„Die Menschen hier sind vergessen“

Für Heribert Hölz sieht auch 25 Jahren Gründung der Bosnienhilfe der Caritas noch einen dringenden Bedarf an Hilfe

KEVELAER/WEEZE. Auch in Kevelaer und Weeze – wie am ganzen Niederrhein – sind viele Menschen der Bosnienhilfe der Caritas Duisburg und ihrem Motor Heribert Hölz verbunden und unterstützen beide mit Tat und Euro.

Heribert Hölz freut sich auf das 25jährige Jubiläum der Bosnienhilfe. Foto: privat
Heribert Hölz freut sich auf das 25jährige Jubiläum der Bosnienhilfe. Foto: privat

In diesem Jahr feiert die Bosnienhilfe ihr 25jähriges Bestehen. Dazu hat sich hoher Besuch angesagt. Der amtierende Kardinal von Sarajewo Vinko Puljicé. wird am 4. und 5. März am Niederrhein zu Gast sein und bei den Eheleuten Hölz in Neukirchen-Vluyn wohnen.

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Das bestätigte Heribert Hölz kürzlich. „Der Kardinal wird unter anderem Kirchengemeinde in Essen-Borbeck besuchen, deren Mitglieder sich sehr für die Bosnienhilfe einsetzen“. Hölz bereist Bosnien mehrmals im Jahr und ist zu der traurigen Erkenntnis gekommen: „22 Jahre nach Ende des Krieges geht es mit dem Land eher bergab als bergauf“. Die Hilfe vor Ort sei darum dringender denn je. Hölz belegt seine Erkenntnis anhand der Arbeitslosenzahlen der 30.000 Einwohner zählenden Stadt Zenica. „Hier sind rund 70 Prozent der Menschen arbeitslos“. Resignation klingt in seiner Stimme: „Davon spricht hier niemand. Die Menschen sind vergessen“. Das will er nicht hinnehmen und  nach besten Kräften dazu beitragen, dass den Notleidenden in Bosnien wenigstens etwas Hilfe zuteil wird.

Hölz ist kreativ, wenn es darum geht, Not zu lindern. Beispielsweise durch das Schafprojekt (die NN berichteten mehrfach), das er vor über drei Jahren initiierte. Bei dessen Finanzierung kann er unter anderem auf die Kindergärten St. Cyriakus und St. Franziskus Weeze zählen. In 2016 sammelte er bei ihnen Geld im Rahmen der Aktion „teilen wie St. Martin“. Besonders reizvoll daran war für die Kinder, dass sie den Namen „ihr“ Schaf“ aussuchen durften. Von seinem nächsten Bosnienbesuch, der in Kürze ansteht, wird Hölz darum wieder Schaf-Fotos mit nach Deutschland bringen. „Dabei muss ich aufpassen, dass ich die Tiere nicht verwechsele“, schmunzelt er.

Jedes Schaf kostet 130 Euro. „Es ist ein Stück Hilfe zur Selbsthilfe für die Familien. Sie bekommen durch das Tier Grundnahrungsmittel wie Milch und Käse, die sie sich ansonsten in dem Umfang nicht leisten können“. Gerne erinnert sich der gelernte Sozialarbeiter an seinen Besuch bei einer siebenköpfigen Familie in Bosnien im September 2016. Die Nachricht, dass ein Mann aus Deutschland kommt und Schafe bringt, hatte sich zuvor wie ein Lauffeuer in dem kleinen Dorf verbreitet. „Die Dorfgemeinschaft hatte zuvor geholfen, den Schafstall zu bauen. Als der Züchter mit den Tieren kam, legte er jedem Kind der Familie noch ein Lämmchen in den Arm. Da blieb kein Auge trocken“, erinnerte sich Heribert Hölz. In Momenten wie diesem fühlt er sich reich beschenkt und weiß, dass sich sein Engagement und das vieler seiner Mitbürger lohnt. Ans Aufhören mag er derzeit noch nicht denken. Es sei denn, „die Gesundheit zwingt mich dazu“. Wie es dann mit der Bosnienhilfe weitergeht, ob sie überhaupt weitergeht? Wer weiß.

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