“Wir lassen Familien mit ihren Sorgen nicht allein”

    Am 17. November ist Weltfrühgeborenentag

    KREIS KLEVE. Gemeinsam mit der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe ist die Klinik für Neonatologie des St.-Antonius-Hospitals in Kleve ein anerkannter neonataler Schwerpunkt. Zum Weltfrühgeborenentag am 17. November beantwortet Dr. Jochen Rübo, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendmedizin sowie der Klinik für Neonatologie am St.-Antonius-Hospital, die wichtigsten Fragen zum Thema Frühgeburt. In Deutschland werden jährlich rund 60.000 Frühchen geboren.

    Am Klever St. Antonius-Hospital kümmert sich auch Oberärztin Stefanie Düchting um die kleinen Patienten. Das Bild zeigt sie bei einer Untersuchung. Foto: Thomas Momsenn
    Am Klever St. Antonius-Hospital kümmert sich auch Oberärztin Stefanie Düchting um die kleinen Patienten. Das Bild zeigt sie bei einer Untersuchung. Foto: Thomas Momsenn

    Wie hoch ist der Anteil der Frühgeburten im St.-Antonius-Hospital?
    Dr. Jochen Rübo: „Der Anteil der Frühgeborenen liegt ähnlich wie im Bundesdurchschnitt bei acht bis zehn Prozent der Neugeborenen. Von einer Frühgeburt spricht man, wenn ein Baby vor der 38. Schwangerschaftswoche zur Welt kommt. Gründe können mütterliche Ursachen sein, wie etwa Infektionen oder EPH-Gestose (die so genannte Schwangerschaftsvergiftung). Es gibt auch kindliche Ursachen, wenn das Kind zum Beispiel nicht mehr ausreichend wächst. Eine enge Zusammenarbeit mit der Geburtshilfe ist in solchen Fällen zur Planung der Entbindung unerlässlich. Oft kann eine drohende Frühgeburt noch verhindert oder zumindest herausgezögert werden.“

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    Welche Besonderheiten in der Versorgung sind zu beachten?
    Dr. Jochen Rübo: „Je nachdem, wie früh ein Baby auf die Welt kommt, sind wichtige Organfunktionen noch nicht ausgereift. Dazu gehören vor allem die Funktionen der Lunge, der Nieren und des Darmes. Die Atmung muss dann häufig unterstützt werden, der Nahrungsaufbau mit besonderen Nährlösungen über Venenkatheter gewährleistet werden. Eine große Gefahr für Frühgeborene ist die Auskühlung. Unser Vorteil: Von den Kreißsälen zur Neugeborenenintensivstation sind es zehn Meter, es ist kein Transport erforderlich. Wir können die Kinder sehr schnell in den wärmeunterstützenden Inkubator legen. Danach ist eine möglichst ruhige und schonende Versorgung wichtig. Besonderes Augenmerk legen wir auf eine frühzeitige Einbindung der Eltern in die Betreuung. Vor allem das so genannte „Känguruhen“, bei dem auch sehr kleine Frühgeborene ihren Eltern auf die nackte Brust gelegt werden, ist für die Bindung zwischen Eltern und Baby sehr wichtig“.

    Würden Sie zur Entbindung in einer Klinik mit Neonatologie raten?
    Dr. Jochen Rübo: „Die Entbindung von Frühgeborenen sollte ausschließlich in Abteilungen mit angeschlossener Neonatologie erfolgen, damit eine optimale Betreuung gewährleistet ist. Daher werden Schwangere mit drohender Frühgeburt grundsätzlich in einen entsprechenden neonatologischen Schwerpunkt verlegt“.

    Gibt es Besonderheiten in der weiteren Entwicklung von Frühchen? Worauf sollten Eltern achten?
    Dr. Jochen Rübo: „Je nachdem, wie früh die Kinder geboren sind, liegen sie mehrere Wochen, manchmal auch Monate auf der Frühgeborenenstation. Wenn es dann nach Hause geht, sind viele Eltern noch unsicher. Wir lassen die Familien mit Ihren Sorgen aber nicht allein: Unser Pflegezentrum bietet mit der sozialmedizinischen Nachsorgeeinheit einen Service an, der auch Familien mit chronisch kranken Neugeborenen oder frühgeborenen Kindern zugutekommt. Wir erleichtern den Übergang von stationärer Versorgung in den häuslichen Bereich und verhindern, dass die Eltern in ein Versorgungsloch fallen. Im  weiteren Verlauf begleiten wir die Entwicklung im sozialpädiatrischen Zentrum am St.-Antonius-Hospital. Sollten Probleme auftauchen, können wir  frühzeitig therapeutische Hilfe anbieten“.

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