Nachhaltige Verpackungslösungen
Mehrweg statt Einweg: Liane Peters-May (Cacadoo Deli & Store), Janine Segref (Wirtschaftsförderung Geldern) und Dr. Sandra Kleine (Stabsstelle Umwelt, Klima, Mobilität und Nachhaltigkeit) hoffen, dass sich nachhaltige Verpackungsmaterialien in Geldern durchsetzen werden. NN-Foto: SP

GELDERN. Hier der „Kaffee to go“, dort das Mittagessen, das in Plastikschalen mit nach Hause genommen wird: Tonnenweise Verpackungsmüll fällt so jeden Tag in Deutschland an – so viel wie noch nie. Ab 2023 soll ein neues Gesetz diesem Umstand entgegenwirken. Im Essen-to-go-Bereich müssen dann Mehrwegbehältnisse angeboten werden. Ausnahmen gibt es allerdings für Läden unter 80 Quadratmetern, worunter in der Regel kleine Imbissbetriebe fallen. „Das ist uns zu wenig“, sagt Janine Segref von der Wirtschaftsförderung der Stadt Geldern, die die „Weniger-ist-mehr“-Kampagne des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit unterstützt. Dazu möchte die Wirtschaftsförderung gerne ein einheitliches Mehrweg-System in der Stadt aufbauen.

Das Cacadoo Deli & Store am Markt in Geldern setzt bereits nicht nur bei ihren Speisen auf Nachhaltigkeit. „Im Zuge des Lockdowns in der Corona-Pandemie haben wir ein Take away-Geschäft aufgebaut. Dazu haben wir biologisches Verpackungsmaterial gekauft. Das ist zwar teurer, aber es gehört zu unserem Konzept dazu“, sagt Liane Peters-May. Im November habe sie dann zusätzlich das Mehrweg-Pool-System „rebowl“ eingeführt. Hier können Kunden gegen eine Pfandgebühr von fünf Euro (Kaffee-to-go-Becher: 1 Euro) ein Mehrwegbehältnis ausleihen, in das das Team vom Cacadoo die Speisen frisch verpackt. Dieses können die Kunden zu einem späteren Zeitpunkt zum Gastronomen zurückbringen, um ihre Pfandgebühr zurückzuerhalten oder eben eine neue Speise darin umweltfreundlich verpacken zu lassen.

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Das System ist im Deli & Store von den Kunden bereits gut angenommen worden. „Wir hatten erst eine relativ kleine Menge bestellt, mussten aber bereits Schüsseln nachbestellen, weil alle unterwegs waren“, sagt Peters-May. Auch deshalb setzt sie neben dem Mehrweg-Pool-System auch weiterhin auf biologisches Verpackungsmaterial, das jedoch nicht wiederverwendbar ist. Für die Kosten kommt sie allerdings erstmal selbst auf; der Umwelt zuliebe nimmt sie dies jedoch in Kauf. „Herkömmliches Verpackungsmaterial würde nur etwa ein Drittel der Kosten betragen“, weiß Segref.

Alternative: Eigene Gefäße

Neben dem Cacadoo Deli & Store setzen auch noch andere Gelderner Gastronomen auf nachhaltigere Verpackungsmaterialien: So bieten Engels Ratskeller oder das Restaurant Thomas ein Inselsystem an, bei dem Kunden ihre eigenen Gefäße in Form von Plastikdosen oder Henkelmännern mitbringen können. Der Mühlenhof in Walbeck setzt derweil ebenfalls auf ein Mehrweg-Pool-System. Sowohl Liane Peters-May als auch Janine Segref hoffen, dass sich noch viele weitere Gelderner Gastronomen der Aktion anschließen und eventuell ein einheitliches System eingeführt werden kann. Dies hätte zum Beispiel den Vorteil, dass Kunden die geliehenen Gefäße in mehreren gastronomischen Betrieben in Geldern wieder abgeben beziehungsweise befüllen lassen könnte. „In den Großstädten funktioniert das bereits sehr gut“, weiß Peters-May. Sie wäre auch bereit, sich dafür einem anderen Mehrweg-Pool-System anzuschließen. 

Bei „Vytal“ – bekannt aus der Vox-Gründer-Sendung „Die Höhle der Löwen“ – bezahlen Kunden nämlich keinen Pfand, sondern registrieren sich online. Durch QR-Codes auf den Schalen und Bechern wird bei dieser digitalen Verleih-Lösung abgerechnet. Für jede Benutzung bezahlt der Gastronom – zusätzlich zu einer Startgebühr von 100 Euro – 10 Cent pro Kaffeebecher und 15 bis 20 Cent pro Bowl, die es in drei verschiedenen Größen und gegebenenfalls mit Menüeinteilung gibt. Für den Gast ist die Nutzung kostenlos. Er registriert sich lediglich kostenlos über eine App oder kauft sich eine zehn Euro teure Mitgliedskarte. Erst 14 Tage nach Nichtrückgabe oder bei Verlust beziehungsweise Beschädigung der Bowl werden ihm zehn Euro in Rechnung gestellt.

Beim Branchenaustausch am kommenden Mittwoch um 15 Uhr im Anton-Roeffs-Saal möchte die Wirtschaftsförderung Geldern den Gastronomen die Aktion vorstellen. Weitere Informationen und Teilnahmeunterlagen gibt es zudem bei Janine Segref unter Telefon 02831/398416 oder per E-Mail an janine-segref@geldern.de.

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