Friederike Janitza (r.) mit Jessica Kruchem und Bruno Jöbkes vom Kreisverband Kleve Bündnis 90/Die Grünen. NN-Foto: SP

KREIS KLEVE. Sie ist noch ein neues, unbekanntes Gesicht. Doch in den kommenden Monaten möchte sie sich dem Kreis Kleve im Wahlkampf vorstellen: Friederike Janitza wird für den Kreisverband Kleve, Wahlbezirk 112, Bündnis 90/Die Grünen als Bundestagskandidatin bei der Bundestagswahl im September dieses Jahres vertreten. Erst seit 2018 gehört sie der Partei an. Bei der Briefwahl im Anschluss einer online-Aufstellungsversammlung Mitte März erhielt sie mit 148 von 162 Stimmen aber viel Rückendeckung aus der Partei.

Die 33-Jährige kommt gebürtig aus Rheurdt, legte ihr Abitur am Städtischen Gymnasium in Kamp-Lintfort ab und studierte anschließend in Marburg und Köln Jura. Zu ihren Hobbies zählen Mountainbiken, Wandern und Campen. „Ich bin sehr naturverbunden”, sagt Janitza. Derzeit arbeitet sie als Juristin beim WDR in Köln und lebt auch in der Stadt am Rhein. „Mit meinem Freund ziehe ich aber im Mai oder Juni wieder zurück in meine Heimat nach Rheurdt”, sagt Janitza und ergänzt: „Das war bereits der Plan, als ich im vergangenen Herbst bei der Kommunalwahl als Bürgermeisterkandidatin in Rheurdt kandidiert habe.” Mit 22,33 Prozent holte sie dort ein gutes Ergebnis, auch wenn es nicht für den Posten im Rathaus reichte.

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Bis dahin war Janitza eher ein passives Mitglied der Grünen. Jetzt möchte sie allerdings in den Bundestag einziehen. Was sie auszeichnet? „Mir sind Werte unheimlich wichtig”, sagt Janitza, „zu allererst kommt da die Hilfsbereitschaft – und damit meine ich nicht, täglich jemandem zu helfen, sondern zu sehen, wann Mitmenschen Hilfe gebrauchen können. Das geht in der heutigen Zeit ein bisschen verloren. Zudem ist mir Gerechtigkeit sehr wichtig. Ich habe einen unglaublichen Gerechtigkeitssinn – bei Mensch und Tier”, sagt Janitza. Darüber hinaus lege sie viel Wert auf ein Verantwortungsbewusstsein. „Wir haben allerdings in unserer Gesellschaft eine komische Fehlerkultur. Das sehe ich auch im Job. Dabei macht jeder mal Fehler, aber es geht dann auch darum, ,Sorry‘ sagen zu können”, sagt Janitza. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe sie bei der Debatte um die Osterruhe zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie sehr beeindruckt.

Bessere Kommunikation

Janitza ist der Überzeugung, dass die Politik im Allgemein an ihrer Kommunikation arbeiten sollte: „Ich glaube, dass die Politikverdrossenheit genau daher kommt. Die Bürger wollen eine Erklärung haben, sonst glauben sie einem nicht mehr.”

Auf ihrer eigenen Agenda steht das Tierwohl ganz weit oben. „Hier muss mehr Verbindung zur Landwirtschaft geschaffen werden. Im Discounter wird das Fleisch sehr günstig angeboten, sodass Verbraucher den Bezug dazu verloren haben”, sagt Janitza. Landwirte hätten demnach kaum noch eine andere Chance, als das Tier als Wirtschaftsprodukt zu sehen und nicht mehr als Lebewesen, das unter guten Lebensbedingungen leben dürfe. „Das Tierwohl steht hier hinten an – das Gleiche gilt aber auch für die Textilindustrie und den Menschen, die dort arbeiten”, sagt Janitza. Hier gebe es erheblichen Aufklärungsbedarf. „Es muss viel Arbeit in Kampagnen gesteckt werden”, meint die 33-Jährige, die seit vergangenen Dienstag auch Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaften (LAG) Mensch und Tier bei den Grünen ist.

Auch wenn die Corona-Pandemie das Thema Klimaschutz etwa in den Hintergrund gerückt hat, glaubt Janitza weiterhin, dass Umweltthemen die Themen der Zukunft sein werden. Mit dem Ziel, den menschengemachten globalen Temperaturanstieg durch den Treibhauseffekt auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, gebe es eine „Mammutaufgabe” zu bewältigen. „Das heißt, dass wir 95 Prozent CO2-Emissionen einsparen müssen”, sagt Janitza. Das könne nur gelingen, in dem alle Neubauten durch ein Gesetz energiesparend gebaut werden müssten. Öffentliche Verwaltungen müssten etwa mit eigenen Photovoltaikanlagen als gutes Beispiel vorangehen und dazu die Bürger umfassend informieren.

Friederikes Janitzas Ziel ist es jetzt allerdings erstmal, einen der ersten 30 Plätze auf der Bundestagskandidaten-Liste der Bündnis90/Die Grünen in Nordrhein-Westfalen zu belegen. „Die Partei rechnet damit, dass sie 20 Prozent der Stimmen bei der Bundestagswahl holen und NRW damit 30 Bundestagsabgeordnete stellen wird”, erklärt Bruno Jöbkes, der vor vier Jahren für den Klever Kreisverband als Bundestagsabgeordnete kandidierte. Janitza räumt sich zwar Chancen ein, sagt aber auch: „Auf Landesebene gibt es viele gute, meinungsstarke Kandidaten, die schon sehr lange aktiv sind. Die Auswahl ist also groß.”

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