Die Steuerungsgruppe des Projektes „anna goes digital“ (vl): Christoph Kobsch (Bereichsleitung), Sabine Voß (Vorstand) und Linda Zauzig (Personalverwaltung). Foto: privat

GOCH. Homeschooling und Digitalisierung – zwei Stichworte, die gerade jetzt in der Coronakrise oft für dringenden Handlungsbedarf sorgen. Das war beim Anna-Stift, das im Kreis Kleve Jugendhilfe in verschiedenen Bereichen anbietet, nicht anders. Dort hatte man bereits im vergangenen Sommer einen Antrag auf Förderung des Projektes „anna goes digi – Zugänge erhalten, Digitalisierung stärken“ bei der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW gestellt.

„Wir haben großes Glück, dass wir den Zuschlag bekommen haben“, erklärt Sabine Voß vom Vorstand des Anna-Stifts. Ende November 2020 kam der positive Bescheid. So konnten inzwischen 23 Notebooks und 35 Tablets angeschafft werden. Ohne die Projektförderung wären Anschaffungen in dieser Größenordnung für die Stiftung nicht möglich, da es für die digitale Ausstattung bisher kaum Finanzierungsmöglichkeiten gibt, so Voß. „Wir sind froh, dass wir nun mit mehr und besseren Geräten arbeiten können“, freut sie sich über die neue Ausstattung. Lediglich bei der Beschaffung habe es Liefer-Engpässe gegeben.

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Externes Förderangebot

Die Notebooks und Tablets werden nun in verschiedenen Arbeitsbereichen, unter anderem in sieben Wohngruppen des Anna-Stifts und bei Tagesangeboten, eingesetzt. „Ein Teil des Fördergeldes dürfen wir zudem für ein externes Förderangebot nutzen“, erläutert Bereichsleiter Christoph Kobsch. Geplant ist die medienpädagogische Fortbildungsreihe „Power Up“ eines Kölner Institutes für die pädagogischen Mitarbeiter. Sie sollen durch die Fortbildung Kompetenzen und Kenntnisse für die medienpädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen erwerben. „Es geht auch darum, die Teilnehmer für die Technik zu gewinnen und die Möglichkeiten, die das mit sich bringt, zu nutzen“, erklärt Chris­toph Kobsch. Außerdem sollen Kinder und Jugendliche einen Tag lang gemeinsam mit den Pädagogen geschult werden. „Sie sind in vielen Bereichen fit, müssen aber noch sensibilisiert werden – zum Beispiel dafür, dass das das Internet kein rechtsfreier Raum ist“, sagt Kobsch.

Interne Fortbildungen und Schulungen

Interne Fortbildungen und Schulungen sollen nun auch zum Teil auf der neuen E-Learning-Plattform umgesetzt werden. Dabei wird das Anna-Stift technisch und fachlich von der Gocher Firma „Aptis“ unterstützt. Die Förderung für „anna goes digi“ durch die Stiftung Wohlfahrtspflege läuft noch bis November dieses Jahres, die Lernplattform soll darüberhinaus weitergeführt werden. „Das müssen wir dann finanzieren, aber es ist ein Anschluss zur Weiterentwicklung“, sagt Linda Zauzig, die die Projektfortschritte dokumentiert.

“Keine Impfpriorität für Jugendhilfe”

Ein anderes Thema in Sachen Corona brennt Sabine Voß und ihren Kollegen auf den Nägeln: „Wir würden uns über mehr Unterstützung freuen.“ So falle die Jugendhilfe bei den Impfprioritätsgruppen durchs Raster. Dabei würden die pädagogischen Fachkräfte täglich intensive Beziehungsarbeit, pädagogische Betreuung und alltägliche Versorgung von oft traumatisierten Kindern und Jugendlichen leisten. Diese Tätigkeit sei weder mit Abstand noch mit Maske möglich. Bei einer Corona-Infektion könnten die Wohngruppe nicht geschlossen werden – „wir können die Kinder ja nicht nach Hause schicken“ – doch es gebe bisher weder regelmäßige Tes­tungen noch ein festes Impfprocedere.
„Eine Gleichbehandlung der Hilfen zur Erziehung mit den Kitas und Schulen ist dringend geboten, damit auch wir gesund durch diese Zeit kommen“, untertreichen Sabine Voß und ihre Kollegen. Die Arbeit sei systemrelevant und sollte die entsprechende gesellschaftspolitische Anerkennung bekommen: „Wir möchten gesehen werden“, so Sabine Voß.

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