Die Neue an der Pforte

Das ist sie also – die Neue bei der Klosterpforte. Seit einer Woche ist Bärbel Vick dabei. Fragt man nach ihrer Telefonnummer, muss sie noch bei der Vorgängerin nachfragen.

27

Elke Lehnen war 27 Jahre dabei. Lehnen kam von Viersen nach Kleve. Beim Arbeitsamt (so hieß das damals) gab es zwei Stellen, die auf ihr Profil passten. „Eine war beim Theodor Brauer Haus, die andere hier bei der Klosterpforte.“ Drei Jahre wollte sie bleiben – es wurden dann ein paar mehr. „Übrigens war es genau so wie bei Fritz Leinung – einem der Väter der Klosterpforte. Der wollte fünf Jahre in Kleve bleiben – es wurden dann auch 27“; sagt Michael Rübo, seines Zeichens „Finanzminister“ bei der Klosterpforte.
Für die Stelle „Leitung Klosterpforte“ gibt es übrigens einen Personalkostenzuschuss seitens der Stadt. „Der ist“ – da ist die Zahl wieder – „seit 27 Jahren konstant“, sagt Rübo. Man ist geneigt zu sagen: Zeit für einen inflationsbereinigten Aufschlag, aber das wäre eine andere Geschichte.

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Leitungsfunktion

Rund 30 Bewerber meldeten sich auf die Ausschreibung. Bärbel Vick erfuhr (das darf man ja mal sagen) aus den Niederrhein Nachrichten von der Stelle. „Wir wünschen uns: Empathie und Zugewandheit, fundierte fachliche Ausbildung im sozialen Bereich, gute Kenntnisse im deutschen Sozialrecht und eine Affinität zum christlichen Glauben“, hieß es in der Ausschreibung unter dem Stichwort ‚Klosterpforte Kleve e.V.: Leitungsfunktion unserer Einrichtung‘.

Mehr als (warme) Mahlzeiten

Das muss dann wohl gepasst haben. Und damit auch das noch mal klar ist: Die Klosterpforte in Kleve – das ist weit mehr als Frühstück und warme Mahlzeiten. Noch ein Blick in die Ausschreibung: „Die Klosterpforte ist eine anerkannte, soziale Einrichtung in Kleve, die sich um die Randgruppen in Kleve kümmert. Wir bieten nicht nur Frühstücks- und Mittagstisch, sondern sind vor allem auch Ansprechpartner für die Belange unserer Besucher. Wir sind in Kleve gut vernetzt und erfüllen hier eine Lotsenfunktion.“

Zuhören, organisieren

Zu Vicks Aufgaben gehört es, zuzuhören, Anlaufstelle zu sein und Anlaufstellen zu kennen. Die Klosterpforte als Türöffner für den Sozialstaat? Vielleicht. „Manche Menschen sind mit den Dingen, die man tun muss, um an eine Unterkunft zu kommen oder Hartz IV zu beantragen, überfordert. Sie brauchen Unterstützung“, sagt Michael Rübo und fügt hinzu „auf Augenhöhe.“ Und dann sagt er noch: „Wir wollen eine offene Einrichtung sein.“ Die Türen sollen möglichst oft geöffnet sein. Sprechstunden werden nicht am Telefon vereinbart, sondern vor Ort. Und manchmal sind beide Teile des Wortes Sprechstunde gleichrangig. Und von Vicks Seite aus sind Sprechstunden nicht zuletzt auch Zuhörstunden. Was gehört noch zu Vicks Aufgaben? Zu nennen wäre der Kontakt zu den Ehrenamtlichen, ohne die – das ist nicht nur bei der Klosterpforte so – Deutschland wohl längt aus den Gleisen gesprungen wäre.

Spenden, spenden, Spenden

Eine sechsstellige Summe wird jährlich gebraucht, um alle die Dinge abzudecken und zu ermöglichen, die in und von der Pforte erledigt werden. Stopp: Erledigen – das klingt irgendwie zu sehr nach Bürokratie. Vielleicht also besser schreiben: Dinge, die geleistet werden – angeboten, verwirklicht. „Das alles müssen wir über Spenden finanzieren“, erklären Rübo und Michiel van der Mey, seines Zeichens Vorsitzender des Vereins Klosterpforte.
Die wichtigen Begriffe: Augenhöhe, Hilfe zur Selbsthilfe. Merke: Am besten nicht mit Begriffen hantieren sondern daraus eine Grammatik des Handelns entwickeln. Eben das passiert in der Klosterpforte. Im „Restaurant mit dem Loch im Löffel“ ist es eng. Rübo: „Da kommst du zwangsläufig ins Gespräch.“ Wieso eigentlich „Restaurant mit dem Loch im Löffel“? Rübo: „Diesen Titel haben wir mal von einer holländischen Zeitung bekommen. Elke Lehnen ergänzt: „Natürlich haben wir es hier auch mit Drogenabhängigen zu tun. Anfangs sagte dann mal jemand: ‚Wenn ihr normale Metalllöffel habt, werden die schnell weg sein.‘ Löffel werden zum Erhitzen von Heroin gebraucht. Wir haben dann in alle Löffel ein kleines Loch gebohrt.“ Kleine Maßnahme – große Wirkung. Irgendwie eine praxisorientierte Lösung. Genau darauf kommt es für die Besucher der Klosterpforte nicht selten an.

(Über)Lebenshilfe

Es geht also um (Über)-Lebenshilfen aller Art. „Wir können uns kaum vorstellen, dass es Menschen gibt, die kein Smartphone haben und keinen Internetanschluss. Versuchen Sie dann mal, eine passende Wohnung zu finden“, erklärt Bärbel Vick. Da ist sie: die Augenhöhe. Sie ändert den Blickwinkel auf die Welt und auf die vermeintlichen Kleinigkeiten.
Wahrscheinlich wird es nicht mehr lange dauern, bis Vick die Telefonnummer nicht mehr nachsehen muss. Die ist übrigens auch wichtig, wenn jemand der Klosterpforte etwas spenden möchte. Also aufgepasst: 02821/971696.

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