Mit ihrem Vortrag zog Eva Weyl die Zuhörer in ihren Bann. Foto: privat

GOCH. Eine spannende Geschichtsstunde der besonderen Art erlebten die 300 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 8, 9 und 10, sowie Lehrerinnen, Lehrer und Gäste in der Aula der Leni-Valk-Realschule.

Die bekannte jüdische Zeitzeugin und Holocaust-Überlebende Eva Weyl nahm alle gebannt mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Unterstützt von Fotos, Karikaturen und Zeichnungen schildert sie ihre bewegende Familien- und Lebensgeschichte während der Zeit des Nationalsozialismus. Bereits 1933 flohen ihre Eltern aus Kleve in die Niederlande. Leise ist es in der Aula, als sie über Ausgrenzung, Vertreibung und  Verfolgung der Juden in beiden Ländern berichtet.

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Mit gerade sechs Jahren wird sie mit ihrer Familie 1942 in das KZ-Durchgangslager Westerbork/Niederlande gebracht. Mit großer Intensität erzählt sie, teils in kleinen Anekdoten verpackt, über die Zustände in den Baracken, mangelnde Hygiene und die Arbeit des Vaters auf den Kartoffelfeldern. Auch, dass die Mutter in den Knöpfen ihres Kinderwollmantels vorher Brillanten versteckt eingenäht hatte, von denen einige nach dem Krieg zu einem Ring verarbeitet wurden. Gleichzeitig hob sie die Hand und präsentierte Publikum ihren Ring, den sie nach bereits erfolgter Verfügung der Gedenkstätte Westerbork vererbt hatte. Dreimal sollte sie mit ihren Eltern in den Zug nach Auschwitz steigen.

Zufall und Glück verhinderten die Deportation in das Vernichtungslager, von dem man nur ungläubig Gerüchte hörte. Die Befreiung durch kanadische Soldaten, am 12. April 1945, wurde für sie und für ihre Familie zum „Happy-End“. Seither feiern sie und weitere Überlebende jedes Jahr diesen Tag mit einem großen Fest. Als Überlebende spüre sie die Motivation in der heutigen Zeit, in der Fremdenfeindlichkeit und Hass wieder aufkeimen, zu warnen und aufzuklären. „Das darf nie wieder passieren. Ihr müsst die Geschichte weitererzählen! Das ist eure Verantwortung für die Zukunft!“, mahnte sie die aufmerksam zuhörenden Schüler.

Zum Schluss rührte und beeindruckte Eva Weyl noch einmal die Zuhörer, indem sie von ihrer herzlichen Freundschaft zu der damals sieben Jahre jüngeren Tochter des KZ-Kommandanten Albert Konrad Gemmeker erzählt. Beide haben sich erst vor wenigen Jahren durch einen Zufall kennengelernt. Beide seien Opfer des Systems geworden. „Seid tolerant und diskriminiert niemanden!“, legte Eva Weyl zum Schluss der Veranstaltung allen Gästen nahe, die ihrerseits mit einem lang anhaltenden Applaus ihren kurzweilig Vortrag und die Beantwortung von Schülerfragen wertschätzten.

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