Zum 90jährigen Bestehen des Martinskomitees Winnekendonk ist eine Jubiläums-Festschrift erschienen.Foto: privat

WINNEKENDONK. Das Martinskomitee Winnekendonk feiert sein 90jähriges Bestehen mit einer Jubiläumsveranstaltung am kommenden Sonntag, 6. November, 17 Uhr, in der Öffentlichen Begegnungsstätte in Winnekendonk. Bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war es am Nieder-rhein üblich, dass die Kinder am St. Martinstag von Hof zu Hof zogen, um Gaben wie Äpfel, Nüsse, Süßigkeiten und nicht zuletzt die „Martinspüfferkes” zu erbetteln. Da diese Betteleien immer wildere Formen annahmen und sogar in Diebstähle und Streitereien ausarteten, begann man gegen Ende des 19. Jahrhunderts diese Umzüge zu ordnen und von den Schulen organisieren zu lassen. Statt wie früher die üblichen Feuer abzubrennen, trugen die Kinder nun selbst gebastelte Fackeln mit sich. Sie erhielten statt der „Püfferkes” und Süßigkeiten, einen Weckmann und sonstige Leckereien.

Zum 90jährigen Bestehen des Martinskomitees Winnekendonk ist eine Jubiläums-Festschrift erschienen.Foto: privat
Zum 90jährigen Bestehen des Martinskomitees Winnekendonk ist eine Jubiläums-Festschrift erschienen.Foto: privat

Dieser Brauch, der zunächst in den großen Städten Fuß gefasst hatte, breitete sich allmählich auch auf die Dörfer aus. Während 1886 in Aldekerk und 1903 in Geldern bereits die ersten Martinszüge stattfanden, wurde der St. Martinszug im Raum Kevelaer erst nach 1920 populär. Nachdem in Kevelaer im Jahr 1921 und in Achterhoek 1925 St. Martinszüge durchgeführt worden waren, kamen bei einem Kegelabend 1926 einige Kegelbrüder in Winnekendonk auf den Gedanken, auch hier einen Martinszug zu veranstalten. Am 29. Oktober 1926 fand unter Vorsitz des Hauptlehrers Carl Schumacher die Gründungsversammlung des Martinskomitees Winnekendonk statt. Daran nahmen zwölf Personen teil. Der erste Martinszug in Winnekendonk wurde zur großen Freude der 244 teilnehmenden Kinder und der vielen Erwachsenen am 11. November 1926 durchgeführt. Die Kinder wurden am Ende des Zuges mit einer Martinstüte beschert. Jede war mit einem Weckmann, Äpfeln, Nüssen, Plätzchen und Leckereien gefüllt. Ab jetzt zog der Martinszug jährlich durch Winnekendonk. Allerdings durfte nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 wegen der angeordneten, allgemeinen Verdunkelung kein Zug mehr durchgeführt werden. Das Martinskomitee wurde jedoch nicht aufgelöst. Seine Mitglieder organisierten direkt nach Kriegsende wieder einen Martinszug. Bereits am 11. November 1945 zog St. Martin inmitten einer zwar ärmlich gekleideten, aber fröhlich singenden Kinderschar wieder durch das stark zerstörte Dorf Winnekendonk. Von nun wurden hier jährlich – bis heute – die Martinszüge durchgeführt. Im Jahr 1949 beschloss das Martinskomitee, dass erstmals, neben den Kindern auch die Einwohner Winnekendonks, die das 75. Lebensjahr vollendet hatten, eine Martinstüte erhielten. So wird bis heute verfahren. Das Martinskomitee machte es sich ab 1952 wieder zur Aufgabe, den Kindern aus den Überschüssen des Martinsfestes zum Nikolaustag am 6. Dezember eine kleine Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Das war bereits vor dem Krieg so üblich gewesen. Auch heute noch erhalten alle Schüler der Overberg-Grundschule Winnekendonk vom Martinskomitee einen Weckmann am Nikolaustag geschenkt. Gehörten 1926 bei der Gründung nur zwölf Personen dem Martinskomitee an, so sind es heute einschließlich aller Sammler und Helfer etwa 60 Personen. Diese Anzahl ist notwendig, um die Martinsfeste durchzuführen. Waren es 1926 „nur” 244 Tüten, die gepackt werden mussten, so waren es 2015 beachtliche 1.200 Tüten (750 Kinder- und 450 Seniorentüten). Seit den 1970er Jahren erhalten alle Kinder von in Winnekendonk lebenden Ausländern eine Tüte. Selbstverständlich werden aktuell auch die Flüchtlingskinder beschert. Zum 90-jährigen Jubiläum hat das Martinskomitee eine Festschrift erstellt, in der Wissenswertes über die Entstehung und Entwicklung des Martinskomitees zu erfahren ist. Beiträge rund um den Martinstag und den Martinsbrauch runden den Inhalt ab. Die Festschrift verteilten Sammler bereits in allen Haushalten in Winnekendonk und Schravelen – dank der Unterstützung durch Sponsoren kostenlos. Auch dank der alljährlichen, großherzigen Spendenbereitschaft der Winnekendonker Bürger ist es dem Martinskomitee möglich, in Winnekendonk die Martinszüge durchzuführen und den Brauch so weiterhin zu erhalten. Dafür dankt das Martinskomitee allen herzlich. Bei der Jubiläumsfeier am Sonntag, 6. November, 17 Uhr, in der Öffentlichen Begegnungsstätte, erwartet die Besucher ein buntes Programm. Dazu gehören musikalische Darbietungen des Musikvereins Winnekendonk und der Kinder der Overberg-Grundschule sowie Vorträgen. Diese Veranstaltung ist öffentlich. Eintritt wird nicht erhoben.

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QuelleMit buntem Programm am Sonntag, 6. November, in der Begegnungsstätte
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