KLEVE. Der eine ist guter Dinge, der andere verhalten pessimistisch, doch von der Idee sind beide, zumndest grundsätzlich, überzeugt. „Vielleicht wird‘s ja was…“, meint Heiner Frost. „Ganz bestimmt wird‘s was“, ist Mitstreiter Reinhard Berens zuversichtlich. Frost und Berens zeichnen verantwortlich für die neue Gesprächsreihe „Gedankenstriche – Nachdenken über…“, die am kommenden Sonntag im Cinque-Spiegelzelt auf der Wiese hinter dem Klever Tiergarten Premiere feiert. Wer die Idee hatte? Da schieben sich die beiden gegenseitig die „Schuld“ in die Schuhe. Fest steht: verabredet wurde es beim gemeinsamen Frühstück. Geplant sind ganz unterschiedliche Themen in wechselnden Locations. Leichte Kost gibt es zum Auftakt erstmal nicht. Denn da geht’s gleich um das weite Feld der Kultur am Niederrhein.

Was Sigrun Hintzen (Klever Konzerte), Harald Kunde (Museum Kurhaus) und Stefan Reichmann (Haldern Pop) dazu zu sagen haben, wird das interessierte Publikum an dem Sonntag sicher erfahren. Moderator Frost hofft auf eine spannende Diskussion. „Bloß keinen Small Talk“, ist ihm wichtig. Die Diskussion soll zunächst auf dem Podium stattfinden (wenn man den Moderator fragt, dann bestenfalls so rege, dass keine Moderation notwendig ist), dann aber auch die Gäste mit einbeziehen. Fragen, Ideen und Meinungen sind ausdrücklich erwünscht. Nachdenken über Kultur. „Da gibt es eine ganze Reihe von Fragen, die man stellen könnte“, sagt Frost, der vorab auf das Nachdenken lieber verzichten würde, weil das bereits zu schlaflosen Nächten führt. „Ideal wäre es, wenn sich das Gespräch und der anschließende Dialog mit dem Publikum selbstständig entwickelt“, verzichtet Frost bewusst auf einen langen Fragenkatalog und setzt auf Eigen-Dynamik und Spontanität. Ideen (und eine eigene Meinung) hat er natürlich trotzdem. „Man könnte zum Beispiel darüber nachdenken, woran sich Erfolg messen lässt“, sagt Frost. Kann man Erfolg überhaupt messen? Geht es da um Besucherzahlen und verkaufte Tickets oder reicht es, wenn zwar nur wenige Menschen das Konzert oder die Ausstellung besuchen, dafür aber absolut begeistert sind? Muss Kultur mit Kommerz einhergehen, um erfolgreich zu sein? Wie lässt sich bemessen, ob Kultur (noch) wirtschaftlich ist? Muss Kultur überhaupt einem wirtschaftlichen Anspruch genügen?

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Die Sache mit dem Zeitgeist

„Ein weiterer Ansatz wäre die Frage, wie man das Publikum für Kultur begeistern kann“, sagt Frost. Sowohl die klassischen Konzertreihen als auch die Museen sehen sich seit Jahren mit rückläufigen Besucherzahlen konfrontiert. Aber auch das Haldern Pop hätte am vergangenen Wochenende mehr Besucher gebrauchen können und schwankt seit Jahren, je nach Line-Up, zwischen sofort ausverkauft und Tageskarten erhältlich. Woran liegt das? Plant man am Zeitgeist vorbei? Ist es wichtig, dem Zeitgeist zu entsprechen? Wie begegnet man dem Zuschauerschwund in bestimmten Bereichen? Gibt es Lösungsansätze?
„Es ist ein Experiment“, sagen Berens und Frost über das neue Format. Einladen wollen die beiden in lockerer Folge zu allen möglichen Themenfeldern. Mal im Turm, mal im Museum – oder auch ganz woanders. Auch in Sachen Moderation ist man noch nicht ganz einer Meinung. Berens setzt auf Frost. Frost setzt auf einen Co-Moderator Berens. „Oder vielleicht auch einfach jemand, der sich mit dem jeweiligen Thema gut auskennt“, findet Frost gut. Jetzt wird‘s aber erstmal ausprobiert.

„Das Spiegelzelt ist eine tolle Location und die „Gedankenstriche“ passen gut zum philosophischen Frühschoppen am Sonntag“, ist Berens zuversichtlich, dass (möglichst nicht nur) Kulturschaffende das Angebot zum lockeren Meinungsaustausch nutzen. Das Zelt ist bestuhlt, Getränke und Snacks gibt es natürlich auch und der Eintritt ist frei. Los geht es um 12 Uhr. „Eine Stunde wird‘s werden“, meint Frost. „Ende offen“, hält Berens dagegen.

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