„Erinnerungen, die man nie mehr vergisst“

    Franz Giesbers‘ erster Einsatz als Nikolaus im Dezember 1946

    KREIS KLEVE. 50 Jahre lang war Franz Giesbers aus Kessel als Nikolaus aktiv; auf 460 „Einsätze“ kam er in dieser Zeit. Nicht zuletzt, weil ihn seine Firma Jomo – heute Chefs Culinar mit Sitz in Weeze – bei der Kundschaft einsetzte. An seinen allersten Besuch als Nikolaus kann er sich noch gut erinnern und davon erzählt Franz Giesbers im Folgenden. Und auch wenn es um den Nikolaus geht, passen seine Erinnerungen an das Jahr 1946 wunderbar in die Weihnachtszeit.

    50 Jahre lang war Franz Giesbers als Nikolaus aktiv; an seinen ersten Einsatz kann er sich noch sehr gut erinnern. Foto:privat
    50 Jahre lang war Franz Giesbers als Nikolaus aktiv; an seinen ersten Einsatz kann er sich noch sehr gut erinnern. Foto:privat

    „Wenige Tage vor Nikolaus 1946 sprach mich mein Freund Anton Stoffelen an, ob wir beide nicht den Nikolaus und den Knecht Ruprecht spielen könnten, um den Kindern eine Freude zu bereiten.
    Ich war damit einverstanden. Beim Pastor in Kessel bekam ich alles, was man als Nikolaus brauchte. Ich sah aus wie ein Bischof. Mein Freund hatte sich toll geschminkt mit Schuhcreme. Es konnte losgehen.Tags zuvor besuchten wir in Kessel-Grunewald die Eltern und meldeten unseren Besuch an. Alle waren damit einverstanden. Nur eine Frau, deren Mann noch in Kriegsgefangenschaft war, wollte uns nicht sehen. Ihre Bedenken – sie hatte nichts, was sie ihren zwei kleinen Kindern schenken konnte. Das einzige, was unsere Kinder haben, ist Hunger. Wir haben nichts zu essen. Diese Nachricht traf uns schwer. Meine Mutter, die immer den Armen etwas gab, hatte die Idee. Wir hatten gerade ein Schwein geschlachtet. So gab sie einen Hötz-Pott (Geschenk vom geschlachteten Schwein an die Nachbarn, Anm. d. Red.). Ein Hötz-Pott beinhaltete eine Mettwurst,  eine Blutwurst, eine Leberwurst, eine Portion Panhas und ein Stück Speck mit Rippchen. Mein Freund, der zu Hause Landwirt war, besorgte einen kleinen Sack Kartoffeln, selbst gemachte Butter, ein paar Pfund Mehl sowie Äpfel und Nüsse. So zogen wir los. Schwer bepackt besuchten wir als erste die Frau mit den zwei kleinen Kindern. Mein Freund, ein echter ,schwarte Pitt‘, klopfte bei der Frau an. Die Frau erschrak sehr und wollte die Türe zuschlagen. Aber mein Freund beruhigte die Frau, stimmte sofort ein Nikolaus-Lied an und so zogen wir ein. Die Kinder klammerten sich an die Mutter. Aber als mein Freund den Sack ausschüttete, und sie all die schönen Sachen sahen, der Tisch ganz beladen, da jubelten sie alle auf. Der Nikolaus sprach noch einige Worte, da kamen bei der Frau die Tränen. Mit einem Nikolaus-Lied zogen wir wieder aus und hörten noch, wie die Frau ihren Kindern sagte Kinder, das war der richtige Nikolaus. Erinnerungen, die man nicht vergisst.“

    -Anzeige-
    Vorheriger ArtikelSperrung der B 220 wird heute aufgehoben
    Nächster Artikel35 Stunden Livemusik garantiert