KREIS KLEVE. So langsam geht es voran im Kampf gegen Corona. Die Kreise bereiten sich auf den Beginn der Impfungen vor. Dazu mussten sie Impfzentren einrichten. Und so kümmert sich vor Ort der Kreis Kleve um den Aufbau und den Betrieb des Zentrums, wohingegen die KVNO die Impftermine koordiniert und den medizinischen Bereich organisiert.

Im Rahmen eines Presserundgangs präsentierten die Verantwortlichen im Kreis Kleve den Stand des Impfzentrums, das in der Hanse-Halle Grieth im Wunderland Kalkar entsteht. Es wurde innerhalb einer Woche betriebsbereit gemacht und wartet nun auf seinen Einsatz, der beginnen kann, sobald der Impfstoff geliefert wurde und die Impf-Termine stehen.

-Anzeige-

Die Vorgabe des Landes, bis zum 15. Dezember ein betriebsbereites Impfzentrum vorzuweisen, hat der Kreis Kleve mit Erfolg erfüllen können. Bernd Dicks von der conx Veranstaltungs GmbH, und Jürgen Baetzen, Leiter des Fachbereichs Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz des Kreises Kleve, waren für den Aufbau des Zentrums maßgeblich verantwortlich. Sie können nur zu gut sagen, wie stressig die letzten Tage waren. Nicht nur wegen der immer neu „hereinflatternden“ Anforderungen: „Eine Herausforderung waren auch die 13 Liegen“, sagt Dicks. Beim ersten Anruf beim Hersteller waren noch 250 verfügbar, als am nächsten Tag die Freigabe stand, lagen plötzlich 3.500 Anfragen vor. Ähnliches bei den Kugelschreibern: „Wir haben 100.000 Einweg-Kugelschreiber rechtzeitig besorgen können, aber auch da rief der Großlieferant an und sagte uns, wir hätten noch zwei Stunden Zeit, sonst wären sie weg.“

Im Impfbereich legten die Verantwortlichen einen abwischbaren Linoliumboden, darüber hinaus sind rund 300 Hinweis-Schilder verbaut, etwa 900 Meter Kabel verlegt und 350 Stühle stehen im Wartebereich. „Wir finden es wichtig, dass die Leute sich hier wohlfühlen und mit einem guten Gefühl nach Hause gehen“, erklärt Dicks.

Vorläufige Prioritäten

Nach Empfehlung der Ständigen Impfkommission sollen zu Beginn Personen in stationären Pflegeeinrichtungen und Bürger im Alter über 80 Jahre die Impf-Priorität haben. Entsprechend stellen die Verantwortlichen den Impf-Fahrplan vorläufig zweispurig auf: Neben der Tätigkeit im Impfzentrum versorgen mobile Teams – bei Einwilligung – alle Einwohner und das gesamte Personal in Senioreneinrichtungen. Die Impfung ist kostenfrei, nach etwa drei Wochen muss zwingend eine zweite erfolgen. Personen, die nicht zu den priorisierten Gruppen gehören, werden erst später geimpft.

Gute Bedingungen dank massig Platz

Mit 2.700 Quadratmetern bietet die Halle ausreichend Platz. Bevor man überhaupt zum Zentrum fährt, muss man über das geplante Callcenter unter Telefon 116117 zwingend einen Termin vereinbaren. Das gilt aber nicht für die mobile Impfung in den Einrichtungen. Das Callcenter regelt in ganz Nordrhein die Anmeldungen und Einladungen. „Es wird freigeschaltet, wenn wir wissen, dass der Impfstoff zuge-lassen ist und wir starten können“, sagt Dr. Johannes Martin von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) und Leiter der dortigen Stabsstelle Gesundheitspolitik und Versorgungsprojekte.

Im Impfzentrum des Kreises Kleve herrscht ein barrierefreies Einbahnstraßensystem. Bevor Impfwillige eintreten, misst eine Servicekraft deren Körpertemperatur und prüft mögliche Symptome. Ist alles in Ordnung, geht es in das Impfzentrum zum Check-In an einem der fünf Schalter. „Wie bei einer Reise hat man vorher schon die Unterlagen mit der Einladung bekommen“, sagt Baetzen. Hat jemand seine Unterlagen mal doch nicht dabei, gibt es im Zentrum auch leere Bögen.

Im folgenden Wartebereich sollen sich die Bürger laut Baetzen nicht lange aufhalten müssen. Ein besonderes Merkmal sind die doppelt aufgestellten Stühle mit transparenten Roll-Ups dazwischen, ein Alleinstellungsmerkmal für Kleve unter den Impfzentren. Laut Baetzen sieht die eigentliche Planung für Impfzentren nämlich vor, dass Begleitpersonen nur dann Zutritt erhalten, wenn es sich um eine amtliche Betreuung handelt. Durch die große Fläche in Kalkar ist in diesem Fall aber eine Begleitperson pro Impfling möglich. Begleitpersonen können also den gesamten Besuch über dableiben, im Wartebereich, wie auch in der Impfkabine.

Nach einer kurzen Wartezeit geht es zu den Impfwegen A bis F, wo das Personal die relevanten Daten noch einmal prüft. „Das ist so etwas wie die Passkontrolle am Flughafen“, sagt Baetzen. Für jeden Weg gibt es zwei Impfkabinen (etwa A1 und A2). Jede Kabine bietet einen Tisch mit Spuckschutz für Gespräche, eine Liege und einen weiteren Tisch mit Info-Material. Ein elektronisches Zutrittssystem zeigt, welche Kabine frei ist. „Es ermöglicht uns, sehr flexibel zu agieren“, sagt Baetzen.

Besser 30 Minuten warten

Ist die Impfung beendet, kommen die Besucher in einen weiteren, noch größeren Wartebereich mit drei Meter breiten Gängen und Betreuung. Empfohlen wird, dort noch 30 Minuten zu verweilen. „Wir werden aber niemanden fesseln, wer nach Hause möchte, kann auch gehen“, erklärt Baetzen. Sollte es zu einem unerwarteten Zwischenfall kommen, hilft der Sanitätsdienst.

Wer möchte, kann sich noch vor einer Plakatwand für ein Selfie positionieren: „Ich bin ein Impf-Hero“, heißt es darauf. Angesichts der Bedeutung von Social-Media soll hierdurch das Vertrauen in das Impfzentrum in die verschiedenen Bevölkerungsschichten gebracht werden, wie Landrätin Silke Gorißen verrät.

Dauer: etwa eine Stunde

Für den Impftermin können Patienten etwa eine Stunde einplanen, wie die Verantwortlichen schätzen. Für den Anfang plant die KVNO beim medizinischen Personal im Zentrum den Einsatz von 15 bis 20 Leuten, das wird aber an den Bedarf angepasst. Eine Umfrage unter den Ärzten im Kreis habe laut Martin eine breite Hilfsbereitschaft erkennen lassen, wie auch das Freiwilligenregister für Nordrhein zeigt.

Für die Besucher des Impfzentrums sind genügend Parkplätze. Wegen der längeren Wegstrecke zwischen Parkplatz und Halle planen die Verantwortlichen einen Shuttle-Service einzurichten. Wie es um die Anbindung an den ÖPNV steht, kann Landrätin Gorißen derzeit noch nicht beantworten. Das liege auch an den noch fehlenden Terminen. Wenn weitere Informationen zu verschiedenen Detailfragen den Kreis Kleve erreichen, wollen die Verantwortlichen weitere Pläne fassen. Wie Dicks betont, sei alles so angelegt, dass sich das weitere Vorgehen in den verschiedenen Bereichen flexibel anpassen laße.

Gemeinschaftliche Aufgabe

Gorißen appelliert zum Gelingen der Aktion an die Bevölkerung: „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wir brauchen 70 Prozent der Bevölkerung, die sich impfen lässt.“ Sie bittet die Menschen nicht nur um Beteiligung, sondern auch darum, ältere Familienmitglieder bei Bedarf zu begleiten und zu unterstützen. Das Impfzentrums soll am Anfang montags bis samstags von 10 bis 17.30 Uhr, später im Zwei-Schicht-Betrieb täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet sein.

Das Land NRW finanziert ein Impfzentrum pro Kreis, die Kosten für den Impfstoff werden vom Bund übernommen. „Auch wenn man sich den logistischen Aufwand für ein Impfzentrum anschaut, wird klar, dass dieser – auch in einem Flächenkreis wie dem Kreis Kleve – nicht für mehrere Impfzentren in einem Kreisgebiet geleistet werden kann“, sagt Gorißen.

Weitere Informationen unter www.kreis-kleve.de/de/fachbereich5/corona-virus.

Vorheriger ArtikelChorgemeinschaft trotzt Corona
Nächster ArtikelAktueller Stand der Corona-Infektionen im Kreis Kleve