Grenzenloser Karneval

KLEVE. Nur noch wenige Tage, dann steht das Leben von Andreas Braam Kopf – zumindest bis Aschermittwoch. Am 19. November wird der 34-jährige Schwanenfunker in der Stadthalle zum Klever Prinzen proklamiert. Als „Prinz Andreas der Grenzenlose“ wird er, getreu dem Motto seines Vereins, Humor und Freude verbreiten.  Wer sich selbst ein Bild vom künftigen närrischen Oberhaupt machen möchte, sollte Samstagabend ab 19.11 Uhr in der Materborner Mehrzweckhalle vorbeischauen. Hier stellt Andreas sich und seine Garde vor. Vorab beantwortet er aber im NN-Interview elf „närrische“ Fragen.

Andreas Braam ist der neue Klever Karnevalsprinz. Er wird am kommenden Samstag proklamiert. Heute ab 19.11 Uhr stellt er sich und seine Garde in der Materborner Mehrzweckhalle vor. NN-Foto: Rüdiger Dehnen
Andreas Braam ist der neue Klever Karnevalsprinz. Er wird am kommenden Samstag proklamiert. Am 12. November ab 19.11 Uhr stellt er sich und seine Garde in der Materborner Mehrzweckhalle vor.
NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Du bist gebürtiger Klever und mit dem Karneval groß geworden. Wann hast du das erste Mal aktiv mitgemischt?
Andreas Braam: Seit 2001 singe ich im Chor der Schwanenfunker. Anfangs war ich auch noch bei den „Chaoten“, aber das hat irgendwann zeitlich nicht mehr geklappt, weil ich ein Semester in Stockholm studiert habe. Hinter den Kulissen bin ich schon viel länger dabei. Als Kind habe ich meine Mutter bewundert, die beim Frauenkarneval im Schweizerhaus auf der Bühne stand. Meine Eltern sind jedes Jahr zur Schwanenfunker-Sitzung gegangen, meine Schwester hat als Funkerschwänchen getanzt. Das alles hat mich geprägt. 2011 war ich das erste Mal mit einer Garde unterwegs, als Adjutant von Prinz Michael dem Flammenden. 2013 habe ich dann Jens den Tönenden begleitet.

-Anzeige-

Wann stand für dich fest, dass du Karnevalsprinz werden möchtest?
Andreas: Eigentlich habe ich schon als Teenager rumgealbert und gesagt: Ich werde mal Klever Prinz. So ganz aus Spaß war das nicht daher gesagt. Übrigens habe ich das damals zusammen mit meinem Freund Stephan (Reinders) beschlossen, der jetzt neben Marc (Mülders) mein Adju ist. Konkret beworben habe ich mich vor sechs Jahren. Übrigens noch bevor ich zum ersten Mal mit einer Garde losgezogen bin.

Wovor hast du, mit Blick auf deine Zeit als Klever Prinz, den größten Respekt?
Andreas: Aktuell sicher vor der Proklamation. Da muss alles genau passen. Es ist mein erster richtig großer Auftritt und es ist natürlich sehr aufregend, dass es endlich losgeht. Ich bin aber, wie bei allen anderen Dingen auch, zuversichtlich, dass es gut läuft. Die Session ist zum Glück relativ lang und wir haben etwas mehr Zeit. In den nächsten Wochen wird es noch nicht so stressig mit den Terminen. In der ganz heißen Phase sieht das natürlich anders aus, weil viele Veranstaltungen traditionell an einem bestimmten Tag stattfinden.

Wie hat deine Familie reagiert, als sie erfahren hat, dass du Prinz wirst?
Andreas: Die haben sich alle riesig gefreut, ganz besonders meine Mutter Marianne. Meine Frau Silke war ja schon als Gardefrau mit dabei und weiß, worauf sie sich da einlässt. Sie fühlt sich auch bei den Schwanenfunkern wohl und freut sich jedes Jahr mit mir auf die Session. Sie ist mein absoluter Rückhalt. Ich habe noch zwei ältere Schwestern, vier Nichten und Neffen, meine Schwiegereltern – mein ganz persönlicher kleiner Fanclub.

Du hattest viel Zeit, dich auf „deine“ Session vorzubereiten?
Andreas: Ja. Vor vier Jahren kam die Zusage. Dass Stephan und Marc mich als Adjus begleiten werden, stand schon vorher fest und auch die Liste mit möglichen Gardisten hatte ich schon grob im Kopf. Von meinen 18 Gardisten machen das 13 zum ersten Mal. Das ist durchaus auch so gewollt, weil neue Ideen mitgebracht werden und ich das sehr wichtig finde. Auf die richtige Mischung kommt es an. Nach Ostern 2013 haben wir uns das erste Mal zusammengesetzt und seit zwei Jahren steht auch mein Name fest. Der „Grenzenlose“ passt wirklich gut zu mir. Ich reise gern und habe Internationales und Europäisches Recht in Nijmegen und in Stockholm studiert. Heute arbeite ich auch noch „grenzenlos“, nämlich in der Verwaltung des Max-Planck-Institus für Psycholinguistik in Nijmegen. Aber natürlich ist „grenzenlos“ auch im übertragenen Sinn zu verstehen. Wir möchten Karneval für alle machen und würden uns freuen, wenn wirklich alle mit uns feiern. Das gilt ganz besonders auch für Menschen und Einrichtungen, die sich vielleicht bislang nicht getraut haben, den Prinzen einzuladen. Wenn wir Zeit haben, kommen wir gern vorbei. Was viele nicht wissen: Es kostet absolut nichts, wenn der Prinz vorbeischaut. Wir brauchen auch kein großes Buffet. Es macht uns einfach Spaß und wenn wir anderen auch eine Freude bereiten können, dann machen wir das gern. Also nur Mut: Meine Adjutanten verwalten die Termine und haben bestimmt noch Platz für weitere Einträge. Einfach eine Mail schreiben an adjutant@prinz-andreas.de.

Wer wird dich noch begleiten?
Andreas: Die Priga 03 und die Funkerschwänchen. Die Tanzgruppe besteht mittlerweile aus 28 Mädels, die alle supermotiviert sind. Darauf freue ich mich schon richtig. Für die Mädchen ist es eine Premiere. Naja, und die Priga 03 kennt sich bestens aus. Tom Tabery macht für uns die Fotos. Und mein Prinzenlied wird von Tobias Budde und Louisa Reinders gesungen. Tobias war viele Jahre bei den Funker-Blaagen und Louisa ist eigentlich aktive Tänzerin – in diesem Jahr tritt sie da aber etwas kürzer und konzentriert sich auf das Singen.

Wann hat für euch die „heiße Phase“ begonnen?
Andreas: In etwa vor einem Jahr. Seitdem befasse ich mich täglich mit dem Thema Karneval. Mal mehr, mal weniger. Aber in den letzten Wochen vergeht wirklich kein Tag mehr, an dem nicht irgendetwas zu bereden oder zu organisieren wäre. Aber das ist nicht schlimm. Schließlich geht es jetzt bald auch endlich los.

Für andere Hobbys dürftest du momentan also eher wenig Zeit haben…
Andreas: Stimmt. Ich singe bei der Städtischen Singgemeinde – da pausiere ich gerade. Früher habe ich aktiv Fußball gespielt, aber nach zwei Knieverletzungen war Schluss. Danach war ich noch Jugendtrainer beim 1. FC, aber heute bin ich nur noch als Zuschauer dabei. Wenn es passt, dann auch gern bei Werder Bremen, denn ich bin „lebenslang grün-weiß“. Ansonsten reisen meine Frau und ich sehr gern – bevorzugt nach Skandinavien. Und ich koche und genieße gern, am liebsten mit einem Glas Whisky.

Jetzt sind es nur noch wenige Tage. Gibt es etwas, worauf du dich besonders freust?
Andreas: Erstmal ganz besonders auf die Proklamation. Aber eigentlich freue ich mich auf alles, auf die ganze Session. Es ist die Vielfalt, die den Reiz ausmacht. Ich freue mich auf die Besuche in Kindergärten und in Seniorenheimen, auf die großen und kleinen Sitzungen… Ich war ja schon zweimal dabei, aber jetzt erlebt man es noch einmal aus einer anderen Perspektive. Die Auftritte vor großem Publikum sind natürlich toll, die bringen Stimmung. Aber häufig sind es die „kleineren“ Termine, an die man nachher noch lange denkt, die in Erinnerung bleiben.

Ab wann hast du Urlaub und bist rund um die Uhr als Prinz im Einsatz?
Andreas: Am Montag nach den ersten beiden Schwanenfunker-Sitzungen, also ab dem 13. Februar. Dann sind wir wirklich nur noch unterwegs.

Die obligatorische letzte Frage: Was machst du an Aschermittwoch?
Andreas: Ausschlafen. Wenn das dann überhaupt funktioniert. Vielleicht ist man auch noch zu aufgedreht. Dann in jedem Fall gemütlich frühstücken und einen langen Spaziergang durch den Wald machen.

Vorheriger ArtikelEin „Quantensprung“ – dokumentiert in Wort und Bild
Nächster ArtikelEine unverhoffte Begegnung verändert das ganze Leben