Zur Not geht es fürs Abitur in die Turnhalle

Am Klever Konrad Adenauer Gymnasium ist man gespannt auf das weitere Vorgehen des Schulministeriums

Ziemlich ruhig ist es zurzeit am und im Klever KAG. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

KLEVE. Schüler, die vor Abschlussprüfungen stehen (Klassen 10, 12 und 13), können seit vergangenen Donnerstag wieder zur Schule gehen. Dies hatte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer im Schulausschuss des Düsseldorfer Landtags mitgeteilt. Die Schulen sollten gezielte Angebote in den Prüfungsfächern machen. Eine Verpflichtung zum Schulbesuch sollte es aber nicht geben, betonte Gebauer. Vielmehr sei es ein „faires Angebot für Prüflinge“, das Bildungsgerechtigkeit sicherstellen solle.

Am Konrad-Adenauer-Gymnasium in Kleve wurde eine Reihe von Maßnahmen zur Einhaltung von Hygienevorschriften umgesetzt. So etwa das Splitten von Kursen, damit sich nicht mehr als zwölf Schüler gleichzeitig in einem Klassenraum aufhalten. „In der letzten Woche haben wir mit den Leistungskursen angefangen, jetzt sind die dritten und vierten Fächer an der Reihe und dann wieder die Hauptfächer“, erklärt Schulleiter Heinz-Bernd Westerhoff, wie man das Lernen für die Abiturienten aktuell gestaltet.

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Mundschutz schafft zusätzliche Sicherheit

Um den Unterricht in reduzierter Klassenstärke gewährleisten zu können, fährt man hier ein Zwei-Schichten-System. Gelernt wird von 9 bis 11 und von 12 bis 14 Uhr. Außerdem hat man sich darauf geeinigt, auch ohne gesetzliche Verpflichtung durchgehend Mundschutz zu tragen. „Das war am Anfang zwar ungewohnt, klappt aber eigentlich ganz gut“, sagt Westerhoff. Allerdings habe man bereits festgestellt, dass diese Sicherheitsvorkehrung zum einen die Arbeit der Lehrer erschwert („es ist gar nicht so leicht, vernünftig dadurch zu atmen, wenn man die ganze Zeit sprechen muss“) und zum anderen auch die fehlende Mimik das Lernen beeinträchtigt. „Lehrer sind während des Unterrichts auch viel nonverbal unterwegs“, erklärt Westerhoff. „Das ist für die älteren Schüler vielleicht noch in Ordnung, für jüngere Schüler könnte das aber zum Problem werden“, meint er. Für sie könnte auch die Rückkehr zum „Frontal-Unterricht“ von Nachteil sein. Denn klassenübergreifendes Lernen oder Gruppenarbeit sei aktuell gar nicht denkbar.

Einbahnstraßen-Prinzip funktioniert bei überschaubarer Schülerzahl

Problematisch könnte es auch werden, wenn mehr Schüler zurückkehren. „Im Moment haben wir hier rund 80 Abiturienten und können fast alle Räumlichkeiten im Einbahnstraßen-Prinzip nutzen“, sagt Westerhoff. Das heißt, die Schüler kommen durch die eine Tür herein und desinfizieren sich die Hände, durch eine zweite Tür geht es wieder heraus. Etwa 90 Prozent der jetzt anwesenden Schüler können in einem Raum, der über zwei Türen verfügt, unterrichtet werden. Käme nun eine weitere Stufe hinzu, sei das rein von den räumlichen Gegebenheiten her nicht mehr möglich. „Eine Möglichkeit wäre, die Stufen an unterschiedlichen Tagen kommen zu lassen“, erklärt Westerhoff, dass man an verschiedenen Modellen feilt. Sehr gespannt sind er und seine Kollegen auch, was nächste Woche passiert, wenn die vierten Klassen wieder unterrichtet werden sollen. Schließlich ist die Montessori-Grundschule vorübergehend direkter Nachbar des Gymnasiums.

Auf alles vorbereitet

Gedanken hat man sich auch über die Durchführung der Prüfungen gemacht. Die schriftlichen Abiturprüfungen finden in NRW zwischen dem 12. und 25. Mai statt, bei den mündlichen Prüfungen haben die Schulen einen gewissen Spielraum. „Wir haben die Genehmigung, die Turnhalle dafür zu nutzen“, sagt Westerhoff. So könne man die Klausuren durchziehen, „auch wenn die Schule wegen eines Corona-Falls gesperrt werden müsste“. Überlegt werde auch, ob man mündliche Prüfungen per Videokonferenz durchführen könnte. „In Sachen Digitalisierung haben die Schulen noch viel aufzuholen“, ist Westerhoff überzeugt und sieht da klar das Land NRW in der Pflicht. Das fange mit dem zum Teil schlechten Netz an und setze sich bei der nicht vorhandenen Chancengleichheit fort. „Man merkt schon, wer zuhause einen eigenen PC mit Flatrate hat und wer sich vielleicht mit anderen Familienmitgliedern ein Gerät teilen muss“, ist Westerhoffs Erfahrung.

Wie man die weitere Öffnung der Schulen stemmen will, ist für Westerhoff noch unklar. Zumal einige Lehrer zu den Risikogruppen zählen. Er und seine Kollegen warten jetzt auf weitere Entscheidungen – und werden dann versuchen, die Vorgaben bestmöglich umzusetzen. „Da ist gerade ganz viel Dynamik drin“, weiß er. Einen Wunsch hätte er außerdem noch: „Dass sich die Bundesländer auf einheitliche Lösungen einigen und eine klare Linie fahren.“

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