Abtauchen in die dunklen Abgründe der menschlichen Seele

PFALZDORF. Spannende Romane sind seine Spezialität. Dafür greift Kurt Nickel – Künstlername Curd Nickel – auf seine jahrzehntelange Berufserfahrung als Heilpädagoge zurück. Inzwischen im Ruhestand, schöpft er aus 40 Jahren Arbeit in der Psychiatrie, der Neurologie und im Behindertenbereich. Der 62-Jährige hat erlebt, wie sich die Arbeit mit den Patienten in dieser Zeit verändert hat und wie sich auch die Zustände in den Einrichtungen geändert haben.

Kurt Nickels neuer Roman ist nichts für schwache Nerven.NN-Foto: Corinna Denzer-Schmidt
Kurt Nickels neuer Roman ist nichts für schwache Nerven.NN-Foto: Corinna Denzer-Schmidt

Diese Erfahrungen sind immer wieder in seine Thriller mit eingeflossen. Sein siebtes Buch „Abgründe der Psychiatrie“, erschienen im Südwestbuch-Verlag, ist allerdings nichts für schwache Nerven. Vladimir Petrow, Langzeitpatient in einer psychiatrischen Klinik, ist dort als Hausarbeiter tätig und gilt als harmlos. Keiner ahnt jedoch, dass Petrow eine perverse Leidenschaft pflegt. In den weitläufigen Katakomben unter der Klinik, die von Rohren und Versorgungsleitungen durchzogen sind, fängt er Ratten, die er bei lebendigem Leib pfählt. Das verschafft ihm unglaubliche Lustgefühle, für deren Befriedigung Tiere bald nicht mehr ausreichen. Petrow will „richtige“ Opfer und plötzlich verschwinden Menschen aus der Klinik. Das ruft natürlich die Polizei auf den Plan. Angetrieben wird Petrow von der Stimme des „Übergeordneten“, der ihm diese Gräueltaten befiehlt und Belohnung für seinen Gehorsam verspricht. Solche „unheimlichen“ Orte hat Kurt Nickel 1969, während seiner Installateur-Lehre selber kennengelernt. Damals arbeitete er unter der heutigen LVR-Klinik in Bedburg-Hau: „Wir haben Rohre verlegt und Schweißarbeiten gemacht; das war wie eine Stadt unter der Stadt.“

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Die Idee zum Roman hatte er, als er einen Bericht über das Pfählen und den mittelalterlichen Fürsten Vlad III. Draculea las; dieser wird in vielen Quellen auch Vlad Tepes (der Pfähler) genannt. Nickel verknüpft in seinem Thriller diese Informationen mit der Hypothese, dass schizophrene Menschen durch mentale Beeinflussung Zugang zu anderen Dimensionen haben. „Es dauert sechs bis zehn Wochen, eine Idee zu Papier zu bringen“, erzählt Nickel, „das sind dann zirka 300 Seiten.“ Mit dem Überarbeiten des Entwurfs und Änderungen beginne die „richtige“ Arbeit. „Der Rohbau geht schnell“, schmunzelt er. Und noch heute kann er sich darüber ärgern, dass sein erstes Buch als ein solcher „Rohbau“ zum Verlag gegangen sei. „Daraus habe ich gelernt, ,Abgründe der Psychiatrie’ habe ich dreimal überarbeitet.“

Damit kein Einfall verloren geht, hat Kurt Nickel das Diktiergerät selbst beim Spaziergang mit dem Hund immer in der Tasche. „Wenn mich einmal die Besessenheit befallen hat, dreht sich alles ums Buch, dann brauche ich kein Fernsehen“, schildert er den kreativen Prozess. Ideen hat er noch jede Menge im Köcher und fertige Romane in der Schublade. Die sollen herausgebracht werden, wenn es in das Programm des Verlages passt. Reichtümer erwartet Kurt Nickel nicht, er schreibt, weil es ihm einfach großen Spaß macht: „Ich sehe es als Hobby, ich habe meine Rente; wenn etwas kommt, dann freue ich mich.“

Am 20. Oktober gibt es eine Premiere: Kurt Nickel liest auf Einladung der Buchhandlung am Markt im City-Bistro, Frauenstraße 6, aus seinem neuen Thriller. Um 19.30 Uhr geht es los, Karten (fünf Euro) sind in der Buchhandlung und an der Abendkasse erhältlich.

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