PFALZDORF. „Birgit Wellmanns!“ Der Jubelschrei, der dem Ausruf dieses Namens folgt, lässt auch den Moderator auflachen. „So sieht Freude aus“, teilt er den Anwesenden im Kreuzfahrtterminal in der Hafencity in Hamburg begeistert mit. Währenddessen eilt die Aufgerufene mit Tränen in den Augen auf die Bühne, um sich die Glückwünsche und – noch viel wichtiger – eine etwa fünf Zentimeter große Münze abzuholen. Sie ist so etwas wie die Eintrittskarte für eines der größten Sportevents der Welt: den Ironman Hawaii.

Mit dem dritten Rang in ihrer Altersklasse beim Hamburger Ironman hat sich Birgit Wellmanns die Teilnahme am legendären Triathlon auf Hawaii gesichert, der am 12. Oktober stattfindet. Dass die beiden vor ihr platzierten Frauen bei der Vergabe der Startplätze nicht mehr anwesend sind beziehungsweise auf die Teilnahme verzichten, interessiert die 51-jährige Pfalzdorferin in diesem Moment nicht.  „Das ist mein Traum seit 2016“, erzählt Wellmanns.

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Vor drei Jahren wurde Hamburg, neben Frankfurt, als zweite Qualifikationsveranstaltung in Deutschland für den Ironman Hawaii festgelegt. Da das Streckenprofil in Hamburg eher flach ist, also ähnlich wie der Nieder­rhein und ganz anders als Frankfurt, „dachte ich mir, dass es eher zu mir passen würde“, sagt Wellmanns. Und sie sollte recht behalten. 2017 und 2018 verhinderten ein Hundebiss und der daraus resultierende Trainingsrückstand eine Teilnahme in der Hansestadt, in diesem Jahr aber klappte es – und wie!

Sportliche Familie: Birgit Wellmanns und Tochter Hannah. Die Münze ist die „Eintrittskarte“ für den Ironman Hawaii.NN-Foto: MB

Für die Athletin des TV Goch ist Hamburg der sechste Triathlon über die Langdistanz, und der zeigt sich zunächst von seiner ungemütlichen Seite. „Die Alster war sehr kabbelig, dadurch hatte ich immer wieder Wasser in meiner Schwimmbrille“, erzählt Wellmanns. Es folgt die zweite Disziplin, das Radfahren. Hier fährt die 51-Jährige einen Schnitt von 32,1 km/h, trotzt auch dem teils böigen Wind auf der Köhlbrandbrücke und dem Kopfsteinpflaster. „Danach habe ich mich aufs Laufen gefreut, das klappt eigentlich immer gut“, sagt Wellmanns. Doch die hohen Temperaturen von mehr als 30 Grad und erneut das Kopfsteinplaster lassen keinen Rhythmus zu, „ich hatte keinen Spaß. Trotzdem konnte ich viele Läufer überholen, die schon gehen mussten.“ Angefeuert von Ehemann und Tochter, schafft sie es als Dritte der Altersklasse 50 bis 54 ins Ziel, nach 11:23:48 Stunden – mit den bekannten Folgen.

Nun steht für Birgit Wellmanns die zweite Reise an – vor 19 Jahren war die Inselgruppe im Pazifik das Ziel ihrer Hochzeitsreise. Ebenfalls zum Zeitpunkt des Ironman, damals aber nur als Zuschauerin. Diesmal nun als Aktive, und neben ihrem Ehemann Jochen Janssen ist auch ihre Tochter Hannah dabei. Die 18-Jährige ist, wie ihre Eltern, Mitglied beim TV Goch und Triathletin.

Schnell unterwegs: Birgit Wellmanns in Hamburg. Foto: privat

Beim Heimrennen, dem „NessTri“ am Sonntag, 25. August, in Goch (mehr dazu auf Seite 8), geht sie erstmals über die Sprintdistanz an den Start. „Mittel- und Langdistanz sind irgendwann auch mal das Ziel“, sagt sie. „Ich bin zwar nicht ganz so ehrgeizig wie meine Mutter, aber wenn ich an einem Triathlon teilnehme, will ich schon möglichst auf Treppchen.“
Während Hannah in den Verein und die Sportart quasi hineingeboren wurde, fand ihre Mutter Birgit auf anderen Wegen zum Triathlon. „Ich wollte mich einfach bewegen, und das nicht allein. Denn es ist schwierig, sich allein zu motivieren“, weiß sie. Über ihren Mann, der Trainer beim TV Goch ist, entdeckt sie ihre Leidenschaft für den Triathlon. „In der Gruppe machen Radfahren, Schwimmen und Laufen mehr Spaß. Außerdem bin ich die meiste Zeit an der frischen Luft.“

Nun ist es dennoch ein großer Schritt von der Freude an der Bewegung zu einem Triathlon, noch dazu über die Langdistanz. „Stimmt. Ich bin blöd ehrgeizig“, sagt Birgit Wellmanns und lächelt dabei fast schon entschuldigend. Soll heißen: Wenn schon bewegen, dann richtig – und zwar richtig schnell. Kein Wunder also, dass Training oder sportliche Aktivitäten jeden Tag auf dem Programm stehen. Selbst im Urlaub. „Wir machen eigentlich immer Sporturlaub“, sagt Jochen Janssen schmunzelnd.

„In der Gruppe
ist es leichter,
sich zu motivieren“
Birgit Wellmanns über das
Triathlon-Training beim TV Goch

Im Oktober dürfte es vermutlich der ultimative Sporturlaub werden. „Wir werden zwei Wochen auf Hawaii bleiben, aber letztlich ist alles auf den Wettkampf ausgerichtet“, sagt Birgit Wellmanns. Ganz billig ist die Reise nicht, allein die Startgebühr für den Ironman beläuft sich auf mehr als 1.000 US-Doller, umgerechnet rund 950 Euro. „Aber es ist eben die WM, zu der alle wollen“, sagt Wellmanns. Außerdem soll es für sie der letzte Triathlon über die Langdistanz sein. „Das Training ist echt hart, da geht auch der Spaß etwas verloren.“ Eine Ausnahme würde sie aber wohl noch machen: ein gemeinsamer Triathlon mit Tochter Hannah.

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