MATERBORN. Meike Risch und Christina Strähnz wurde am vergangenen Samstag die größte Ehre zuteil. Sie durften den Klever Prinzen Tobias der Stimmungsvolle bei seinem Heimspiel ankündigen. Das taten sie aber nicht einfach so, sondern in Form eines Ratespieles. Von der Binnenschifffahrt bis zum Einzelhandelskaufmann, von der Feuerwehr bis zum Karnevalsverein – sie stellten einmal mehr die Vielseitigkeit des Klever Narrenoberhauptes dar, das im Herzen aber einfach nur „Grundi” sei. So empfing die Germania Materborn bei der ersten von zwei ausverkauften Sitzungen in der Materborner Mehrzweckhalle nicht nur ihren Prinzen, sondern vor allem ihren „Grundi”.

Und der war ganz begeistert von der warmherzigen und schallenden Begrüßung. „Herzlichen Dank für diesen Empfang. Der war einmalig. Danke, Danke, Danke!”, sagte der Klever Prinz. Seine Prinzenliedsängerinnen Helena Dunkerbeck, Mandy Bünder und Anna Marzian gaben im Folgenden das Prinzenlied zum Besten, bei dem im Publikum zu Ehren ihres Prinzen natürlich alle mitsangen. Anschließend konnte dieser sich zurücklehnen und das restliche Programm einer prunkvollen Germania-Sitzung genießen.

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Nach der Begrüßung durch den Elferratspräsidenten Frank Konen, der gewohnt charmant durch den Abend führte, und dem von Dieter Litjens und Fabian Hendricks vorgetragenem Germania-Lied standen erstmal die Kleinsten auf der großen Bühne: die sechs- bis zehnjährigen Tänzerinnen der „Sternchen” zeigten in einem Gardetanz aber, dass sie schon echte Profis sind.

Das traditionelle Stimmungslied war auch in diesem Jahr wieder ein Ohrwurm. Passend zum Motto „Weij maake Rabatz” sangen die beiden von einer heißen Nacht, vollen Gläser und durchfeiern bis morgen früh. „Denn jetzt wird Rabatz gemacht, bei der Germania” hieß es weiter im Refrain.

Dass sie nicht nur absolute Naturtalente auf der Germania-Bühne sind, sondern trotz ihres jugendlichen Alters auch bestes Klever Platt beherrschen, bewiesen „De twe Sösters” Hannah und Ellen Döhmen. Mit viel Wortwitz nahmen sie die Klever Mundart genau unter die Lupe. Dabei kamen sie zu der Erkenntnis: „Wenn falsch, dann richtig”. So geht der Klever nicht einfach zum Arzt und auch einfach nicht nur „nachem Doktor”, sondern „nachem Doktor hin”. „Sie schließen den Medizinmann ein”, sagten die beiden Schwestern folgerichtig. Blieb nur noch eine Sache zu klären: Wer im Publikum geht abends „nach Bett” und wer „in et Bett”. Lautes Lachen im Publikum verriet, dass die Klever mit der deutschen Grammatik, insbesondere bei der Wahl der richtigen Präposition, flexibel umgehen.

Dass sie genauso liebenswert wie rotzfrech sein können, zeigten abermals die „Rotzblaagen” Christina Strähnz als „Rotzwitha” und Simon Döhmen als „Matze”. Egal ob Großeltern, Eltern oder Lehrer – niemand war vor ihrer spitzen Zunge sicher. So erklärten sie, warum man nicht mehr Oma und Opa sagen darf. „Das sind jetzt Menschen mit analogem Migrationshintergrund”. Zu den vier Elementen gehöre neben Wasser, Feuer und Erde außerdem auch das Bier. „Mama sagt immer, wenn Papa Bier trinkt: Jetzt ist er wieder in seinem Element”, lautete die irrwitzige Begründung.

Einblicke in ihr Wohnzimmer an einem typischen Sonntagabend gaben erneut „de Pöllekes” Ilse und Hein Hempel (Kathrin van der Louw und Fabian Hendricks). Gepaart mit Gesangseinlagen gewannen die Zuschauer einen Einblick in ihr typisches Eheleben, das natürlich Ilse mit Lockenwicklern im Haar am Bügeltisch und Hein gemütlich im Sessel zeigte. Ihr Auftritt war in diesem Jahr aber sogar von ein wenig Romantik geprägt, denn Hein hatte ein Gedicht geschrieben. Allerdings nicht für seine Frau, sondern für seinen Lieblingsverein Schalke 04.

2018 war für die Hempels ein besonderes Jahr. Denn sie feierten Silberhochzeit. Und wo kann man diesen Ehrentag besser verbringen als auf der Materborner Kirmes. Beim Lose kaufen, Rosen schießen und Bratwurst essen hatte vor allem Ilse viel Spaß. Auch der Autoscooter und Breakdancer wurden von den beiden ausgiebig getestet.

Später am Abend stand Kathrin van der Louw als „Ilse Hempel” noch zum ersten Mal alleine in der Bütt. Mit viel Humor berichtete sie von den Tücken und Herausforderungen einer Mutter und Ehefrau. Das Thema gesunde Ernährung ist nicht nur nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken, es hat nun auch Platz auf der Germania-Bühne gefunden. Die „Jecken Schüsterkes” um Julia Müllejans, Tobias Hermsen, Volker Hermsen und Janis Reintjes philosophierten munter über vegane Ernährung und Fleischkonsum. Herbert Grönemeyers Hit „Männer sind Schweine” wurde da schnell zu „Männer wollen Schweine” mit dem Zusatz „Schweinesteak jeden Tag” um getextet. Das Fazit der Vier: „Es wird viel zu viel Rabatz um et Essen gemacht.”

Kam Theo Brauer im vergangenen Jahr noch im glitzernden Anzug mit passendem Hut, so war in diesem Jahr ein Kinderwagen sein Accessoire. Denn er war Opa geworden und nahm sich dabei selbst auf die Schüppe; denn sein Enkelkind hat sein auffälliges, breites Lachen geerbt, wie ein Bild frisch aus dem Kreißsaal bewies.

Mit aktuellen Themen und viel Lokalkolorit befasste sich zu später Stunde Markus Kock in seiner „Late Night Show”. Vor allem die Klever Stadtverwaltung musste bei seinem Programm „Back to the roots” dran glauben. „Alle 60 Sekunden vergeht im Klever Rathaus eine Minute”, sagte Kock augenzwinkernd zur schnellen Arbeitsweise einer Verwaltung. Kein Wunder also, dass der Rathaus-Simulator – ein Computerspiel in Anlehnung an die beliebten Landwirtschafts-Simulatoren – bereits beim Ladevorgang abstürzte. „Er hat sich kaputt gearbeitet”, sagte Kock, der in seinem Programm außerdem unter anderem noch vom „Gochxit” – dem Austritt der Stadt Goch aus dem Kreis Kleve – und „den Gebing machen” sprach. Letzterer werde in der Jugendsprache in Anlehnung an den Klever CDU-Chef Wolfgang Gebing als Synonym dafür verwendet, wenn jemand für etwas stimmt, das er nachher wieder vergessen hat.

Zwischen den Darbietungen in der Bütt gab es darüber hinaus die „Läkker Mädjes”, die eine temperament- und stimmungsvolle Show zu bekannten Party-Hits und rheinischen Stimmungsliedern ablieferten, sowie natürlich weitere Gardetänze von den „Rainbows” und den „Lightnings”. Sehenswerte Showtänze zeigten darüber hinaus die „Sternchen” zum Thema Trolle und die „Rainbows” zum Thema Spinnen. Höhepunkt als vorletzter Programmpunkt war aber der Showtanz der Lightnings, die sich als weiße und schwarze Götter einen Krieg lieferten. Das Finale bestritten anschließend die Klever Räuber mit kölschem Liedgut.

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