GELDERN. Nach rund einem Jahr und fünf Monaten Bauzeit ist es vollbracht, noch dazu termin- und budgetgerecht. In einem feierlichen Festakt wurde Dienstagabend der erste der zwei Neubauten der Gesamtschule Geldern eröffnet. Tags darauf konnten bereits die rund 270 Schüler der fünften und sechsten Klassen einziehen, für die das Gebäude angedacht ist. „Wir als Team freuen uns wahnsinnig. Wir haben die Räumlichkeiten unserem pädagogischen Konzept anpassen dürfen”, betont Schulleiterin Tanja Rathmer-Naundorf. Alles, was das jetzt eröffnete Gebäude bietet, findet sich auch im zweiten Neubau. Eröffnet werden soll dieser voraussichtlich nach den Herbstferien.

In seiner Eröffnungsrede bezeichnete Thomas Mutz, Geschäftsführer der Gelderner Baugesellschaft, den Neubau als „technisch modernstes und nachhaltigstes Schulgebäude Gelderns.“ 5.000 Quadratmeter Nutzfläche und eine breite digitale Ausstattung wie WLAN, Smart-TVs und Tablets finden sich hier. Die einzelnen Elemente des Boden sind bei Schäden nicht nur leicht austauschbar, sondern zudem schallabsorbierend. Um den Geist frisch zu halten, gibt es in jedem Lernflur außerdem einen Trinkbrunnen.

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Gesamtschule Geldern
Schulleiterin Tanja Rathmer-Naundorf freute sich, dass Pfarrer Ralf Streppel (Evangelische Kirchengemeinde Geldern, l.) und Pastoralreferent Friedhelm Appel (Katholische Pfarrgemeinde St. Maria Magdalena) die Einsegnung der Räume vornahmen. NN-Foto: G. Seybert

Der Neubau nutzt passend zum umweltbewussten Konzept der Schule regenerative Energien. Eine Photovoltaik-Anlage deckt den Eigenbedarf, hinzu kommen Luft-Wasser-Wärmepumpen. Hervorzuheben wäre da noch die Grünfassade als erste ihrer Art an einem öffentlichen Gebäude in Geldern. Aus etwa 25.000 Pflanzen bestehend dient sie als CO2-Speicher und beugt Überhitzung vor. Bewässert wird das Grün durch integrierte Tropfschläuche.
Nachhaltig ist auch der Umstand, dass rund 80 Prozent der Aufträge an Firmen aus der Region vergeben wurden. „Auf diese lokale Verbundenheit sind wir sehr stolz”, sagt Projektleiter Felix van Huet.

Die Neubauten bilden passend zum Areal eine Einheit in grünem Gewand, überhaupt soll die Gestaltung das Thema Nachhaltigkeit widerspiegeln. Das setzt sich auch innen im „grünen Block“, dem jetzt eröffneten Gebäude, fort. So ziert bald eine Tapete mit Waldmuster einen der Räume, die Garderobenständer kommen in Baumform daher. Im andere Gebäude sollen innen blaue Akzente gesetzt werden, passend zum Element Wasser – ein anderer Aspekt der Nachhaltigkeit.

Viel Raum zum Lernen

Gesamtschule Geldern
Die Lernflure sind großzügig bemessen und gut ausgeleuchtet. Die Möbel werden in Kürze geliefert. NN-Foto: Theo Leie

Die Stufen fünf und sechs haben jeweils einen Gebäudeteil für sich. Insgesamt kommen zwölf Klassenräume (je 70 Quadratmeter) mit jeweils einem angeschlossenen Differenzierungsraum (35 Quadratmeter) in jedem Neubau unter. Hinzu kommen Montessori-Räume und Selbstlernzentren. Die Lehrerschaft freut sich noch über einen Arbeitsraum und eine Lounge für ein entspannteres Zusammensein.

Groß angelegte Lernflure sind eine weitere Besonderheit für die vielen räumlichen Lernmöglichkeiten. All diese kommen laut Dr. Birgit Hartmann, stellvertretende Schulleiterin, aber nicht nur Kindern mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf zugute. „Wir haben die Möglichkeit, kleinere Lerngruppen herauszunehmen, um ihnen in Ruhe etwas zu erklären. Der Raum kann auch für Gruppenarbeit genutzt werden oder damit Kinder rausgehen können, um Vokabeln zu lernen.”

Neue Lernkonzepte

Die Pädagogik habe sich immer weiter gewandelt, weg vom Frontalunterricht. „Man versucht die Selbstständigkeit der Kinder im Lernprozess zu erhöhen, wir tun das mit unserem Baustein-Konzept. Wir halten die Kinder immer wieder phasenweise dazu an, sich Lerninhalte selbstständig zu erarbeiten.”

Die großzügige Gebäude-Konzipierung ist Hartmanns persönliches Highlight, auch die allgegenwärtige Helligkeit und der Lernflur als Neuerung zum alten Gebäude gefallen ihr sehr gut. „Es wirkt alles wie aus einem Guss, das Zusammengehörigkeitsgefühl wird noch offensichtlicher.”

Verbundenheit ist laut van Huet ein Kernelement. Egal ob zentrale Gemeinschaftszonen, der Lehrerbereich oder Rückzugsorte: alle Bereiche sind miteinander verbunden. Neben dem allgegenwärtigen Tageslicht und der Weitläufigkeit gebe es draußen auch Sportmöglichkeiten. „Wir wollten einen Ort schaffen, zu dem man gerne zum gemeinsamen Leben und Lernen kommt.”

Gesamtschule Geldern
Bei der Einschulung der Fünftklässler und dem Einzug in den Neubau engagierten sich neben Schülern auch die Eltern für den Förderverein der Schule. So wurde unter anderem für alle Gäste ein großes Kuchenbuffet auf die Beine gestellt. NN-Foto: Theo Leie

Notwendig waren die Neubauten aber auch, das war von Beginn an ersichtlich. Wegen der kommenden gymnasialen Oberstufe hätte das Gebäude der alten Sekundarschule nicht ausgereicht. „Ursprünglich geplant waren erst vier Klassen, dann sind wir direkt sechszügig geworden. Da war klar: der Raumbedarf ist größer”, erläutert Hartmann.

Eine gemeinsame Anstrengung

„Die gute Kommunikation war der Schlüssel für ein erfolgreiches Bauprojekt” lobt van Huet die Zusammenarbeit aller Beteiligten. Daran änderte auch kein Problem etwas, auch nicht die 24-wöchige Wartezeit auf die Türen. „Dass wir heute nicht nur symbolisch durch neue Türen gehen, ist ein kleines Wunder“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Die erste stellvertretende Bürgermeister Bärbel Wolters sieht in dem Neubau die Ernte der ersten Früchte der Arbeiten für die Modernisierung und Sanierung der Gelderner Schulen. Damit Geldern weiterhin ein attraktiver Bildungsstandort bleibe, „braucht es langfristig modernste und bestmöglich ausgestattete Schulgebäude, damit die jeweiligen Bildungskonzepte optimal umgesetzt werden können.” Vor zwei Jahren hatte die Gelderner Politik beschlossen, rund 100 Millionen Euro in die Schullandschaft zu investieren. Elf Millionen Euro kostete der Neubau an der Gesamtschule.

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