Manfred Hübbers (l.) und Kreiswirtschaftsförderer Hans-Joses Kuypers wollen das Thema Nachfolge nun offensiv angehen. Der Gocher Unternehmer hat sich im Bereich des Objektdesigns einen internationalen Ruf aufgebaut.NN-Foto: CDS

GOCH. Manfred Hübbers, Firmenchef von „Kracht-Hübbers“ Einrichtungen – Objektdesign würde die Geschäfte gerne in jüngere Hände übergeben, ist er doch inzwischen 74 Jahre alt. Allein, es fehlt ein geeigneter Nachfolger.

Ein Problem, mit dem der Unternehmer nicht alleine dasteht, wie der Kreis Klever Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers erläutert: „Seit einigen Jahren gehört das Thema Nachfolge für uns zum Tagesgeschäft; es ist eine Herausforderung für die Region.“ Die Kreis-WfG gehe von der beunruhigenden Zahl von bis zu 750 Unternehmen aus, die bis 2020 mit diesem Problem konfrontiert werden. „Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe, vor der wir hier stehen“, unterstreicht Kuypers. Müssten Firmen schließen, gingen Arbeitsplätze verloren.

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Soweit soll es beim alteingesessenen Gocher Möbelhaus gar nicht erst kommen, weswegen Manfred Hübbers und die Kreis-WfG das Thema in die Öffentlichkeit tragen wollen. Manfred Hübbers hatte bereits seine Fühler ausgestreckt. Drei Bewerber brachten alle Voraussetzungen mit, die er sich wünscht – aber letztlich scheiterte eine Übereinkunft immer wieder an der Finanzierung, die die Banken nicht stemmen wollten. Keiner der drei Kandidaten hatte genügend Eigenkapital im Rücken. Das bringt Hübbers ins Grübeln: „Welcher junge Mensch, der sich selbstständig machen will, hat schon 100.000 Euro auf der hohen Kante?“ 1948 haben seine Mutter und seine Tante das Geschäft gegründet, Hübbers war 28 Jahre alt, als er es 1970 übernahm. „Ich hatte null Sicherheiten“, beschreibt er seine Anfänge, „damals gab es noch Glaubwürdigkeit und Vertrauen, das gibt es heute nicht mehr.“ Und so würden junge Leute heutzutage die Lust verlieren, sich selbstständig zu machen.

Dabei bieten sich dem potenziellen Nachfolger viele Möglichkeiten, eigene Ideen zu verwirklichen und kreativ tätig zu sein. Denn Manfred Hübbers und sein Team haben sich mit ihren Design-Projekten einen internationalen Ruf erworben und einen ebensolchen Kundenkreis aufgebaut. So stattete das Gocher Unternehmen unter anderem das Europäische Patentamt in Den Haag mit Stühlen und Tischen für Konferenzräume aus, die Zimmer für das Airport-Hotel in Weeze wurden konzipiert und ausgeführt und aktuell läuft das Angebot für die Einrichtung eines Pflegeheims in der Nähe von München.

Angefangen hat alles mit edlen Glas-Vitrinen, in denen ein teurer Koffer gezeigt wurde. Bei der Präsentation in Monaco war sogar der damalige Prinz Albert dabei. „Das Objektdesign ist im Laufe der Jahre unser Hauptgeschäft geworden“, erzählt Hübbers, „das Geschäft nur mit dem Verkauf von Möbeln zu führen, wird schwierig.“ Und er beklagt den Preiskampf, mit dem sich die Branche mittlerweile selber „niedermache“. Auf Dauer habe man hier nur die Chance, mit speziellen Entwicklungen und Ideen am Markt zu bestehen, so Hübbers. Bis heute liegen Planung und Design in seinen Händen, eine italienische Innenarchtitektin bringt alles ins Reine. Aber: „Die Kreativität hängt nicht nur an mir“, betont Hübbers, der selbstverständlich bereit ist, einem Nachfolger für eine Übergangszeit beratend zur Seite zu stehen und ihn von seinem, über die Jahre aufgebauten, Netzwerk profitieren zu lassen.

Ein Innenarchitekt oder eine – architektin mit Blick für das Machbare wären ihm am liebsten. Zwei Jahre will Manfred Hübbers noch auf die Suche verwenden – und mit 76 Jahren endlich den Ruhestand genießen. „Das Lebenswerk weiterzugeben, bedarf großer Anstrengungen“, weiß Hans-Josef Kuypers. Er hofft, dass es in überschaubarer Zeit gelingt, an den Hochschulen Nordrhein-Westfalens nach angehenden Innenarchitekten oder Designern zu suchen. Auf dem Weg dahin könnte auch die „Gründerwoche Deutschland“ (vom 14. bis 20. November) helfen, in der bei der Kreis-Wirtschaftsförderung ein gutes Dutzend persönlicher Gespräche anstehen.

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