Summ, summ, summ: Bienenrettung im Kino

KEVE. Bitte mal vormerken: Am Montag, 28. März, ab 19 Uhr wird im Klever Kino ein wichtiges Thema umkreist: Bienen.

Kleines Tier, große Wirkung

Es mag Menschen geben, die jetzt denken, ob es denn nicht vielleicht Entscheidenderes gäbe. Vielleicht sollte man etwas ausholen. Dass es nicht gut steht um die Bienen, dürfte sich herumgesprochen haben. Hinzuzufügen wäre: Kleines Tier – große Wirkung. Wer denkt schon darüber nach, was eine Welt ohne Bienen bedeuten würde? Nur mal so nebenbei: 80 Prozent unserer Nutz- und Wildpflanzen werden von Bienen bestäubt. Amerikanische Forscher haben berechnet, dass ein Aussterben der Bienen zu Ernteausfällen führen würde. Folge der Ausfälle: Mangelernährung. Folge der Mangelernährung: Rund 1,42 Millionen Todesfälle pro Jahr. In Deutschland ist nach Angaben des deutschen Imkerbundes die Zahl der Bienenvölker seit 1952 von 2,5 Millionen auf weniger als eine Million gesunken. „Weltweit spielen Bienen (und andere Insekten) bei rund 35 Prozent der weltweiten Lebensmittelproduktion eine wichtige Rolle.“ [Quelle: www.welt.de]

Milch kommt nicht aus dem Tetrapack

Wir leben in einer Welt, die sich mit Produkten auskennt – nicht immer so sehr mit deren Entstehen. Obst gibt‘s im Laden. Milch auch. Hartnäckige Gerüchte besagen, dass es Kinder geben soll – nicht so sehr vielleicht im ländlichen Bereich –, die glauben, dass die Milch eben in der Flasche – respektive im Tetrapack – entsteht. Schluss mit dem Zynismus. Warum ein Bienen-Abend im Kino? Da fliegt doch eher Batman.

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Frühlingserwachen

„Fast pünktlich zum Frühlingsbeginn und einen Tag nach der Umstellung auf die Sommerzeit planen wir [Klever Klever Kino] mit dem Rotary Club Kleve, dem Museum Schloss Moyland und den niederrheinischen Imkern am Montag, 28. eine ungewöhnliche Benefit-Veranstaltung, deren Erlös vollständig der Rettung der Bienen im Kleverland zu Gute kommen soll. Erdbeer- oder Apfelkuchen, Vanilleeis mit heißen Himbeeren, Blaubeermarmelade, Johannisbeersaft – das und vieles mehr gäbe es nicht ohne die Bienen, denn Beeren und viele andere Obstsorten sind zu einem großen Teil von der Bestäubung durch die Bienen abhängig. So gibt es viele gute Ansätze, die Ursachen für das fortschreitende Bienensterben, wie Monokulturen, Pestizide und Umweltgifte, Klimawandel, Krankheitserreger und die Zerstörung von Lebensraum und Nahrungsgrundlagen zu bekämpfen. Wir sind überzeugt, mit dieser Veranstaltung die positive Wahrnehmung für die Bienen zu erweitern, so wie es beispielsweise Joseph Beuys auch mit vielen seiner Kunstwerke getan hat.“ Ein zugegeben großer Bogen im Umkreis eines einzigen Buchstaben: Biene – Beuys.

Lebensraumwegnahme

Reinhard Berens, Betriebsleiter der Filmtheaterbetriebe Tichelpark, hat das Thema auf die Agenda gesetzt (Mitstreiter siehe oben). Apropos Mitstreiter: Unter anderem geht es beim „Bienenproblem“ um Vorgartengestaltung, Flächenversiegelung und also Lebensraumwegnahme. Es lebt sich bienlicherseits schlecht auf schotterbelegten Vorgärten. Marco Janßen von der Imkervereinigung Kleve Kellen – an die 60 Imker gehören dazu – sagt: „Haltung ist nicht die Rettung.“ Will heißen: Was nützen willige Imker – die Bienen brauchen einen Lebensraum. Wer sich einen blühenden Vorgarten (nicht nagelscherengepflegt) leistet, kann dieser Tage schnell zur Zielscheibe und „zur Schande der Straße werden“. Ein gepflegter Vorgarten symbolisiere, dass im Haus alles in Ordnung sei. Dahinter stecke eine Denkungsart, so Janßen. Schnell sind Fronten eröffnet und fast kommt man sich lächerlich vor, ein Wort wie Front aufzuschreiben in Zeiten wie diesen. Auch wichtig: Der Notstand der Bienen lässt sich keineswegs auf das Vorgartenwesen reduzieren. Das wäre zu einfach. Aber wo, bitte schön, soll Weltenrettung beginnen, wenn nicht (auch) vor der eigenen Haustür?

Sensibilität gewachsen

Die Sensibilität in Sachen Lebensräume für Bienen sei, ist Janßen sicher, auch bei Architekten und Gartengestaltern gewachsen. „Und wir müssen uns auch darüber im Klaren sein, dass ein Schottergarten nicht bedeutet, dass man weniger Arbeit hat“, sagt Janßen. Es sei an der Zeit für einen entspannteren Umgang. Die Stadt Kleve hat mit „Grün statt Grau“ eine Beratungsinitiative ins Leben gerufen. Am Anfang aller Veränderung muss das Bewusstsein für einen Missstand stehen. Der Bienen-Abend im Klever Kino ist ein (wichtiger) Bestandteil der Bewusstmachung.
Am 28. März wird ein Dokumentarfilm mit dem Thema „Tagebuch einer Biene“ gezeigt. Entstanden ist der Film, der das Leben einer Biene von der Geburt bis zum Tod zeigt, im Jahr 2020. Autor und Regisseur Dennis Wells wird zu einem Gespräch nach Kleve kommen und sich mit Dr. Barbara Strieder und Sarah Lampe vom Museum Schloss Moyland unterhalten. Das Museum eröffnet im Rahmen von „Kunst. Bewegt“ am 3. April eine Ausstellung, die sich dem Thema „Beuys und die Bienen“ widmet. Während der Zeit der Ausstellung wird Marco Janßen einen Bienenstock in Moyland platzieren. Anschauungsunterricht auf der realen Ebene also.

8 Gramm

Längst ist das Thema Biene in der Öffentlichkeit angekommen. Städte denken darüber nach, wie der Bienenschutz indirekt in Satzungen untergebracht werden kann oder haben das längst getan. „Unsere Veranstaltung soll einen Beitrag zur Bewusstwerdung leisten“, erklärt Reinhard Berens und fügt hinzu: „Daher haben wir uns entschlossen, den Erlös aus der Veranstaltung der Stadt Kleve zur Verfügung zu stellen, die dann davon Sträucher anschaffen und pflanzen soll.“ Mit im Boot: die Klever Rotarier. Jeder Besucher des Kinoabends wird zudem ein 8-Gramm-Tütchen mit einer bienenfreundlichen Samenmischung erhalten. Aufschrift: „Blütenmischung zur nicht zu dichten (!) Aussaat ab Ende April. Nutzen Sie alle verfügbaren Infos im Internet und denken Sie immer an eine bienenfreundliche Gartengestaltung. Viel Erfolg!“ Es grüßen: Die Rotarier und das Museum Schloss Moyland. Die Tütchen gibt‘s zum Bienen-Abend gratis, der Eintritt kostet 15 Euro. Karten für die Veranstaltung gibt‘s online oder an der Kinokasse.
Man habe ihn, erzählt Imker Janßen, angerufen: An einem blühenden Strauch in einem Garten waren Bienen gesichtet worden. Was könne man tun? Die zynische Antwort: „Busch abschneiden. Garten betonieren.“ Bitte nicht nachmachen. Gartenräume sind Lebensräume.

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