„In Kleve wurden Maßstäbe für ganz Europa gesetzt“

KLEVE. Ob Sneaker, High Heels, Westernstiefel oder Kinderschuh: Optisch zwar sehr unterschiedlich, sind doch alle Modelle vom Aufbau her sehr ähnlich. Ganz viel über Schuhe und ihre Geschichte können Theo Knips und Peter Jansen erzählen. Der eine ist der Vorsitzende, der andere Vorstandsmitglied bei den Kleefse Schüsterkes. Mit Hilfe von Studenten der Hochschule Rhein-Waal wollen sie die Bedeutung der Schuhindustrie für die Stadt Kleve in Erinnerung rufen. Und für das vereinseigene Museum werben – denn es mangelt sowohl an Helfern, als auch an Besuchern.
Schon 1876 gab es die erste Schuhfabrik in Kleve. Anfang des 20. Jahrhunderts waren es bereits etwa 50 kleine und mittelgroße Fabriken. „Hier in Kleve hatten fast alle Familien etwas mit der Schuhindustrie zu tun“, weiß Knips. „In Kleve wurden Maßstäbe für ganz Europa gesetzt – zum Beispiel haben Fritz Pannier und Gustav Hoffmann den rechten und linken Kinderschuh entwickelt“, führt er aus. Heute sei das Standard. Jansen ergänzt: „Davor hat man auch geglaubt, der weiche Kinderfuß müsse geformt und in ganz starre Schuhe gezwängt werden.“ Und auch die Schraubstollen für Fußballschuhe seien eine Klever Erfindung.
„Die Schuhindustrie gehört zu Kleve – es wäre sehr schade, wenn das in Vergessenheit gerät“, findet Lea David. Sie studiert im vierten Semester „Nachhaltigen Tourismus“ und hat sich im Rahmen eines Projekts zum alternativen Regionen-Marketing intensiv mit dem kleinen Klever Museum auseinandergesetzt.
„Ich habe die Hochschule angeschrieben und gefragt, ob eine Kooperation möglich wäre“, sagt Knips. Die Reaktion kam schnell – und fiel positiv aus.

Schicke Brautschuhe kann man sich auch im Museum ansehen.
Schicke Brautschuhe kann man sich auch im Museum ansehen.

Im Rahmen des Projekts wurde für zwölf privat organisierte Museen unter Leitung von Professor Dirk Reiser ein Marketing-Konzept erstellt. Zu den Museen gehören unter anderem auch die Alte Mühle Donsbrüggen, das Jakob-Imig-Archiv in Louisendorf, das Heimatmuseum in Grieth und das Air Force Museum in Weeze. „Wir haben in kleinen Gruppen den Markt analysiert und Strategien entwickelt, wie man diese Museen Marketing-technisch aufpäppeln kann“, erklärt der Student Tobias Heck, Mitstreiter in Lea Davids Team. „Für uns war das eine hochinteressante Sache“, freut sich Knips, dass sich junge Leute gefunden haben, die bereit waren, sich des Schuhmuseums anzunehmen. Und auch die Studenten haben davon profitiert. „Wir haben sehr viel gelernt“, sagt Lilia Schopf und Tobias Heck ergänzt: „Es war schön, das theoretische Wissen und die Strategien anwenden zu können – jetzt hoffen wir, dass das Projekt fortgesetzt wird.“ Was durchaus der Fall sein könnte. „Es ist angedacht, das Projekt im vierten Semester weiterzuführen“, weiß Knips. Das wäre natürlich ganz im Sinne der Museen, denn nun gilt es, die Ideen der Studenten auch umzusetzen. Lea David: „Man könnte Touristen aufmerksam machen, indem man Flyer und Homepage auch ins Niederländische und Englische übersetzt.“ QR-Codes und eine Facebook-Präsenz, die auch gepflegt wird, sind weitere Strategien, die den Museen auf die Beine helfen sollen. Auch eine Fahrradroute, die einen Teil der Museen abdeckt, könnte ein gemeinsames Marketing auf den Weg bringen und das Interesse der Touristik-Büros wecken. „In unseren Museen wird ein Teil der Kultur und der Entwicklung unserer Region beschrieben – hier geht es nicht um große Kunst, es ist eine Darstellung der Geschichte des gesamten Niederrheins“, weiß Knips, womit man inhaltlich punkten kann. Diese Zeugnisse der Vergangenheit gelte es für die Nachwelt zu erhalten.
Womit man beim zweiten „Problem“ wäre: „Wir machen uns schon Gedanken, was mal aus dem Museum wird“, sagt Knips. Er selbst ist 80 Jahre alt, Peter Jansen 74. Die beiden haben sich intensiv mit der Geschichte der Klever Schuhindustrie befasst – Jansen schon von Berufs wegen. Er war als Industriekaufmann im Vertrieb für die Elefanten-Schuhe tätig. „Wir waren einer der ersten Importeure, die weltweit agiert haben“, sagt er. Theo Knips hat sich erst nach seiner Pensionierung mit der Thematik beschäftigt. Und war schnell fasziniert. „Ich bin mit Begeisterung dabei und hoffe, das hier noch möglichst lange machen zu können“, sagt er.
Wer sich im Verein oder im Museum engagieren möchte, kann sich bei Theo Knips unter Telefon 02821/ 450043 melden. Unter dieser Nummer können auch Termine für Führungen vereinbart werden. Geöffnet ist das Museum an der Siegertstraße 3 sonntags von 14 bis 17 Uhr. Infos gibt es auch unter www.klever-schuhmuseum.de.

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Verena Schade

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