Keine 80 Tage mehr, dann hat das diesjährige Theaterstück von Haus Freudenberg Premiere. Jetzt wird intensiv geprobt. NN-Foto: CDS

NIEDERRHEIN. „In 80 Tagen um die Welt“ – dieser Jules Verne-Klassiker eröffnet der inklusiven Theaterwerkstatt Haus Freudenberg ein ganz neues Genre – das der Abenteuer-Komödie. Die Truppe spielt das Stück in einer Fassung von Claus Martin.

48 Schauspielerinnen und Schauspieler stehen auf der Bühne, viele Helfer vor und hinter den Kulissen beteiligen sich am Projekt; nicht zu vergessen die fünf Musiker, die das Stück wieder live begleiten. „Die Musik hat die Aufgabe, wie das Licht und die Kulisse, das Stück auszuschmücken“, weiß Felix Pickers. Wurden in den vergangenen Jahren die Lieder alle auf deutsch gesungen, sind in der aktuellen Inszenierung auch englische Songs zu finden.

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„So ein puristisches Bühnenbild wie dieses Jahr hatten wir noch nie“, erzählt die Regisseurin Anna Zimmermann-Hacks, „es steht und trägt doch durch die ganze Welt.“ Abenteuer, Krimi, eine Liebesgeschichte und eine Verfolgungsjagd führen die Zuschauer in fremde Länder und auf andere Kontinente. Mit verschiedenen Fahrzeugen reisen die Schauspieler auf den Spuren von Phileas Fogg und seines Dieners Passepartout. Episodenhaft wird die Geschichte erzählt; sollten Akteure und Publikum doch einmal den Faden verlieren, gibt es da ja noch das „A-Team“, das „Team around the world“. „Diese Schauspieler begleiten auf dem Weg durch das Stück, sie haben zwar wenig Text, tragen aber viel zum Stück bei“, so Zimmermann-Hacks. Es wird abstrakt, akrobatisch und es wird getanzt, verspricht sie. Die Kostüme hat Bärbel Sommer geschneidert. Passend zur Rolle und zur Persönlichkeit hat sie die einzelnen Outfits entworfen.

Mit dem sprichwörtlichen Herzblut sind auch alle Schauspieler bei der Sache. Max Meyer, ein Mitglied des „A-Teams“ hat sich dieses Jahr zum ersten Mal auf die Bühne gewagt: „Ich habe es als Herausforderung gesehen, jetzt habe ich mich getraut.“ Indra Sinnwell spielt eine Saloon-Besitzerin, die Phileas Fogg und andere Reisende beherbergt. Sie hat 2018 ihr Freiwilliges Soziales Jahr bei Haus Freudenberg absolviert und war traurig, als es vorbei war: „Das Theater ist für mich die Möglichkeit, mir das Freudenberg-Gefühl und die Gemeinschaft zu erhalten“, freut sie sich. Auch Kevelaers Bürgermeister Dr. Dominik Pichler ist wieder dabei, dieses Mal als ruppiger Cowboy: „Anna lässt mich sein wie ich will, sie gibt mir die ,prolligen‘ Rollen – ich weiß nicht warum…“, schmunzelt er und freut sich über die Möglichkeit, das Haar offen zu tragen: „Da komme ich so selten zu.“ Seinem Amt und seinen Verpflichtungen geschuldet, hat er eine kleinere Rolle – die intensive Probenarbeit könnte er gar nicht leisten.
Im Oktober 2018 wurden die Rollen verteilt, es gab zuvor einen Probentermin, bei dem sich Anna Zimmermann-Hacks ein Bild von allen Schauspielern machte: „Das ist, glaube ich, eine meiner Stärken, für jeden das Richtige zu finden.“ Der Tag, an dem sie den Teilnehmern ihre Rollen zuweist, ist immer etwas ganz Besonderes. „Wir zelebrieren das ein bisschen; egal wie klein die Rolle ist, sie ist wichtig.“

Schon vor 15 Jahren begann das inzwischen überaus erfolgreiche Theaterprojekt. „Ich wollte damals einfach meine Prüfung bestehen“, blickt die ausgebildete Theaterpädagogin Zimmermann-Hacks auf die Anfänge zurück. Aus einer Prüfungsaufgabe wurde quasi eine Berufung. Vor sechs Jahren wagte die Theatergruppe den Schritt an die große Öffentlichkeit. „Ich war mir nicht sicher, ob alles klappt“, erinnert sich Zimmermann-Hacks. Doch alles hat sich prächtig entwickelt und so kommt es, dass erstmals ein Gremium von sieben Personen für den Ablauf des Theaterprojektes zuständig ist. „Es ist zuviel für eine Person geworden“, sagt die Regisseurin, die sich dank der Arbeitsteilung wieder ganz auf die Proben konzentrieren kann. „Bei uns ist der Weg das Wichtige, die Premiere ist letztendlich das I-Tüpfelchen“, beschreibt Anna Zimmermann-Hacks den Gedanken, der das inklusive Theaterprojekt seit 15 Jahren trägt.

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