Zwei Bruderschaften
– eine Schützenfamilie

Die St.-Sebastian- und die St.-Michael-Schützen aus Emmerich feiern zum zweiten Mal ein gemeinsames Schützenfest

Der Thron der St-Sebastian-Bruderschaft um das Königspaar Heidi und Harald Bruins. Foto: privat

EMMERICH. Was beim Maifest klappt, sollte auch beim Schützenfest funktionieren – dachten sich die St.-Sebastian- und die St.-Michael-Bruderschaft im vergangenen Jahr. Nun feiern sie von Freitag, 10., bis Sonntag, 18. August, zum zweiten Mal gemeinsam ein Schützenfest.

Für die Sebastianer ist es die 168. Auflage, bei St. Michael findet das Fest zum 104. Mal statt. „Es herrscht eine tolle Harmonie zwischen den Bruderschaften“, weiß Hans-Joachim Spiertz, Brudermeister der Michael-Schützen, auch aus zwei erfolgreichen und stimmungsvollen Maifesten im Kapaunenberg zu berichten.

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Als die Michael-Schützen vor zwei Jahren den Saal Hebben verloren, wandten sie sich frühzeitig an die Sebastianer und fragten dort nach einer Möglichkeit, gemeinsam Schützenveranstaltungen zu feiern. Zunächst stimmten beide Bruderschaften über das Maifest ab. „Das geschah fast gleichzeitig, und beide Vereine stimmten dem zu“, erzählt Manuel Jonkhans, Pressewart bei St. Sebastian, „bei uns wurde der Vorschlag fast schon mit Applaus begrüßt.“ Kein Wunder, besteht doch schon lange eine enge Verbindung, ja Freundschaft zwischen den Bruderschaften. Entsprechend wurde die Premiere der „Fest-Kooperation“, das Maifest im vergangenen Jahr, zu einem vollen Erfolg. „Man hatte nicht das Gefühl, dass hier zwei Vereine feiern“, sagt Jonkhans, „sondern eine große Schützenfamilie. Da war eigentlich klar, dass wir auch die Schützenfeste zusammen feiern würden.“

Größtes Problem für die Michael-Schützen: der Termin. Sie mussten vom Oktober in den August ausweichen, dem traditionellen Datum des Festes der Sebastianer. Dann passierte auch noch etwas, was sich keine Bruderschaft wünscht: Es fand sich kein Bewerber um die Königswürde. „Wir waren schon ziemlich geknickt“, erinnert sich Hans-Joachim Spiertz. Doch die Michael-Schützen machten aus der Not eine Tugend, erklärten kurzerhand den König von St. Sebastian auch zu „ihrem“ König. „Sie haben ihn bei allen Veranstaltungen wie ihren eigenen König unterstützt“, lobt Jonkhans. So herrschte letztlich auch beim ersten gemeinsamen Schützenfest beste Stimmung. Nun folgte also die zweite Auflage. „Der Saal wird wieder voll, es gibt keine Grüppchenbildung, alle Tische werden gemischt stehen“, kündigt Spiertz an. Auch Jonkhans ist sich sicher: „Es wird wieder absolut harmonisch.“ Man versteht sich eben.

Ihr Königsjahr neigt sich dem Ende entgegen: Heidi und Harald Bruins, scheidende Regenten der St.-Sebastian-Schützen.
Foto: privat

Los geht es am Freitag, 10. August, mit dem Kinder- (17 Uhr), Jugend- (18 Uhr) und Klompekönigschießen (20 Uhr) im Biergarten am Kapaunenberg. Am Samstag findet nach dem Kirchgang in St. Aldegundis (18 Uhr) der Fackelzug ab 20.30 Uhr statt, mit dem Zapfenstreich. Um 22 Uhr beginnt der Schützenball. Nach der Matinee um 11 Uhr beginnt Sonntag das Vogelschießen der St.-Michael-Bruderschaft.

Weiter geht es am Montag, 13. August, bereits um 5.45 Uhr mit der Reveille. Nach weiteren Programmpunkten, darunter das Platzkonzert um 9.15 Uhr auf dem Geistmarkt, findet dort um 10 Uhr auch die Parade statt, anschließend erfolgt der Festzug durch die Stadt zum Kapaunenberg. Um 14 Uhr stehen dort das Vogel- und Königsschießen der Michael-Schützen an. „Es ist schwierig zu sagen, ob wir in diesem Jahr Bewerber haben werden“, sagt Spiertz. „Früher wusste man schon lange im Voraus, wer antreten wird. Heute erfahre ich es als Brudermeister erst kurz vorher, teils fällt die Entscheidung aus einer Bierlaune heraus.“ Das Problem: Die jüngeren Schützen stehen „stramm im Berufsleben“, wie es Spiertz formuliert, es fehle ihnen mitunter die Zeit. Und die älteren Mitglieder seien oftmals bereits in die 70er oder 80er Jahren Schützenkönig gewesen. Aber natürlich hoffe die ganze Bruderschaft, dass sich nun wieder Bewerber finden.

Manuel Jonkhans kennt die Sorgen der befreundeten Bruderschaft. „Es wird zunehmend schwieriger, neue und junge Mitglieder zu begeistern“, weiß der 28-Jährige auch aus seinem Engagement im Karneval. Bei den Schützen sei auch immer wieder das Argument des hohen finanziellen Aufwandes zu hören. „Das ist aber Quatsch“, sagt Jonkhans in aller Deutlichkeit. Er selbst war ebenfalls schon Schützenkönig: „Natürlich hat man ein paar Mehrausgaben, etwa für die eigene Kleidung. Ansonsten waren in meinem Zug alle sofort bereit, ihre Festkleider selbst zu zahlen.“ Andere Züge wiederum würden über mehrere Jahre hinweg eine Königskasse ansparen. „Am Ende sind die Runden, die man so gibt, noch am teuersten“, sagt Jonkhans und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Da trinkt man ja auch selbst mit.“

Das Fest wird um 15.30 Uhr mit dem Vogelschießen der St.-Sebastian-Schützen fortgesetzt, gegen 17 Uhr beginnt ihr Schießen um die Königswürde. Anschließend finden dann die Schärpenübergabe und der Schützenball statt.

Das gemeinsame Schützenfest der St.-Sebastian- und der St.-Michael-Bruderschaft endet am Samstag, 18. August, mit dem Königsball ab 19.30 Uhr, inklusive der feierlichen Inthronisation der neuen Königspaare durch Direktor und Brudermeister. Eines ist Spiertz angesichts des gemeinsamen Schützenfestes wichtig zu betonen: „Auch wenn wir zusammen feiern, die Musik organisieren und den Umzug gemeinsam gestalten, bleiben beide Bruderschaften eigenständig.“ Jonkhans ergänzt: „Schon aus der Historie heraus werden es zwei Vereine bleiben.“

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