Zwei Wahlen und drei Sieger

Gerwers als Bürgermeister in Rees wiedergewählt – Stichwahl in Emmerich zwischen Hinze und Reintjes

Kommunalwahl Rees
In seine dritte Amtszeit geht Christoph Gerwers (o.) als Reeser Bürgermeister. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

EMMERICH/REES. „Nachsitzen“ heißt es für zwei Kandidaten um den Bürgermeister-Posten in Emmerich. In der Hansestadt kommt es am 27. September zu den von vielen erwarteten Stichwahl zwischen Amtsinhaber Peter Hinze (SPD) und Matthias Reintjes (CDU). In Rees dagegen ist das Rennen bereits im ersten Durchgang entschieden: Christoph Gerwers (CDU) wurde für eine dritte Amtszeit wiedergewählt. Was auffällt: Die „Sieger“ der Bürgermeisterwahl holten jeweils – teils deutlich – mehr Stimmen als ihre Parteien.

Kommunalwahl Emmerich
In Emmerich treten Amtsinhaber Peter Hinze und Herausforderer Matthias Reintjes noch einmal in der Stichwahl an.
NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Mit einem aus seiner Sicht „komfortablen Vorsprung auf den Herausforderer“ ist Emmerichs amtierender Bürgermeister Peter Hinze aus dem Wahlsonntag hervorgegangen. „Als Erster in die Stichwahl zu gehen, ist eine gute Ausgangslage, darauf kann man aufbauen“, sagt er. „Ich bin guter Dinge.“ Dass er deutlich mehr Stimmen geholt hat als die SPD, sieht er „als Bestätigung und Wertschätzung meiner Arbeit.“ Im Amt des Bürgermeisters müsse man stets authentisch und „bei sich“ bleiben: „Man darf keine Rolle spielen.“ Nun gelte bis zum 27. September, noch einmal die Wähler zu mobilisieren für den zweiten Gang zur Urne. „Ich freue mich besonders, dass mir die Grünen und Sabine Siebers noch am Sonntagabend das Signal zur Unterstützung gegeben haben“, sagt Hinze. Das sei „ein dickes Stimmenpaket“.

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CDU “zufrieden”, Reintjes gegen Hinze in der Stichwahl

Das Fazit der Emmericher CDU lässt sich in einem Wort zusammenfassen: „Zufrieden!“ Im Rat hat die Union ihre Mehrheit ausgebaut, „wir sind die mit Abstand stärkste Fraktion“, freut sich Fraktionschef Matthias Reintjes. „Das gibt Rückenwind für die kommenden fünf Jahre.“ Aber auch mit dem Ergebnis der Bürgermeisterwahl ist der CDU-Kandidat „zufrieden. Ich habe auf Anhieb mehr als 4.000 Stimmen geholt, darüber habe ich mich sehr gefreut.“ Den relativ großen Vorsprung von fast zehn Prozent für Hinze sieht Matthias Reintjes gelassen: „Es gab Stichwahlen, die schon mit größerer Differenz noch gedreht wurden.“ Am 27. September werde nun alles wieder auf Null gesetzt, das Rennen um das Bürgermeisteramt beginnt von vorne.

Nach dem herben Dämpfer mit deutlichen Stimmverlusten für die Ratsfraktion hat die BGE sich dazu entschlossen, keine Wahlempfehlung zur Bürgermeister-Stichwahl abzugeben. „Die Wählerinnen und Wähler sind mündig genug, ihre Entscheidung selbst zu treffen“, teilt BGE-Kandidat Joachim Sigmund, der selbst mit dem Einzug in die Stichwahl geliebäugelt hatte, mit und betont: „Ich persönlich werde die Wiederwahl von Bürgermeister Peter Hinze nicht unterstützen.“

Gerwers: “Hatte mir mehr als 50 Prozent gewünscht”

„Wie erhofft“ ist das Ergebnis in Rees für Christoph Gerwers ausgefallen – zumindest mit Blick auf die Bürgermeisterwahl. „Ich hatte mir schon gewünscht, gleich im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent zu hören. Dass es sogar fast 60 Prozent geworden sind, hätte ich nicht erwartet“, sagt Gerwers. Seine Analyse: „Die Bürger haben gesehen, dass wir in der Verwaltung gute Arbeit leisten – nicht nur beim Krisenmanagement während der Corona-Pandemie.“ Die Stimmverluste für die CDU will er nicht überbewerten und verbindet er mit dem Generationenwechsel in der Fraktion: „Die Jungen müssen sich erst noch ihre Sporen verdienen.“ Trotz der veränderten Verhältnisse im Rat erwartet Gerwers auch in Zukunft, dass „die Entscheidungen einstimmung oder zumindest mit großer Mehrheit“ getroffen werden. Wenn sich die Fraktionen nun stärker austauschen, könne dies nur positiv für die Stadt sein. Wichtig sei nur, dass „wir weiter eine sachorientierte Arbeit leisten“, appelliert Gerwers.

“Gewisse Enttäuschung” bei Wißen und Willing

Kommunalwahl Rees
Mit einem Lächeln zeigt sich Bodo Wißen nach Bekanntgabe der Wahlergebnisse – eine “gewisse Enttäuschung” habe er dennoch verspürt.
NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Eine „gewisse Enttäuschung“ will Bodo Wißen angesichts des Wahlausganges gar nicht verleugnen. Nicht nur hat der SPD-Kandidat die Mehrheit verfehlt, „auch ein paar Prozente über den 33 Prozent wären schon gewesen. Das hätte unsere Mühen belohnt.“ Denn im Gegensatz zur CDU habe seine Partei einen sehr engagierten Wahlkampf auf allen Ebenen geführt. Als Ursache für den Wahlsieg von Christoph Gerwers sieht Wißen auch die Corona-Krise: „Sie hat allen Amtsträgern, unabhängig von der Partei, in die Karten gespielt.“  Allerdings habe der Reeser Bürgermeister in der Krise auch gut agiert, sagt Wißen. Als Erfolg wertet er – neben dem Gewinn des Direktmandates in Haldern – das Ende der absoluten Mehrheit der CDU. Nun könnten SPD und Grüne im Verbund mit der FDP als eine Art Ampelkoalition Mehrheiten schaffen im Sinne einer „verantwortungsvollen, an der Sache orientierten Politik“.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickt Clemens Willing auf die Wahl zurück. Angesichts der verpassten Stichwahl sei er „im ersten Moment schon etwas enttäuscht gewesen“, gibt der FDP-Kandidat zu. „Aber im Grunde ist die Wahl ein Erfolg für uns: Wir haben ein Ratsmandat mehr geholt.“ Zudem könne die CDU nicht mehr durchregieren, „es werden im Rat wechselnde Mehrheiten benötigt“. Die Verluste der Union sieht er als Zeichen dafür, dass „die Menschen mit der allgeme nen Ratsarbeit der CDU nicht mehr so zufrieden waren“. Willing rechnet nun zwar mit „langwierigen Gesprächen“ im Vorfeld, „aber es werden künftig mehr Bevölkerungsgruppen im Rat abgebildet – und das ist gut für unsere Stadt.“

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