Malerische Grachten, prächtige Herrenhäuser und eine entspannte Atmosphäre zeichnen Delft aus.

NIEDERLANDE. Das Jahr 2023 steht ganz im Zeichen von Johannes Vermeer. Der alte niederländische Meistermaler ist als künstlerisches Ausnahmetalent weltweit bekannt. Seine Wurzeln liegen in Delft. Hier lebte und arbeitete der Meister des Lichts im 17. Jahrhundert. Seine Heimatstadt ist reich an Kunst, Kultur und Geschichte(n) und lädt mit ihrer besonderen Atmosphäre zu einer Entdeckungsreise auf den Spuren ihres berühmten Sohns ein.

Delft lockt mit einem historischen Zentrum, einem jahrhundertealten Grachtengürtel und prächtigen Herrenhäusern. Die Altstadt lässt sich am besten zu Fuß erkunden. Ein Stadtplan ist dabei überflüssig. Viel schöner ist es, die Straßen, Gassen und Plätze mit ihren kleinen Läden, gemütlichen Restaurants und Cafés selbst zu erkunden, sich treiben und die Umgebung auf sich wirken zu lassen. Bei einem Rundgang durch Delft erlebt man die Stadt des Meistermalers hautnah – als würde man direkt in ein Gemälde von Johannes Vermeer hineinspazieren.

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Das frühere Lagerhaus für Kanonen und andere Rüstungsgüter wurde in das moderne Boutiquehotel Arsenaal Delft umgebaut. NN-Fotos: Andrea Kempkens

Ein guter Startpunkt für die individuelle Entdeckungsreise ist das Vermeer Centrum Delft (www.vermeerdelft.nl) an der Voldersgracht 21. Im 17. und 18. Jahrhundert war hier die Sankt-Lukas-Gilde beheimatet, der Kunstmaler, Zeichner, Glaser, Bildhauer und Tonwarenhersteller angehörten. Johannes Vermeer trat der Gilde im Jahr 1653 bei. Heute wird hier sein Leben und seine Arbeit präsentiert. Anhand von 37 bekannten Gemälden Vermeers (Reproduktionen) erfährt der Besucher, wie der Künstler mit Licht experimentierte, mit Farben und Perspektiven spielte und welche Themen ihn beeinflussten. Viele seiner Gemälde widmen sich der Liebe, die oft im Verborgenen dargestellt wird. In der Ausstellung „Die Liebensbotschaften von Vermeer“ erhält man anhand von elf Gemälden eine Einführung in die Symbolik, die Vermeer in seinen Werken verarbeitet hat.
Auf eigene Faust können Besucher Vermeers Lebens auch beim Vermeer-Rundgang durch die Delfter Innenstadt ergründen. Er führt an allen Orten der Stadt vorbei, die eine Verbindung zu Vermeer haben. Ein entsprechendes Infoblatt ist im Vermeer Centrum Delft und beim Touristeninformationszentrum Delft (VVV Delft) erhältlich.

Der Delft City Shuttle Service fährt 13 Stationen an.

Da Johannes Vermeer zu Lebzeiten keinen Ruhm als Maler erfahren hat – erst im 19. und 20. Jahrhundert wurde sein Werk bekannt und berühmt -, sind nicht mehr viele originale Schauplätze seines Schaffens in Delft zu finden. Doch auch wenn es nicht viel zu sehen gibt von Vermeer, gibt es umso mehr über ihn zu erzählen. Viele Geschichten über sein Leben, sein Schaffen und seine Familie (Vermeer hatte mit seiner Frau 15 Kinder, von denen vier früh verstorben sind) kennt Jetty Timmermans von der Gilde Delft (www.gildedelft.nl). Die (ehrenamtliche) Stadtführerin führt die Besucher zu Orten, die eine Verbindung zu Vermeer haben, zum Beispiel das Rathaus, in dem er geheiratet hat, der Beestenmarkt, an dem Vermeers Vater geboren wurde und auf dem bis 1972 jede Woche der Viehmarkt abgehalten wurde, die Vlamingstraat, in der der Maler vermutlich sein berühmtes Bild „Het Straatje“ gemalt hat, oder die Oude Kerk, in der Vermeer am 16. Dezember 1675 im Alter von 43 Jahren beerdigt wurde. Weitere Sehenswürdigkeiten wie das berühmte „Blaue Herz“, die Nieuwe Kerk mit dem Mausoleum von Wilhelm von Oranje, oder die Keramikkarte in der Papenstraat, eine Stadtansicht von Delft aus dem 17. Jahrhundert, die von zwei Keramikkünstlern und mehr als 500 Freiwilligen in 15 Monaten aus Mosaik und Keramik geschaffen wurde, runden die Führung der Gilde ab.

Delfter Blau

Weltweit bekannt ist die Stadt Delft auch durch das berühmte Porzellan „Delfter Blau“. Seit 1653 kreiert Royal Delft hochwertige Keramik, die von 1650 bis 1750 eine Glanzzeit erlebte, als in Delft 33 Keramikfabriken gab. Royal Delft (www.royaldelft.com) ist heute die einzige verbliebene Keramikfabrik aus dem 17. Jahrhundert, in der immer noch Delfter Blau hergestellt wird. In der Produktionsstätte können die Besucher die Maler bei ihrer Arbeit beobachten und den Produktionsprozess hautnah erleben. Im Museum werden verschiedene Meisterwerke der Handwerkskunst ausgestellt, wie die blau-weiße Tulpenpyramide.

Bei Royal Delft erleben Besucher Handwerkskunst hautnah.

Über die Entstehung und die Erfolgsgeheimnisse der Delfter Keramik informiert auch das Museum Prinsenhof (www.prinsenhof-delft.nl) im ehemaligen Gebäude des Sint-Agatha-Klosters, das die Entstehung der Niederlande und die niederländische Geschichte behandelt. Berühmte Delfter Persönlichkeiten werden hier vorgestellt, allen voran Wilhelm von Oranien. Der Begründer der niederländischen Unabhängigkeit lebte und arbeitete im 16. Jahrhundert an diesem Ort und wurde am 10. Juli 1584 auch hier ermordet. Noch heute sind die Einschusslöcher in der Mauer des Museums sichtbar.

Delft City Shuttle Service

Nicht nur zu Fuß, sondern auch mit dem Fahrrad oder auf dem Wasser lässt sich Delft erkunden. Ein ideales Fortbewegungsmittel, um die Stadt zu entdecken, bietet der Delft City Shuttle Service (www.delftcityshuttle.nl). Nach dem Hop-on-Hop-off-Prinzip können die Besucher an 13 Stationen in die elektrischen Tuk-Tuks ein- und aussteigen oder eine einstündige Tour zu allen Sehenswürdigkeiten unternehmen. Ein Tagesticket kostet fünf Euro.
Die Route des Delft City Shuttle Service führt auch zum WestCord Hotel Delft (www.westcordhotels.com), das nur einen Katzensprung von der Delfter Innenstadt entfernt liegt und eine perfekte Anbindung an Rotterdam (circa 14 Kilometer entfernt) und Den Haag (circa 12 Kilometer entfernt) bietet. Das Hotel wurde vollständig von den Designern des benachbarten Ikea möbliert und gestaltet – wobei im Restaurant Blue Dining auch ein Hauch von Delfter Blau nicht fehlen darf. Jede Etage des fünfgeschossigen Komplexes ist farblich anders gestaltet, alle fünf Jahre werden die Zimmer komplett neu eingerichtet. Zur Auswahl stehen den Gästen Einzel-/Doppelzimmer, Familienzimmer und Studio-Apartments mit separatem Wohnzimmer und Kochnische. Parkplätze, Fitnessraum und Sauna können kostenfrei genutzt werden.
Ein weiteres Hotel der WestCord-Familie ist das Hotel Arsenaal (www.hotelarsenaal.com) in zentraler Lage in Delft. Das ehemalige Waffenarsenal, direkt an einer Gracht gelegen, ist zu einem geschmackvoll eingerichteten Hotel mit 63 luxeriösen Zimmern umgebaut worden, das die alte Bausubstanz mit modernem Design verbindet. Viel Komfort und eine ruhige Atmosphäre zeichnen das Haus aus, dessen historische Gemäuer auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Das Frühstück genießt man mit Blick auf die Gracht und in der gemütlichen Bar „De Wapenkamer“ kann man den Tag bei einem Cocktail, einem Glas Wein und typisch niederländischen Borrelhapjes ausklingen lassen. Auch am Abend ist die Delfter Altstadt voller Leben. Für Nachtschwärmer bieten sich vielfältige Möglichkeiten, denn nicht zuletzt dank der Universität ist Delft eine junge Stadt mit einer lebendigen Gastroszene. Wer ein Wochenende im malerischen Delft verbracht hat, wird sicher wiederkommen, denn die Stadt hat alles, was es für eine perfekte Auszeit braucht.

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