Tansania – eine aufregende Reise ins Unbekannte

Miriam Bauke und Hannah Beisel aus Geldern verbrachten acht spannende Monate in Iringa im Herzen von Tansania

Tansania Geldern
Hannah Beisel (l.) und Miriam Bauke aus Geldern. Fotos: privat

GELDERN. Ende Juli letzten Jahres haben sich Miriam Bauke und Hannah Beisel aus Geldern, zusammen mit vier anderen Freiwilligen am Düsseldorfer Flughafen von ihren Familien und Freunden verabschiedet, um eine Reise ins Unbekannte zu beginnen. Das neue vorübergehende Zuhause für geplante 13 Monate war das rund 7.000 Kilometer entfernte Land Tansania. Genauer gesagt: die Stadt Iringa, die im Herzen des Landes liegt.

In Tansania arbeiteten Miriam und Hannah an Einsatzstellen der Organisation „Amani Kinderdorf“, die ihren Sitz in Geldern hat. Das Ziel der Organisation ist es, Kindern in Tansania ein selbstbestimmtes Leben und eine Schulausbildung zu ermöglichen. Dafür wurden zwei Kinderdörfer in Kilolo und Kitwiru gebaut, deren Leitung in tansanischen Händen liegt. Dort wird ein familiäres Zusammenleben gewährleistet, das sowohl Geborgenheit bietet, als auch mit Pflichten, wie Hausarbeit und der Betreuung jüngerer Kinder verbunden ist.

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Auf diese beiden Kinderdörfer verteilt arbeiten drei Freiwillige, die den dort lebenden Kindern Nachhilfeunterricht geben und darüber hinaus den Alltag mit ihnen verbringen. Weiterhin sind diese unter der Woche an den nahegelegenen Secondary Schools tätig; in Kitwiru geben sie Computerstunden und in Kilolo unterrichten sie Mathematik. Die Schreinerei, die beim Kinderdorf Kilolo liegt, wird jedes Jahr von zwei ausgebildeten Schreiner-Freiwilligen unterstützt. Zudem arbeiten zwei der Freiwilligen an einer christlichen Secondary School, in der sie Computerunterricht geben und eine Deutschland-AG anbieten. Sie leben nicht, wie die anderen Freiwilligen, in einem der Kinderdörfer, sondern in der Stadt Iringa.

Vorgänger-Freiwilligen unterstützen im ersten Monat

Tansania Kinder
Kinder des Kinderdorfes Kilolo, die von Miriam Hauke und Hannah Beisel in den acht Monaten in Tansania betreut wurden.

Der erste Monat war für die Freiwilligen aus Deutschland sehr wichtig, da in diesem noch die Vorgängerfreiwilligen da waren, um sie bei allen möglichen Themen zu unterstützen. Mit manchen Problemen haben sie nämlich vorher gar nicht gerechnet. Es gibt in Iringa zum Beispiel keine Supermärkte, weshalb sie erst lernen mussten, wo man etwas einkaufen kann. Aber natürlich wurde ihnen auch der Einstieg in die Arbeit durch die Vorgänger um einiges erleichtert. So lernten sie schnell, wie man den Schülern am besten etwas beibringt, so dass diese Spaß am Unterricht haben, aber gleichzeitig auch etwas lernen.

Auch bei der Sprache hilft es sehr. Die Freiwilligen bekamen zwar das ganze Jahr hindurch zweimal die Woche Unterricht in der Landessprache Kisuaheli, aber natürlich ist der Wortschatz am Anfang sehr eingeschränkt und so ist es sehr hilfreich zu Beginn von den vorherigen Freiwilligen unterstützt zu werden. Nach dem ersten Monat haben sie sich dann aber auch sehr darauf gefreut, den tansanischen Alltag alleine erkunden zu können und jeden Tag mehr Kisuaheli zu lernen.

Tansania wächst den Besuchern ans Herz

So wuchs ihnen Tansania immer weiter ans Herz und sie freuten sich alle darauf, bis Ende August noch viele neuen Orte und Menschen kennenzulernen. Doch dann erfuhren sie das erste Mal von Corona. Wie so manch anderer, unterschätzten die Freiwilligen in Tansania anfangs die Auswirkungen des Virus, weshalb sie die Nachricht der Entsendeorganisation eiskalt erwischte: „Die deutsche Bundesregierung sagt, ihr müsst nach Hause. Wir versuchen, euch einen Flug für nächste Woche zu buchen.“

Die folgenden Tage zogen blitzschnell an ihnen vorbei. Der Abschied von den Kindern und Mitarbeitern in den Kinderdörfern, den Lehrern in den Schulen, den tansanischen Projektleitern und natürlich den anderen Freiwilligen in Iringa fiel allen schwer. Das Ende des Freiwilligendienstes erfolgte viel zu abrupt, es gab zu wenig Zeit, um alle ein letztes Mal zu besuchen und die Situation zu erklären. Wenn sie von ihrer Rückkehr nach Deutschland berichteten, stießen sie oftmals auf Unverständnis. „In Tansania gibt es doch noch keine Corona-Infizierten” und „Ist es für euch in Deutschland nicht viel gefährlicher?“, waren häufige Reaktionen, auf die sie bloß entgegnen konnten, dass die Regierung nun einmal allen Entsendorganisationen des weltwärts-Programms dazu riet, ihre Freiwilligen wieder zurück zu holen. Schließlich wollten sie verhindern, in Tansania festzusitzen, falls die Grenzen geschlossen werden. Wie ernst die Lage aber tatsächlich war, wurde den Freiwilligen erst am Flughafen in Dar Es Salaam bewusst. Dort wurden sie schon von anderen Freiwilligen begrüßt, deren Flüge nach Deutschland bereits gestrichen wurden, weshalb sie um die Sitzplätze im überbuchten Flugzeug bangten. Glücklicherweise klappte bei bei ihnen alles, jedoch mussten zahlreiche Touristen am Flughafen zurückbleiben; so auch die befreundeten Freiwilligen, die erst eine Woche später zurück nach Deutschland fliegen konnten.

Dankbar für eine einmalige Möglichkeit

Auch wenn ihr Aufenthalt aufgrund der vorzeitigen Abreise früher als geplant endete, sind Hannah und Miriam unglaublich dankbar für diese einmalige Möglichkeit: Sie haben nicht nur eine neue Sprache, atemberaubende Orte und faszinierende Menschen kennengelernt, nein, der Freiwilligendienst hat ihnen auch eine völlig neue Sicht auf die Welt, das Leben und die dazugehörigen Werte ermöglicht. Sie durften Anteil an einer Kultur nehmen, die viel stärker auf Gemeinschaft basiert als es in Europa der Fall ist.

Obwohl jeder auch sein eigenes Leben und seine Zukunft im Auge hat, nimmt man sich Zeit füreinander, sei es bei zufälligen Treffen auf der Straße oder unangekündigten Besuchen. Denn das Miteinander wird über die eigenen Bedürfnisse gestellt und daraus resultieren tiefgründige Beziehungen innerhalb der Gesellschaft. So war es auch ihnen möglich, während ihres leider nur achtmonatigen Aufenthalts, enge Freundschaften zu knüpfen. In ihren Erinnerungen bleiben Miriam und Hannah wohl immer mit Tansania verbunden und sie hoffen, dass die gesammelten Erfahrungen ihr Leben in Deutschland auch in Zukunft begleiten werden. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.amani-kinderdorf.de.

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