffrischungen stattfinden. Wir warten allerdings noch auf die Empfehlung der ständigen Impfkommision, StiKo.“ Was passiert, wenn es diese Empfehlung nicht geben wird? Günzel sagt, dass er das Thema dann mit den Kooperationsärzten seines Hauses besprechen müsse. „Die kommende Imfpung wird – im Gegensatz zu den ersten beiden Impfungen – nicht mehr von Ärzten des Impfzentrums, sondern eben von den Hausärzten durchgeführt, mit denen unsere Einrichtung zusammenarbeitet.“

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Verantwortlichkeit

Gerade habe es die Meldung von einem Seniorenheim in Oberhausen gegeben, wo nach der dritten Impfung Probleme aufgetreten seien. Das wirft die Frage nach der Verantwortlichkeit auf. „Streng genommen trägt in einem solchen Fall der Impfarzt die Verantwortung.“ Auch hier liege, so Günzel, ein Grund dafür, dass man die Empfehlung der StiKo abwarten wolle. Im Haus am Heiligenweg liegt die Impfquote bei Bewohnern und Mitarbeitern derzeit bei rund 98 Prozent. „Wir arbeiten jetzt seit über 550 Tagen unter Corona-Bedingungen“, sagt Günzel. Er ist Impfbefürworter. „Ich denke, da liegt unsere einzige Chance. Trotzdem sehe ich nicht alles, was mit Corona und den Vorschriften zu tun hat, als wirklich logisch an. Derzeit ist es beispielsweise so, dass wir unseren geimpften Mitarbeitern ein Mal pro Woche ein Testangebot machen müssen.“

Danke, nicht nötig

Angebot bedeutet: Ablehnung ist möglich. Sagt ein geimpfter Mitarbeiter „Danke, nicht nötig“, wird er nicht getestet. Und wie sieht es bei den Bewohnern aus: „Auch da müssen wir den Geimpften alle zwei Wochen einen Test anbieten.“ Ablehnung möglich.

Keine Symptome

Günzel fühlt sich als Einrichtungsleiter in der Verantwortung. Der Wunsch: größtmögliche Sicherheit für Mitarbeiter und Bewohner. Günzel erzählt von einem guten Bekannten. „Der ist im Urlaub getestet worden. Der Mann war zweimal geimpft und zeigte keinerlei Symptome.“ Dann: ein positives Ergebnis. „Kann nicht sein. Noch mal testen. Das war die erste Reaktion meines Bekannten.“ Auch das zweite Ergebnis war positiv. Für Günzel heißt das: „Wir sollten eigentlich auch Geimpfte weiterhin testen – allerdings nicht im Rahmen eines Angebotes, sondern als Pflicht.“ Ungeimpfte Mitarbeiter müssen sich übrigens zweimal pro Woche testen lassen. Für Günzel ist ein solcher Zustand mindestens „widersprüchlich“.

Rein theoretisch

Wie sieht es eigentlich mit Besuchern im Pflegezentrum aus? „Ist ein Besucher geimpft oder genesen, darf er sich in unserer Einrichtung ohne Maske bewegen. Wir sprechen allerdings mit den Besuchern und erklären ihnen, dass sie, solange sie nicht in einem Zimmer sind, ihre Masken tragen sollen.“ Rein theoretisch ist damit dünnes Eis betreten, denn wer es darauf anlegt, könne sich, so Günzel, die Maskenfreiheit erklagen. „Das ist glücklicherweise bei uns noch nicht passiert.“

Kommunikation ist wichtig

Vielleicht hat dieser Zustand aber auch nicht so sehr mit Glück als mit guter Kommunikation zu tun. „Kommunikation ist in der Tat sehr wichtig. Man muss mit den Menschen sprechen und ihnen die Maßnahmen erklären.“ Das sei auch nach über 550 Tagen Arbeiten unter Corona-Bedingungen noch immer erforderlich. Dass jemand geimpft oder symptomfrei sei, bedeute (siehe oben) nicht, dass er die Krankheit nicht übertragen könne. „Insofern ist das Testen für mich nach wie vor ein integraler Bestandteil der Pandemiebekämpfung.“

Unsicher

Derzeit wird ja diskutiert, wie mit Menschen umzugehen ist, die nicht geimpft sind und dann erkranken. Lohnfortzahlung im Quarantänefall? Günzel wirkt nachdenklich. „Was das angeht, könnte ich zum jetzigen Zeitpunkt weder Ja noch Nein sagen. Ich bin da einfach unsicher.“ Wie also umgehen mit Corona?

Moderater Verlauf

„Ich bin fest davon überzeugt, dass es nur über Impfen und weiteres Testen in den Griff zu bekommen ist.“
Ja – auch Geimpfte könnten erkranken und ohne Symptome zu Überträgern werden, „aber die Studien zeigen, dass für Geimpfte der Krankheitsverlauf sehr moderat ist und die Möglichkeit, dass auch Geimpfte die Krankheit haben und oder übertragen können, ist für mich nur ein deutliches Argument für das Testen.“ Wenn alles nach Plan verläuft, soll im Haus am Heiligenweg am 28. September die dritte Impfung stattfinden.

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