Britta Schulz: Mit ganzem Herzen für Kalkar

KALKAR. Vor fünf Jahren schaffte sie den Wechsel im Kalkarer Rathaus. Nun möchte sie ihre Arbeit dort weiterführen: Bürgermeisterin Britta Schulz vom Forum Kalkar stellt sich zur Wiederwahl. „Ich mache es einfach gerne“, sagt sie und ergänzt: „Ich gehe gerne auf Menschen zu und höre ihnen zu. Ich glaube, das war und ist mein großer Vorteil als Bürgermeisterin. Denn wenn man das nicht kann, ist das Amt nichts für einen. Ich war und bin mit ganzem Herzen dabei.“

Möchte sich weiter für Kalkar einsetzen: Bürgermeisterin Britta Schulz NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Als sie sich 2015 in der Stichwahl unter anderem gegen den damaligen Amtsinhaber Gerhard Fonck (CDU) durchsetzte, habe sie sich zwar über das entgegengebrachte Vertrauen der Bürger sehr gefreut, aber auch Respekt vor der neuen Herausforderung gehabt.Diese habe sie aber gerne angenommen, um Kalkar voranzubringen. „Anfangs bin ich allerdings zu ideologisch an die Sache herangegangen. Ich habe geglaubt, dass wir im Rat wirklich nur über das diskutieren, was wir vor Augen haben“, sagt Schulz. Sie habe lernen müssen, dass Diskussionen, in denen ihr nicht jeder wohlgesonnen ist, jedoch zum Alltag von Ratssitzungen dazu gehören.

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Als oberstes Ziel habe sie sich 2015 vorgenommen, Kalkar finanziell zu stabilisieren. „Das ist uns gelungen. Wir schreiben mittlerweile schwarze Zahlen und hatten von 2016 bis 2019 jeweils positive Jahresabschlüsse. Insgesamt haben wir Schulden in Höhe von 7,47 Millionen Euro im Jahr 2015 auf 4,39 Millionen Euro im Jahr 2020 abgebaut. Zudem stehen wir nicht mehr am Rande der Haushaltssicherung“, sagt Schulz. Darauf könne man stolz sein: „Das war wichtig für Kalkar.“

Wertschätzung des Bürgers

Die Wertschätzung des Bürgers habe außerdem vor fünf Jahren ganz oben auf ihrer Agenda gestanden. „Wir wollten ihn besser informieren und mehr einbinden“, sagt Schulz. Das sei durch regelmäßige Bürgersprechstunden und Versammlungen in den einzelnen Ortschaften gelungen. Dadurch sei auch das bürgerschaftliche Engagement gewachsen, wie nicht zuletzt der Bürgerbus zeige. Mit der Einrichtung eines Ehrenamtstages habe sie dieses Engagement entsprechend würdigen wollen. „In meiner Amtszeit habe ich zudem versucht, möglichst viele Termine in Kindergärten, Seniorentreffs und Vereinen wahrzunehmen, um mit vielen Menschen ins Gespräch zu kommen und ihnen zu hören zu können“, blickt Schulz zurück. Dies würde sie als wiedergewählte Bürgermeisterin gerne fortführen.

Die Verwaltungsstrukturen habe sie in den vergangenen fünf Jahren ebenfalls verbessern und modernisieren wollen. Hier sei noch Luft nach oben. „Formulare müssen weiter kontinuierlich digitalisiert werden. Es kann zudem noch effektiver gearbeitet werden“, meint Schulz. Allerdings dürfe man dabei nie vergessen, dass eine Verwaltung für alle Bürger da sein müsse. „Wir können nicht alles digitalisieren und etwa die älteren Bürger alleine lassen. Eine Verwaltung braucht auch immer noch ein Gesicht. Die Homepage kann das nicht alleine abdecken“, sagt Schulz.

Ein weiteres, zentrales Thema in den vergangenen fünf Jahren sei zudem die Stadtentwicklung und eine effektive Wirtschaftsförderung gewesen. Auch hier habe Kalkar bereits einen großen Sprung nach vorne gemacht. „Dabei hatten wir natürlich großes Glück, dass wir Bruno Ketteler als Wirtschaftsförderer gewinnen konnten. Er hat einiges aufgebaut und steht in ständigem Kontakt mit den Unternehmen“, sagt Schulz. Das Sorgenkind „Gewerbe- und Gründerzentrum Kalkar“ in Kehrum habe Ketteler maßgeblich vorangebracht. „Mittlerweile haben wir dort eine Auslastung von 94 Prozent und mit der Firma Hitachi High-Tech einen großen Hauptmieter“, sagt Schulz. Dieser Erfolg sei vor allem dem engen Kontakt zu Unternehmen, den Ketteler pflegt, zu verdanken.

Das bereits auf den Weg gebrachte Stadtentwicklungskonzept solle Kalkar weiter gut für die Zukunft aufstellen. Hierzu gehöre neben einigen anderen Maßnahmen auch der Umbau des Marktplatzes. „Hier gibt es vor allem die Anzahl der PKW-Stellflächen, eine barrierefreie Querung und eine Begrünung zu beachten“, sagt Schulz. Dazu müsse ein intensiver Bürgerdialog erfolgen.

Wichtig sei außerdem die Ausweisung neuer Gewerbe- und Wohnbauflächen. „Dazu haben wir gerade in Altkalkar ein großes Baugebiet gekauft. Wir möchten Altkalkar als Stadtgebiet weiter ausbauen und Wohngelegenheiten für alle schaffen – von der Familie mit einem kleinen Eigenheim bis hin zu Wohnungen für junge Leute oder Senioren“, sagt Schulz. Dabei müsse in der Zukunft aber bedacht werden, dass auch Baugebiete endlich seien. Britta Schulz möchte sich außerdem weiter für das Gebiet Oybaum einsetzen, das in ein offizielles Wohngebiet umgewandelt werden soll. Die Erneuerung des Marktplatzes in Grieth solle zudem ebenfalls zum Abschluss kommen.

Tourismuskonzept

In ihrer nächsten Amtszeit würde die 61-Jährige darüber hinaus gerne ein gesamtstädtisches Tourismuskonzept entwickeln. „Wir können Kalkar da noch weiter voranbringen. Wir haben mit dem Marktplatz, der Innenstadt und den Ortsteilen, wo es sehr viele sehr schöne Ecken gibt, etwas, das wir präsentieren können. Das müssen wir noch stärker nach außen bringen“, sagt Schulz. Dabei gebühre aber bereits dem Werbering Kalkar aKtiv mit ihrem Vorsitzenden Han Groot Obbink großen Dank, da sie mit Veranstaltungen wie „Sommer in der Stadt“ oder „Kalkar genießen“ schon Großartiges auf den Weg gebracht hätten. Ebenso wie die kulturellen Angebote könne man dies aber noch weiter ausbauen.

Britta Schulz möchte außerdem den Verkauf des Freizeitparks Wisseler See zum Abschluss bringen. „Er schreibt zwar schwarze Zahlen, aber wir reden hier von 150.000 Euro Gewinn jährlich. Damit kann man leider keinen Freizeitpark weiter ausbauen und für die Zukunft aufstellen. Der Camping-Markt hat sich in den vergangenen Jahren jedoch stark verändert. Die Leute wollen mehr als nur einen einfachen Campingplatz. Mit 150.000 Euro Gewinn pro Jahr kann man den Wisseler See jedoch nicht weiter optimieren. Zudem fehlen uns als Verwaltung die Ressourcen dafür“, sagt Schulz. Es sei auch nicht die Kern-Aufgabe einer Stadtverwaltung, einen Freizeitpark zu betreiben. Insofern sei ein Verkauf zu vertraglich genau zu vereinbarenden Konditionen eine denkbare Alternative.

Auch im Bereich des Klimaschutzes wolle sie Kalkar weiter fit für die Zukunft machen. Der Ausbau von Ladestationen für E-Autos und E-Fahrräder, die Förderung von eCar-Sharing, der weitere Ausbau der LED-Technik in öffentlichen Gebäuden sowie die Entwicklung und Umsetzung eines Klimaschutzkonzeptes seien hier einige zentrale Schwerpunkte. Weiter voran soll auch die Sanierung der Grundschulen in Wissel und Appeldorn gehen. Verbessern möchte Schulz außerdem die städtischen Sportstätten und die Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche. Das Spielplatzkonzept solle ebenso fertiggestellt werden. Das Pädagogische Zentrum im Kalkarer Schulzentrum sei ein weiteres Thema. „Hier müssen wir uns aber erstmal überlegen, was es in der Zukunft denn sein soll: Wollen wir eine Bürger- und Pausenhalle für das Gymnasium oder wollen wir eine Veranstaltungshalle, die mehr Technik benötigt?“, fragt Schulz. Hier müsse zunächst ein gut durchgedachtes Konzept erstellt werden.

Ihre fünfjährige Amtszeit, für die sie 2015 gewählt wurde, neigt sich nun dem Ende entgegen. Was ihr am meisten in Erinnerung geblieben sei, seien die Begegnungen mit den Menschen. „Ein besonders schönes Bild ergab sich mir, als 2017 zur 775-Jahr-Feier die Vereine einen Umzug durch die Stadt organisierten und es ein mittelalterliches Markttreiben gab. Das war wirklich ganz toll“, sagt Schulz, die zudem betont, dass ihr der Job immer sehr viel Freude bereitet habe.

Leidenschaft für Krimis

Wenn es dann doch mal stressig wurde, habe sie beim Lesen eines Krimis – bevorzugt im eigenen, großzügigen Garten – abschalten können. „Ich lese leidenschaftlich gerne und kann das daher sehr schnell. Ich dürfte alle Niederrhein-Krimis bereits durch haben“, meint Schulz. Energie ziehe sie außerdem aus ihrer Familie, die immer weiter wachse: Zu ihrem Mann, mit dem sie seit 34 Jahren verheiratet ist, kommen noch vier erwachsene Kinder, zwei Enkelkinder und bald zwei weitere Enkelkinder hinzu, für die sie auch als Bürgermeisterin immer noch Zeit finde.

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