Vechtetal

NIEDERLANDE. Ein Wochenende, knapp 80 Kilometer und ein E-Bike. Das waren die Ausgangsvoraussetzungen für ein ganz besonderes Wochenende entlang der Vechtetalroute durch Overijssel.

Der Beginn des Wochenendes erfolgt jedoch noch auf deutschem Boden. Um genau zu sein, in Nordhorn in der Grafschaft Bentheim. Mit einem sogenannten Flüsterboot, mit Elektromotor, geht es gemeinsam mit Skipper Carsten Denneburg über die Vechte. Bei der Bootsfahrt wird schnell deutlich, warum Nordhorn bei den Touristen sehr beliebt ist: „Das Grün zeichnet unsere Stadt aus”, erklärt Denneburg.

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Die grüne Umgebung und die Ruhe, die in der 55.000 Einwohnerstadt herrscht, genießen nicht nur die Einwohner, sondern am Wochenende auch gerne viele Touristen: „Da kommen auch gerne unsere niederländischen Nachbarn zum Shoppen”, so Denneburg. Jetzt, am frühen Freitagabend, ist vom Shoppinglärm allerdings nichts zu hören. Die einzigen Geräusche sind das Schnattern der Enten und das Vogelgezwitscher. Idylle pur und der perfekte Einstieg in ein Wochenende im Vechtetal.

Vechtetal
Mit dem Vechtezomp geht es von Laar nach Gramsbergen. NN-Fotos: Dickel

Am nächsten Tag geht es dann aber endlich los. Eine kurze Busfahrt bringt die Teilnehmer nach Emlichheim, wo die erste Etappe unserer Route startet. Das erste Ziel lautet Laar. Entlang der Vechte und durch‘s Grüne lässt es sich perfekt fietsen, wie die Niederländer zum Radfahren sagen. Die Sonne lässt sich sogar blicken und auch ein paar Kühe grasen entlang der Route. An einer Kurbelfähre wird mit viel Spaß ans andere Ufer übergesetzt, bevor die letzten Kilometer bis nach Laar absolviert werden. Hier wartet schon ein „Vechtezomp”, das uns über die Landesgrenze nach Gramsbergen bringt, während die E-Bikes mit dem Bus rübergebracht werden.

Mit der Vechtezomp nach Gramsbergen

Seit 2013 bietet eine Stiftung die Möglichkeit, mit dem „Vechtezomp” die Grenze zu passieren. 23 passionierte Skipper erläutern während der Fahrt, Details zur Region. Allein 7.000 Menschen konnten so im letzten Jahr transportiert werden, wie Skipper Henk Steenbergen erklärt. Entlang der Vechtetalroute gibt es auch einen Kunstweg, auf dem zahlreiche Kunstwerke zu bestaunen sind. Eines davon befindet sich direkt an der Grenze, die wir gerade passieren. Eine Stahlkonstruktion, die einen Mann zeigt, steht auf der deutschen Uferseite der Grenze, während auf der niederländischen Uferseite eine Frau sitzt. Das Projekt ist übertitelt mit dem Namen „Wortlos”.

Die E-Bike-Tour führt entlang der Vechte.

Gut hingegen, dass der Brückenwärter, der für insgesamt sieben Brücken tätig ist, nicht wortlos ist, denn ihn mussten die Skipper im Vorfeld anrufen, um unsere Durchfahrt anzukündigen: „Er muss dann immer mit dem Auto zu den jeweiligen Brücken fahren, wo jemand gerade durchfahren möchte”, erläutert Steenbergen. Klar, dass kleine Touristenschiffe da auch mal warten müssen, denn Frachtschiffe haben immer Vorrang. Wir haben aber Glück und können direkt durch die „Sluis de Haandrik” fahren.

Unser Ziel ist die Brauerei „Mommeriete” in Gramsbergen. Hier gibt es eine kleine Mittagspause, bevor die zweite Etappe für diesen Tag ansteht. Insgesamt 30 Kilometer stehen noch auf dem Plan. Gut gestärkt geht es weiter entlang der Vechte. Es ist beeindruckend, wie schnell die Zeit verfliegt und das Fahren ist durch die Unterstützung nur halb so anstrengend.

Zwischenstopp in Rheeze

Zwei kurze Stopps verkürzen die Fahrt zusätzlich. Der Erste erfolgt bei dem wunderschönen Café und B&B „De Rheezer Kamer” in Rheeze. Die Besitzerin Astrid Fidder erzählt uns von der Besonderheit der kleinen Stadt: „Wir liegen nicht nur an der Vechtetaltroute, sondern auch entlang des „Pieterpad”, dem bekanntesten Landstreckenwanderweg in den Niederlanden”. Klar, dass hier gerne angehalten und ein leckeres Stück Kuchen gegessen wird. Der zweite Stopp ist auf dem Campingplatz „Beerze Bulten”. Hier sind in diesem Jahr neue „Vechte Glamping Lodges” direkt an der Vechte entstanden. Für Erholungssuchende, die es etwas luxuriöser als beim Camping mögen, die perfekte Lösung.

Die letzten zehn Kilometer bis nach Ommen, unserem Tagesziel, sind schnell geschafft und am Ende des Tages freuen sich alle auf eine heiße Dusche. Nach einem leckeren Spargelmenü geht es für die meisten ins Bett. Während der E-Bike-Akku für den nächsten Tag aufgeladen wird, können auch die Teilnehmer neue Energie aufladen.

Letztes Ziel: die Hansestadt Zwolle

Das Landgut Vilsteren bietet eine wunderschöne Möglichkeit für einen Halt.

Der nächste Tag startet, bei den meisten Teilnehmern, mit etwas Muskelkater und dem zufriedenen Gefühl, gestern etwas geschafft zu haben. Noch rund 40 Kilometer liegen bis zum Endziel, der Stadt Zwolle, vor uns. Gut gestärkt geht es wieder auf die „Fiets” und los Richtung Vilsteren. Hier wird ein kurzer Fotostopp beim wunderschönen Landgut gemacht. Zahlreiche Blumen und das opulente Gebäude dienen als Fotomotiv schlechthin. Während der Weiterfahrt zieht sich der Himmel etwas zu und gerade passend zu den ersten Regentropfen kommen wir am Hof Boerhoes in Dalfsen an. Hier wird die Gruppe bereits von den beiden Besitzern mit offenem Feuer, leckeren warmen Getränken und einem Rosinenbrot – einer Spezialität der Region – erwartet.

Bei Antje Kingma und Thomas Zwiers gibt es leckeres Rosinenbrot. 

Beim prasselnden Geräusch des Regens und der Wärme des Feuers erklären uns die Besitzer Antje Kingma und Thomas Zwiers ihr Konzept: „Wir haben einige Tiere und einen großen Gemüsegarten und machen daraus unser eigenes Essen.” Auch Camper, die auf dem Hof übernachten, dürfen sich am Gemüsegarten bedienen. Besonderes Highlight: Direkt hinter dem Deich, nur zwei Gehminuten entfernt vom Hof, befindet sich die Vechte.

Nach der Stadtführung geht’s zurück nach Nordhorn

Als der Regen sich verzieht, gehen wir die letzten Kilometer unserer E-Bike-Tour an. Pünktlich zum Mittagessen kommen wir in Zwolle an. Zwolle ist die Hauptstadt der niederländischen Provinz Overijssel, die wir in den letzten beiden Tagen durchfahren haben. Von Stadtführer Bert Dijkink erfahren wir, dass Zwolle eine Studentenstadt ist: „Früher hatten die Studenten sogar eine eigene Brauerei”, berichtet Dijkink. Die sternenförmig angeordnete Innenstadt bietet für alle Besucher etwas. Ein besonderes Highlight ist der Buchladen „Waanders in de Broeren”, der in einer alten Kirche beherbergt ist. Auf rund 1.000 Quadratmetern finden sich zahlreiche Bücher. Eine außergewöhnliche Lokalität. Den zentralsten Punkt markiert die St.Michael-Kirche: „Freitags war hier früher immer der Markt und wenn man Glück hatte, konnte man noch einer Hinrichtung zusehen”, scherzt Dijkink.

Nach der Stadtführung geht es dann wieder zurück nach Nordhorn. Dieses Mal allerdings im Bus und mit dem zufriedenen Gefühl, eine ganze Menge im Vechtetal gesehen und erlebt zu haben.

Weitere Informationen zur Route im Vechtetal gibt es bei der Grafschaft Bentheim unter www.grafschaft-bentheim-tourismus.de/radfahren-und-wandern/radfahren/vechtetal-route.

 

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