Die Sprache der Blumen

    Pflanzen spielen seit jeher auch in der Trauer eine bedeutsame Rolle

    NIEDERRHEIN. Pflanzen sind nicht nur ein elementarer Bestandteil des Lebens auf der Erde, sondern tragen auch für die Menschen weitere Bedeutung. Zum Beispiel im Rahmen von Trauer und Bestattung. „Sie spielen eine große Rolle“, weiß Margret Quernhorst vom gleichnamigen Blumen-Studio in Ginderich. Zumal jede Art ihre eigene Bedeutung und Symbolik aufweist.

    Was Blumen betrifft, geht es im Trauerfall meist darum, was der Verstorbene mochte. So stehen Angehörige vor der Frage nach den Vorlieben des Verstorbenen. „Oft ist das auch der Familie selbst wichtig“, sagt Quernhorst. Aber es kann ebenso passieren, dass die Hinterbliebenen kopflos sind. „Je nachdem, wie tragisch der Fall ist, kann man als Familienmitglied nicht immer so weit denken.“

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    Symbolik hinter den Blumen

    Quernhorst denkt nicht, dass die Menschen im Moment der Trauer die Symbolik der Blumen vor Augen haben. Das stecke wohl eher im Unterbewusstsein. „Das Endresultat, der Gesamteindruck muss dann stimmen.“ das richtige Gefühl steht dabei eigentlich im Vordergrund.

    Ein Beispiel aus ihrer Erinnerung: Der Tod seiner Mutter traf einen jungen Mann schwer, der bereits früh seinen Vater verloren hatte. Da sie weiße Orchideen über alles geliebt hatte, wählte er diese für die Beerdigung. Klein sollte sie werden, aber nicht um Kosten zu sparen: „Sie sollte würdig und wertvoll sein.“ So ein Fall zeigt beispielhaft, wie wichtig Blumen und ihre Wirkung sein können. Mit ihnen könne man den Menschen einen Teil ihrer Angst nehmen.

    Neben einem ganz persönlichen Wert im Einzelfall wurde jede Art im Laufe der Zeit durch die Menschen mit einer metaphorischen Bedeutung versehen. „Die Rose steht an erster Stelle“, sagt Quernhorst über die Verbreitung. Sie symbolisiert Liebe und Leidenschaft. Was jedoch die Farben angeht, kommen wieder die Vorlieben ins Spiel.
    Die Lilie als Gottes- beziehungsweise Marienblume steht wohl direkt hinter der Rose. „Für sehr gläubige Menschen spielt das auch heute eine Rolle.“ Früher habe man noch häufiger Chrysanthemen verwendet, ganz besonders die dicken, wie man sie noch immer von Allerheiligen kennt. „Weil sie besonders lange halten, galten sie als Ausdruck für Wohlstand.“

    Als weiteres Symbol für Leidenschaft und Liebe sollte auch die Nelke erwähnt werden. Sie steht aber darüber hinaus auch für Langlebigkeit. Gerbera und Sonnenblume wiederum stehen mit ihrer Strahlenform für Freude und Freundschaft. „Sie vermitteln einen besonderes positiven Eindruck.“
    Grüner Efeu und Koniferen (Lebensbäume) wiederum sind immergrün: „Das ist in der Pflanzensprache die Symbolik für immer und ewig.“ Dasselbe lässt sich vom Trauerkranz als solchen sagen: ohne Anfang und Ende symbolisiert er Unsterblichkeit.

    Etwas zum Festhalten

    Gerade am Tag der Beerdigung, wenn man vor dem Sarg oder der Urne steht, müsse man laut Quernhorst irgendwo eine geeignete Stelle finden, um nicht haltlos zu bleiben. „Dann tut es gut, wenn der Sarg schön geschmückt ist. Das Auge kann sich daran festhalten.“
    Dieser Gedanke manifestiert sich auch in einer anderen, noch physischeren Form: der Grabbeigabe. Diese sei ebenfalls sehr hilfreich, da man sich mit der Blume beim schweren Gang zum Grab an etwas festhalten könne. Auch die anschließende Geste selbst tue den Menschen gut, indem die Mitgabe in die Trauerbewältigung hineinspielt. Es gehört zum Abschied. Überhaupt haben Blumen als Grabbeigabe eine jahrtausendealte Tradition. „Bei den Ägyptern gab es das schon und auch bei den Germanen.“

    Quernhorst vergleicht die Blumen auch mit Musik: „Dieses ganze Bild, die Friedhofshalle, sie ist nicht mehr so kühl. Durch die Blume bekommt Sie einen ganz anderen Ausdruck.“ Lebensbäume oder Lorbeerbäume in der Halle sind ein Beispiel dafür, wie auch Trauerkränze und Grabgestecke. „Da kommt mit den Blüten eine ganz andere Farbe ins Spiel.“

    Eine Veränderung hat es bei den Kondolenzsträußen gegeben, wie man sie einer trauernden Familie zu Hause vorbei bringt. „Früher war dieser grundsätzlich weiß, aber heute nimmt man auch einen Strauß mit kräftigen Farben.“ So bringe man ein wenig mehr Freude mit – wo sonst die Trauer herrscht.

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