RINDERN. Die Tomaten und der Mais sind bald reif, Kohlrabi und Radieschen sind längst weg: Säen, hegen und ernten ist das Motto an der Johanna-Sebus-Grundschule. Mit Hilfe der Lehrer und einiger Eltern werden die Schüler zu fleißigen Gemüsebauern und lernen, dass ein Nutzgarten nicht nur viel Arbeit macht, sondern auch leckere und gesunde Lebensmittel hervorbringt. Die „Gemüse-Ackerdemie“ ist Bestandteil des Unterrichts in den dritten Klassen und im Offenen Ganztag. Gerade wird noch einmal nachgesät – dann werden die Spaten und Harken den nachrückenden Schülern überreicht.

„Wir möchten den Schülern Wege aufzeigen, wie sie durch eigenes Handeln die Umwelt schonen und gleichzeitig etwas für ihre Gesundheit tun können“, erklärte Schulleiterin Britta Peters bereits im Februar, als mit der Entnahme der Bodenproben der Startschuss für die „Ackerdemie“ fiel. Was bedeutet saisonal, was ist regional? Welche Strecken legen Obst und Gemüse zurück, bevor sie zu Hause auf dem Teller landen? Wo kommen die Tomaten im Dezember überhaupt her? Was ist mit den Erntehelfern? Wie kann es sein, dass einige Lebensmittel so günstig sind, obwohl die Herstellung eigentlich viel mehr kostet?

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„Durch den eigenen Anbau sollen unsere Schüler erfahren, dass ihre Lebensmittel nicht im Supermarkt wachsen“, ist Britta Peters heute mehr denn je überzeugt, dass die Gemüse-Ackerdemie die Kinder sensibilisiert und ihnen die Bedeutung der Natur als Lebensgrundlage verständlich macht. „Wenn die Kinder jetzt beim Discounter sehen, wie billig manche Gemüsesorten sind, dann wissen sie, dass das nicht gut sein kann“, sagt Peters.

Sponsoren und Vertreter der Stadt sind begeistert von dem Projekt an der Johanna-Sebus-Schule.NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Und sie wissen auch, wie viel Arbeit dahinter steckt, wenn man auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet, Unkraut mit den Händen entfernt oder einfach „nur“ dafür sorgt, dass die Pflanzen genug Wasser bekommen. Britta Peters ist jedenfalls begeistert von den schmackhaften Ergebnissen, die allwöchentlich auf dem Schulhof zum Verkauf angeboten werden. Begeistert sind auch die Sponsoren, die zum Nachsaat-Termin eingeladen wurden.

Praxisbezug und Alltagsrelevanz

Das Programm, das auf Praxisbezug und Alltagsrelevanz setzt, wird durch Förderpartner und einen Eigenanteil finanziert, den die Einrichtung aufbringen muss. Verankert wird das von dem Verein Ackerdemia (ackerdemia) entwickelte Bildungsprogramm mit zwei Schulstunden wöchentlich im Sachunterricht – natürlich ist der Gemüsegarten aber auch darüber hinaus fächerübergreifend immer wieder Thema.

Hinzu kommen Fortbildungen für die Lehrer und Termine vor Ort – etwa bei der Nachsaat. „Mit Hilfe der Gemüse-Ackerdemie entwickeln die Kinder mehr Wertschätzung für Natur und Lebensmittel“, weiß Susanne Büchner. Sie ist bei dem 2013 in Potsdam gegründeten und als gemeinnützig anerkannten Verein als Koordinatorin für die Region Niederrhein zuständig. Aktuell werden über 869 Kitas und Schulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz beim „Ackern“ begleitet.

Auch Bürgermeister Wolfgang Gebing ist angetan von dem Konzept, das den Schulhof nicht nur grüner, sondern auch nutzbar macht. Die Stadt als Schulträger sei dankbar für dieses Engagement. „Das ist eine sehr gute Sache“, betont Gebing.

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