Als die Schafe kamen, blieb kein Auge trocken

Heribert Hölz von der Bosnienhilfe der Caritas hilft, dass Menschen erst nicht aus ihrer Heimat fliehen müssen

KEVELAER. Der Umgang mit Flüchtlingen beschäftigt in Deutschland tagtäglich Politik und Bürger. Auch Heribert Hölz von der Bosnienhilfe des Caritasverbandes macht sich Gedanken, wie und in welchem Umfang Hilfe durch den deutschen Staat und dessen Gesellschaft aussehen könnte. Hölz ist zur Auffassung gelangt, „die Menschen zu ermutigen, in ihrer Heimat zu bleiben und nicht nach Deutschland zu kommen.” Ihm ist klar, dass die Menschen, die vor dem Krieg in ihrer Heimat fliehen, nicht aufzuhalten sind. Deshalb beschränkt er seine These auf Flüchtlinge, die vom Balkan kommen. Dort kennt er sich aus, sorgt er doch seit langen Jahren durch verschiedene Projekte in Bosnien für humanitäre Hilfe.

Heribert Hölz bei der Übergabe des Schafs Sophie.Foto: privat
Heribert Hölz bei der Übergabe des Schafs Sophie.Foto: privat

„Circa 25 Prozent der Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, stammen vom Balkan, also aus einem sicheren Herkunftsland. Sie wissen, wir können nicht bleiben und müssen zurück. Aber sie riskieren es.” Aus existenzieller Not, so Hölz. Darum versucht er in Bosnien, vor allem Familien mit Kinder zum Bleiben in ihrer Heimat zu bewegen. Beispielsweise indem er ihnen im Auftrag der Bosnienhilfe der Caritas Duisburg Schafe zur Verfügung stellt. Die Tiere konnte er dank mannigfacher Spenden kaufen. Unterstützt wird Heribert Hölz seit langem von den Mitgliedern der KfD St. Marien Kevelaer. Auch Kindergärten aus dem Kreis Kleve spendeten (die NN berichteten). Hier erfreut sich das Schafprojekt großer Beliebtheit, durften die Kinder die Namen für die Tiere doch selber bestimmen. Hölz erinnert sich an eine herzerwärmende Szene: „Wir (die Eheleute Hölz und der Caritasdirektor von Sarajewo) besuchten eine Familie mit fünf Kinder. Der Vater, ein Tagelöhner, war ohne Arbeit. Die Familie bezeichnete sich als Kleinbauern, lebte von 250 Euro im Monat und wohnte in einer windschiefen Kate. Sie hatten nicht, auch keine Tiere. Wir brachten ihr eine kleine Schafherde, bestehend aus fünf Schafen, einem Bock und drei Lämmern.” Die Reaktion hat ihn und alle anderen Beobachter der Szene tief beeindruckt. „Als die Tiere kamen, blieb kein Auge trocken. Da musste man starke Nerven haben”, erinnert sich Hölz. „Lasst uns den Menschen das Los ersparen gehen zu müssen”, appeliert er auch an die Politik. Um den in Not geratenen Familien den Verbleib in ihrer Heimat zu ermöglichen, hat er konsequenterweise Patenschaften eingerichtet. Mit denen soll ihnen in bescheidenes Auskommen gesichert werden.

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