Experten in eigener Sache
tragen Ideen in die Welt

4. Inklusions-Forum für das Bistum Münster findet am LFS-Berufskolleg statt

GELDERN. Ganz genau hinsehen wollen die Teilnehmer des 4. Inklusions-Forums für das Bistum Münster, das am Freitag, 27. Januar, in Geldern stattfindet. Rund 70 Menschen mit und ohne Behinderung setzen sich hier in sechs Workshops mit Zugehörigkeit und Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft auseinander – und mit den Hindernissen, auf die sie stoßen. Teilnehmer aus verschiedenen Selbsthilfegruppen, Einrichtungen der Behindertenhilfe, Schulen, Bildungseinrichtungen, Pfarrgemeinden und dem Bischöflichen Generalvikariat stehen für Diversität und viele verschiedene Blickwinkel. Ausrichter der Veranstaltung ist die Fachschule für Heilerziehungspflege am Berufskolleg der Liebfrauenschule.

Konnten im vergangenen Jahr in Warendorf bereits die Abläufe des Inklusions-Forums kennen lernen (v.l.): Andreas Mäteling, Schulseelsorger und Mitglied der Bildungsgangleitung, Schülerin Hannah Jacobs, Schüler Benedikt Willems und Franziska Kirchhoff, Klassenlehrerin der Klasse Heilerziehungspflege-Oberstufe. Foto: privat
Konnten im vergangenen Jahr in Warendorf bereits die Abläufe des Inklusions-Forums kennen lernen (v.l.): Andreas Mäteling, Schulseelsorger und Mitglied der Bildungsgangleitung, Schülerin Hannah Jacobs, Schüler Benedikt Willems und Franziska Kirchhoff, Klassenlehrerin der Klasse Heilerziehungspflege-Oberstufe. Foto: privat

Die Fachschule für Heilerziehungspflege, die bei allen bisherigen Inklusions-Foren aktiv dabei war, hat die Veranstaltung nun nach Geldern geholt. Die Studenten der Oberstufe kümmern sich um die inhaltliche und organisatorische Gestaltung – inklusive Catering, Empfang und Dokumentation. Zudem stellen die Studenten die Assistenzpersonen, die Teilnehmer mit Behinderung an diesem Tag begleiten. Ergänzt werden die Angebote des Forums durch eine Fotoausstellung, die der Gestaltungskurs der 11. Klasse des Bildungsganges Fachhochschulreife zum Thema Inklusion vorbereitet hat. Andreas Mäteling als Schulseelsorger und Mitglied der Bildungsgangleitung und Klassenlehrerin Franziska Kirchhoff unterstützen die Schüler bei ihren Vorbereitungen. „Wir sind gespannt, wie es wird, und freuen uns sehr auf diesen Tag“, hebt Andreas Mäteling hervor.

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Das Inklusionsforum mit den Workshops zu verschiedenen Themen rund um Inklusion bietet die Möglichkeit, mit auf verschiedenen Ebenen Betroffenen aus dem ganzen Bistum ganz praktisch ins Gespräch zu kommen, den Ist-Stand kritisch in den Blick zu nehmen, über Gelingensbedingungen zu beraten, Visionen auszutauschen, Netzwerke zu knüpfen und vielleicht sogar Projekte anzustoßen. Eingeladen sind auch Vertreter der Beiratsmitglieder, so zum Beispiel von Haus Freudenberg, Caritas, HPH-Netz oder auch St. Bernardin. „Darin sehen wir eine große Chance, um nun erstmals mit dem Forum auch die Menschen am Niederrhein zu erreichen“, so Mäteling.

Barrierefreiheit ist immer wieder ein großes Thema. So präsentiert sich beispielsweise die Pfarrei St. Nikolaus in Wesel auf dem Forum mit einem Pilotprojekt. Sie hat selbstkritisch alle ihre Gebäude, Kirchen und Pfarrbüros auf ungehinderten Zugang für Menschen mit Behinderung geprüft und damit erhebliche Mängel aufgedeckt. Martin Merkens, Referent für Seelsorge für Menschen mit Behinderung beim Bistum Münster, begleitet das Forum von offizieller Seite. Er findet: „Das ist vielleicht noch eine Suche nach Nadeln im Heuhaufen. Aber irgendwo muss man ja anfangen.“

[quote_box_left]Infos
Seit zehn Jahren gibt es die UN-Behindertenrechts-Konvention (UN-BRK). Seit sieben Jahren gilt sie auch für die Bundesrepublik Deutschland. Ein Leitziel der Konvention ist Inklusion. Ein Weg zur Umsetzung der UN-BRK im Bistum Münster ist das Inklusions-Forum, das 2013 und 2014 in Münster und 2016 in Warendorf veranstaltet wurde. Am 27. Januar findet nun das 4. Inklusions-Forum im Berufskolleg Liebfrauenschule in Geldern statt. Hier markiert die Veranstaltung zudem den Auftakt zum Jubiläumsjahr, denn das LFS-Berufskolleg feiert in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen.[/quote_box_left]Auch Andreas Mäteling sieht den Umgang mit dem Thema Inklusion kritisch: „Die Idee unterstützen wir alle. Aber es hapert ja leider oft an der Umsetzung.“ Umso wichtiger sei, es die Menschen immer wieder dafür zu sensibilisieren. Darum ist dieses Projekt für ihn eine tolle Gelegenheit, „um eine optimale Theorie-Praxis-Vernetzung in der Ausbildung zu gewährleisten“. Denn nicht Besonderung sondern Inklusion im Sinne selbstverständlicher Zugehörigkeit und Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft sind zentrale Leitbilder in der Ausbildung der Heilerziehungspfleger. So steht auch am Anfang jedes Inklusions-Forums der Satz „Wir sind Experten“. Jeder einzelne Teilnehmer trägt als „Experte in eigener Sache“ dazu bei, dass das Thema Inklusion noch stärker in die Öffentlichkeit getragen wird. Als Multiplikatoren geben sie Impulse und nehmen sie wiederum mit in ihren Alltag. Merkens: „Darum sind die Ergebnisse, die wir her erzielen das eine. Aber es geht auch um die Erfahrungen, die die Menschen hier machen.“ Nur so können Ideen „von unten“ wachsen und noch stärkeren Eingang finden in die Gesellschaft und ihre Institutionen.

Nach der offiziellen Begrüßung in der Mensa des Berufskollegs finden das Plenum und  die Eröffnung der Fotoausstellung im Pädagogischen Zentrum statt. Anschließend geht es in die Workshops, bevor das Forum am Abend mit einem gemeinsamen Singen zu Ende geht. Das Inklusions-Forum ist nicht öffentlich, aber die Ausstellung kann ab Montag zu den Schulöffnungszeiten besucht werden. Ein halbes Jahr haben die Schüler an dem Projekt gearbeitet, sie besuchten die Menschen in einem Wohnheim, einer Förderschule und einer Werkstatt und lernten ihren Alltag kennen. Hieraus  entstanden Fotos und Stelen, die „Inklusion als wichtigen, schönen und lebensbejahenden Aspekt unserer Gesellschaft“ darstellen. Weitere Infos unter http://www.inklusion-weiter-denken.de.nm

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