Die Flut, die Worte, die Bilder

KLEVE. Text geschrieben – am Ende die Löschtaste gedrückt. Vielleicht muss man nicht viel schreiben. Vielleicht ‚das Bild‘ zitieren … bitte sehr:
„Juli 2021. Die Rur. Die Erft. Die Flut. Die Ahr. Zerstörung. Der Tod und die Not. Die Welle der Hilfsbereitschaft. Alle reden vom Klima. Jetzt laufen die Worte über. Sie halten die Fluten nicht auf.“
Klaus Franken hat das geschrieben. Eigentlich hat er es nicht geschrieben: Er hat es gedruckt. Weiß auf Schwarz. Ein Linoldruck: Auflage 50 Exemplare. Nummeriert. Signiert. 20 Euro. Jeder tut, was er kann. Franken kann Linoldruck.
Seine Idee: Helfen. Aber zu dem, was passiert ist, gibt es keine Bilder mehr. Die Bilder sind längst um die Welt gegangen. Niemand kann sie zurückholen. „Ich wollte etwas tun“, sagt Franken, „aber ich wollte nicht zu all diesen Bildern ein weiteres hinzufügen. Die Bilder der Katastrophe waren und sind allgegenwärtig und müssen nicht wiederholt werden.“
Franken hat Recht. Die Bilder haben sich in den Kopf gegraben – in die Seele. Sie haben ihre Wirkung getan.
Ein Künstler, der sich gegen die Bilder entscheidet? Was bleibt?
Der schlichte Druck reiht Gedanken auf. Verselbständigen muss sich das Gedachte in den Köpfen.
Buchstaben haben keine Reichweite. Sie sind wie die Partitur eines Musikstückes: Es ist nicht das Papier, das klingt – jemand muss kommen und spielen. Dann treten die Töne ihre Reise zur Bedeutung an und werden beim Hören zur Botschaft. „Wir müssen nicht überlegen, wie wir weiterhin leben wollen“, sagt Franken und fügt hinzu: „Wir müssen überlegen, ob wir weiter leben wollen. Darum geht es, wenn solche Dinge passieren.“ Nein, Franken ist kein Nörgler – kein Ewigschlechtgelaunter. Er ist, das merkt man, einer, dem die Welt am Herzen liegt. Das ist der Grund für die Hilfe. „Alle reden vom Klima. Jetzt laufen die Worte über. Sie halten die Fluten nicht auf.“
Frankens Linoldruck ist nicht mehr und nicht weniger als die Sprosse auf einer Hilfsleiter. Zwanzig Euro – ist das nicht fast zu günstig? „Ich habe lange über den Preis nachgedacht“, sagt Franken. „Wissen Sie – bei 20 Euro muss niemand lange nachdenken. Man tut etwas für die Menschen in den Katastrophenregionen. Darum geht es.“ Alles Geld, das der Druck einbringt, geht direkt in die Flutopferhilfe. Zu haben sind die Drucke in der Buchhandlung Hintzen in Kleve. Ab sofort.

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