Judy Bailey singt 14 Songs im Dilaog mit bewegenden Texten von Patrick Depuhl. Foto: Darius Ramazani

ALPEN. „Das Leben ist nicht schwarz-weiß“, diese Feststellung treffen zurzeit viele Menschen. Seit dem gewaltsamen Mord durch Polizisten an den dunkelhäutigen George Floyd in Minneapolis am 25. Mai gehen tausende Menschen weltweit auf die Straßen. Sie demonstrieren gegen Rassismus. „Das Leben ist nicht schwarz-weiß“ ist gleichzeitig der Titel eines Albums, das Judy Bailey und ihr Ehemann Patrick De­puhl herausbringen möchten.

Für sie ist das aktuelle hochbrisante Thema eine lange Erfahrung. Seit 22 Jahren sind die beiden verheiratet und kennen Ressentiments gegenüber nicht typisch deutsch aussehenden Menschen. Judy ist dunkelhäutig, ihre ursprüngliche Heimat ist Barbados. Patrick ist Deutscher. Ein schwarz-weißes Paar (optisch) mit dunkelhäutigen Söhnen. Ihr Leben empfindet die Familie als bunt, keinesfalls als schwarz oder weiß.

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Aufforderung zur Gewaltfreiheit

Judy ist Sängerin, Patrick Musiker. Seit 1990 gehen sie schon gemeinsame Wege. Gleich Judys erstes Album „not with the weapon“ (nicht mit der Waffe), erhielt 1990 den Gospel Award und wurde zum Song des Jahres in Barbados gekürt. Es handelt von Frieden und fordert auf zur Gewaltfreiheit. Das Lied durfte in Zeiten des zweiten Golfkriegs im Radio nicht gespielt werden. Rückblickend sagt Judy: „Meine Lieder hatten schon immer auch eine politische Botschaft. Ich singe sehr viel über meinen Glauben und der hat viel mit Gerechtigkeit und Hoffnung zu tun, das kann man nicht von der Politik trennen. Es geht immer darum, dass wir alle Menschen so wichtig nehmen wie uns selbst.“
Ehemann Patrick ergänzt: „Wir suchen nicht die große öffentliche Bühne um Politik zu machen, sondern wirken in unserem Umfeld darauf hin, dass sich etwas zum Positiven verändert.“

Nächstenliebe, Glaube und Engagement

Nächstenliebe, Glaube und Engagement verknüpfen die beiden in ihrem Alltag. So entstand auch das Projekt „Home. Alpenmusik“, an dem über 200 Menschen aus Alpen und Umgebung mitwirkten. Mit diesem Schwung arbeiten sie auch mit in der Flüchtlingshilfe. Ihre Offenheit und Authentizität ist der Türöffner, um die Herzen der Menschen zu erreichen. Und so ist es auch mit ihren Liedern.

Judy Bailey und Patrick Depuhl. Foto: Darius Ramazani

„An den Texten und Songs zu dem neuen Album arbeiten wir bereits seit 2018“, berichtet Patrick. Im Live-Programm konnten sie Einiges bereits präsentieren, bis Corona einen Strich durch alle Planungen machte. „Alle Auftritte wurden für mindestens sechs Monate abgesagt“, beschreibt Patrick die Situation, die viele Künstler momentan durchleben. „Die Songs handeln von unseren Wurzeln, von Welt und Heimat. Es gibt Geschichten von Vater, Land und Gott und die Feststellung, dass die meisten Dinge, die er schuf, erstaunlich bunt sind“, verraten die beiden und wissen, dass sie Menschen damit erreichen, die offen sind für „Zwischentöne“. „Wir haben bei den Live-Auftritten festgestellt, dass Zuhörer anschließend das Bedürfnis haben, über ihre eigenen Erfahrungen zu berichten. Und dabei hört man, dass das Leben bunter, verrückter und unplanbarer ist als wir manchmal ahnen.“

Ohne Auftritte auch keine Einnahmen

Keine Auftritte – das bedeutet für Musiker auch keine Einnahmen. Und daher beschreiten Judy und Patrick einen neuen Weg. Sie versuchen die Finanzierung des neuen Albums über ein Crowd­funding Projekt (Gruppenfinanzierung) abzusichern. Dazu bitten sie ihre Fans und die, die es noch werden möchten, sich finanziell zu beteiligen. Zur Bezahlung der Musiker, Produzenten, Techniker, Fotografen und für die eigene Arbeit müssen rund 22.000 Euro aufgebracht werden. 60 Prozent sind schon durch das Crowdfunding-Projekt zugesichert. „Wir freuen uns über jeden Unterstützer. Das macht uns Mut, unser Ziel zu erreichen. Als Dankeschön gibt es das Album oder ein Präsent, das können sich die Geldgeber aussuchen. Sollten wir die Summe nicht zusammen bekommen, überweisen wir alles zurück“, erklären Patrick und Judy. 40 Tage lang läuft das Crowd­funding Projekt noch. Weitere Erklärungen gibt es in einem Video zu sehen unter www.startnext.com/judybailey Auf der Internetseite können Unterstützer mitteilen, wie viel Geld sie geben möchten.

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