KREIS KLEVE. Die klassischen Infoabende müssen derzeit ausfallen und so hat sich das Berufskolleg Geldern des Kreises Kleve eine neue Herangehensweise überlegt. Um also junge Menschen und Eltern über das eigene Angebot zu informieren, entstehen derzeit mit den eigenen Schülern drei Bildungsgang-Filme in Zusammenarbeit mit dem Kevelaerer Produzenten Jürgen Zellmann. Dabei förderte man schauspielerische Talente zutage, mit denen man nicht unbedingt gerechnet hatte.

Die drei in Geldern und Kevelaer gedrehten Filme haben jeweils einen eigenen Fokus: Der erste Film widmet sich dem beruflichen Gymnasium und legt den Schwerpunkt dabei auf den technischen Zweig mit Vollabitur. Im zweiten Film geht es um die zweijährige Berufsfachschule mit dem Bereich Wirtschaft und Verwaltung (Fachabitur). Der dritte Film thematisiert die berufliche Orientierung.

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Jetzt sollen die Filme aber nicht einfach nur Inhalte vorstellen. Jeweils ein Hauptdarsteller füllt jeden Film mit Leben und die wurden aus den Reihen der Schüler gecastet. Dafür waren Petra Wiese, stellvertretende Schulleiterin, ihr Kollege Ulrich Jürgen und Produzent und Regisseur Jürgen Zellmann verantwortlich.

Die Idee hat sich als Volltreffer herausgestellt, wie die Beteiligung zeigt: 30 Schüler hatten sich gemeldet, von denen nach einem ersten Casting 24 übrigblieben. Neun kamen in die Endausscheidung, ehe drei Gewinner feststanden. Keine leichte Entscheidung, wie Wiese und Zellmann verraten. Aber auch keine Falsche.

„Wir haben versucht, eine kleine Geschichte zu basteln, die die Schüler mit ihren privaten Stärken zeigen, wie sie sie nachher im Schulleben einsetzen können und wie sie dort gewinnbringend den richtigen schulischen Werdegang finden. Das war uns wichtig, denn die Schüler können aus so vielen Möglichkeiten auswählen, da braucht man schon ein bisschen mehr Informationen“, sagt Wiese.

Einmaliger Dreh

Die Schauplätze und Szenen sind für die zweieinhalb Minuten langen Filme vielfältig: Ein Teil wurde bei den Schülern zu Hause gedreht, dann war das Team mal beim Bogenschießen, dann wurde am Auto geschraubt oder auch an einer Wand gemalt.

Eine von den drei Gewinnern ist die 16-jährige Ivana Ezer. Sie macht derzeit ihr Abitur mit dem Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung.

Ezer selbst hat bereits einmal in einem Video mitgewirkt, aber ohne eigenen Text. Diese Erfahrung ist daher für sie neu, aber: „Ich bin ein sehr offener Mensch und hatte großes Interesse daran. Ich habe schon einmal einen Werbespot gedreht und da dachte ich mir, wieso nicht? Vielleicht melden sich ja nicht so viele an.“ Die Bewerberzahlen hat sie zwar unterschätzt, aber das sollte kein Problem für sie werden.

Das weiß Zellmann so gut wie kein anderer. Für ihn war der ganze Dreh einmalig. „Ich bin davon ausgegangen, dass sich vielleicht sieben Schüler melden.“ Dabei rechnete er damit, dass sie vielleicht von Lehrern geschickt würden und unmotiviert seien.

Stattdessen haben sich jedoch unerwartete Talente gezeigt. Als etwa Ezer den Raum betrat und ihren Text sprach, war ihm klar: „Sie ist es. Sie hat es genauso interpretiert, wie ich es mir vorgestellt habe.“ Auch die anderen Darsteller seien sehr gut gewesen.

Sicher, Nervosität gehört oft dazu. Das galt beim Casting auch für Ezer, wie sie gesteht. Aber vor der Kamera war das Gefühl wie weggeblasen. „Sie ist ein Naturtalent“, sagt Zellmann. „Es gibt Menschen, die lieben die Kamera. Dann blühen sie auf, dann sind sie zu Hause. Und sie ist eine von ihnen.“

Den eigenen Weg finden

Im Film spielt Ezer eine Figur, die zunächst nicht weiß, was sie will. „Sie spielt im Grunde den Gegensatz zu sich selbst. Sie ist eine sehr taffe und lebendige Frau und das Mädchen, dass sie spielt, ist eher verpeilt. Zudem hat sie Stress zu Hause und ihre Eltern sagen ihr ständig, sie müsse an ihre Zukunft denken.“

Zellmann möchte anhand der Figur die Orientierungslosigkeit zeigen, aber keine klischeehaft negativen Eigenschaften, wie Depressionen oder den Hang, Unruhe zu stiften. „Sie hat einfach noch nicht ihren Platz gefunden.“ Die Figur verändere sich innerhalb des Films, der die Zuschauer dabei mitnehme.

Der Dreh gefällt Ezer jedenfalls richtig gut. Vor allem für Zellmann und die beiden Kölner Kameramänner hat sie nur lobende Worte.

Rasende Reporter im Berufskolleg Geldern

Wie Wiese erzählt, möchte das Berufskolleg Geldern aber auch diejenigen nicht verlieren, die im Casting nicht weitergekommen sind. „Wir haben sie eingeladen, Reporter für unsere Schule zu werden. Sie sollen jetzt auf unserem Instagram-Account kleine Stories posten und etwas über das Schulleben erzählen“, erklärt Wiese. Das Angebot stieß auf offene Ohren, alle aus dem Casting machen mit. „Sie wollen gerne Filme drehen und haben Spaß daran, etwas einzustellen. Bis jetzt haben wir schon etwa drei kleine Beiträge hochgeladen.“

Ab dem 14. Dezember sollen die drei Filme auf der Homepage unter berufskolleg-geldern.de/ zu sehen sein sowie auf der Facebook- und Instagram-Seite des Berufskollegs.

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